Ein Mann streckt die Zunge heraus, sie steht in Flammen.
Eine brennende Zunge kann viele Ursachen haben - zum Glück steht sie nicht tatsächlich in Flammen. © kevron2001 / iStock / Getty Images Plus

Schmerzen | Mundgesundheit

WENN DIE ZUNGE BRENNT

Wenn der Mund schmerzt und kribbelt, ist das lästig und unangenehm. Die Liste der Ursachen ist lang, eine einheitliche Therapie gegen die Beschwerden gibt es nicht. Manchmal helfen Arzneimittel - und manchmal Kaugummis.

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Wenn die Zunge schmerzt, denkt man sich am Anfang oft nichts dabei - und dieses brennende Gefühl kann auch nach einiger Zeit wieder von selbst verschwinden. Manchmal jedoch lässt es nicht nach und dehnt sich gar auf Mundhöhle und Lippen aus. Wann wird es bedenklich? Der Internist und Gastroenterologe Professor Ulrich R. Fölsch aus Kiel empfiehlt, zum Arzt zu gehen, wenn solche Beschwerden nicht innerhalb von vier bis fünf Tagen nachlassen.

Zwei bis drei von 100 Personen sind von Zungenbrennen betroffen, schätzt der Zahnmediziner und Kieferorthopäde Wolfgang Schmiedel. Vor allem Frauen im mittleren bis höheren Alter plagten die Beschwerden, merkt der ehemalige Präsident der Berliner Zahnärztekammer an.

Viele Ursachen möglich
Das Problem ist: Es gibt unzählige mögliche Auslöser. „Eine ganze Reihe von Ursachen kommt in Frage“, sagt Fölsch. Zum Beispiel kann ein Eisenmangel vorliegen. Oder hinter dem Zungenbrennen steckt eine allergische Reaktion auf ein Metall, eine Amalgamfüllung im Zahn zum Beispiel. Vielleicht reagiert die Schleimhaut auch auf bestimmte Substanzen in der Zahncreme?

Zu den häufigsten krankheitsbedingten Ursachen gehört laut Schmiedel das Sjögren-Syndrom. Diese Speicheldrüsenunterfunktion ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich die weißen Blutzellen der Immunabwehr gegen den eigenen Körper richten.

Schäden an den Nerven?
Aber auch Multiple Sklerose oder die chronische Schmerzerkrankung Fibromyalgie können mit Zungenbrennen einhergehen. Schmiedel erklärt: „Bei diesen Erkrankungen wird das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen.“ Man vermutet, dass es wegen Schädigungen des Trigeminusnervs oder des Zungen-Rachen-Nervs zu dem Brennen kommt.

Oft tritt es auch in Verbindung mit Diabetes mellitus, Sodbrennen oder einer chronischen Dickdarmentzündung auf. Weitere mögliche Ursachen sind Störungen der Schilddrüsenfunktion oder Leber- und Galleninfektionen. Infrage kommen zudem Geschwüre der Mundschleimhaut oder des Zahnfleisches (Aphthen), eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis), Karies oder Pilzerkrankungen.

Piercings oder Zahnprothesen?
„Die Irritationen können aber auch mechanischer Art sein, etwa verursacht durch Zahnprothesen oder hervorstehende Füllungen“, sagt Schmiedel. Metalle in Zahnkronen oder Piercings erzeugen mitunter elektrische Ströme, die ein Zungenbrennen auslösen.

Die Liste der möglichen Auslöser lässt sich fortsetzen: „Weit verbreitet als Ursache ist etwa die Möller-Hunter-Glossitis“, erklärt Schmiedel. Sie ist auf einen Vitamin-B12-Mangel zurückzuführen. Auch ein Mangel an Vitamin B9 und Vitamin C kann zu dem Brennen führen. Missempfindungen an der Zunge sind außerdem mögliche Nebenwirkungen von einigen Blutdrucksenkern oder Antidepressiva.

Und: „Nicht selten ist Zungenbrennen psychischer Natur“, erklärt Schmiedel. Die Störung kann ein körperliches Symptom einer Depression sein. Möglich ist auch, dass Zungenbrennen die Folge von Stress ist.

Erste Anlaufstelle Hausarztpraxis
Bei Beschwerden an der Zunge ist zunächst die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle. „Oft bezieht der Hausarzt noch weitere Ärzte ein, etwa einen Zahnarzt, einen Neurologen oder einen Psychologen, um die Diagnose abzuklären“, ergänzt Fölsch, der Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin ist.

Geduld bei der Therapie „Zungenbrennen kann wegen der ursächlich angelegten Therapie oft nur langsam geheilt werden“, sagt Schmiedel. Patienten müssen also Geduld mitbringen. Diagnostiziert ein Arzt zum Beispiel ein Sjögren-Syndrom, ist es wichtig, die Speichelproduktion beispielsweise durch Bonbons oder Kaugummis anzuregen. Bei anderen Grunderkrankungen wie etwa Diabetes hat sich Alpha-Liponsäure, ein Mittel gegen Nervenschädigung, als wirksam erwiesen.

Sind psychische Probleme die Hauptursache, kann eine kognitive Verhaltenstherapie erfolgversprechend sein. Eine solche Therapie bieten neben Psychologen auch psychosomatisch geschulte Ärzte und Zahnärzte an.

„Kamillen- oder Salbeitee können oft helfen, Beschwerden zu lindern“, ergänzt Fölsch. Geht das Zungenbrennen mit starken Schmerzen einher, sorgen Schmerzmittel womöglich für etwas Abhilfe.

Manchmal hat das Zungenbrennen eine vergleichsweise harmlose Ursache: Zu viel heiße Getränke oder sehr scharfe oder stark gesüßte Speisen zum Beispiel. Hier lasse sich einfach gegensteuern, sagt Schmiedel: Weniger davon trinken oder essen.

Quelle: dpa

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