Halsschmerzen
WENN DER RACHEN ROT SIEHT
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Ein Kribbeln im Hals, das sich innerhalb kurzer Zeit zu einem äußerst unangenehmen Kratzen entwickelt, ist häufig das erste Symptom einer Erkältung. Zwei- bis dreimal pro Jahr wird der durchschnittliche Erwachsene von einem grippalen Infekt geplagt, Kinder leiden noch deutlich häufiger darunter. Vor allem in den nass-kalten Herbst- und Wintermonaten, der klassischen Erkältungssaison, suchen viele von Halsweh Geplagte pharmazeutischen Rat.
Die Apotheke ist oft die erste und einzige Anlaufstelle, denn für viele Menschen sind Halsschmerzen, die im Rahmen einer einfachen Atemwegsinfektion auftreten, kein Anlass, den Arzt aufzusuchen. Umso wichtiger ist es, dass das Apothekenteam Kunden mit „dickem Hals“ kompetent und ausführlich berät und ihnen die individuell bestmöglichen Rachentherapeutika mit auf den Weg gibt.
Ruck-zuck angesteckt Vor Erkältungsviren ist man im Winterhalbjahr fast nirgendwo sicher. Die äußerst hartnäckigen und zähen Erreger, bei denen es sich sehr oft um Rhino- oder um Coronaviren handelt, tummeln sich überall in unserer Umgebung: Auf Türklinken, Telefonhörern und Computertastaturen ebenso wie auf Haltegriffen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Handläufen von Rolltreppen. Die Übertragung findet nicht nur von Mensch zu Mensch, also zum Beispiel beim Niesen, Husten und Sprechen statt, sondern auch über kontaminierte Gegenstände.
Wer sich im Bus beispielsweise an einem mit Viren belasteten Haltegriff festhält und danach mit den Händen ins Gesicht fasst, läuft Gefahr, dass die Erreger über die Schleimhäute von Mund und Nase in den Körper eindringen. Der Weg von dort bis in den tiefer gelegenen Rachen ist nur ein kurzer – und schon ist es passiert: Die Erkältungsviren machen sich auf den Rachenschleimhäuten breit und rufen eine Entzündungsreaktion hervor. Folge: Die Rachenschleimhaut ist stark gerötet und schwillt an, die Kehle kratzt, brennt, schmerzt, das Schlucken fällt schwer.
Eine solche Rachenentzündung wird von Medizinern Pharyngitis genannt. Greifen die Erreger zusätzlich die Kehlkopfschleimhaut an, schwellen die Stimmlippen an und röten sich. Dann heißt die Diagnose: Kehlkopfentzündung beziehungsweise Laryngitis. Typisches Symptom eines entzündeten Kehlkopfs ist Heiserkeit. Sie ist besonders lästig, zwingt sie doch ein paar Tage dazu, die Stimme zu schonen.
Tatsächlich gilt bei Heiserkeit: Am besten mal den Mund halten und, wenn sich das Sprechen gar nicht vermeiden lässt, dann stets in normaler Stimmlage und mit großzügigen Pausen. Falsch ist es hingegen, bei Heiserkeit zu flüstern, denn das strengt die Stimmlippen an und belastet sie zusätzlich. Ein absolutes No-Go ist das weit verbreitete Räuspern, das der Stimme auf Dauer Schaden zufügen kann. Der Grund: Räuspern reizt die Stimmlippen.
Wann zum Arzt?
Zum Arzt gehen sollten von Halsweh Geplagte bei diesen Symptomen:
+ Die Halsschmerzen dauern länger als die Erkältung selbst.
+ Die Schmerzen sind sehr stark.
+ Die Symptome setzen sehr heftig und plötzlich ein.
+ Die Beschwerden gehen mit weiteren ungewöhnlichen oder bisher unbekannten Symptomen wie beispielsweise Atembeschwerden, starker Heiserkeit, hohem Fieber oder ausgeprägtem Krankheitsgefühl einher.
+ Hautausschlag tritt zusätzlich auf und die Zunge ist himbeerrot verfärbt (Hinweise auf Scharlach).
+ Die Lymphknoten am Hals sind deutlich geschwollen.
+ Die Schmerzen treten einseitig sehr stark auf.
+ Die Mandeln sind gerötet, angeschwollen und/oder mit Belägen überzogen.
Für Schwangere, Stillende und jüngere Kinder sind viele Lokaltherapeutika nicht geeignet. Hier sollte das Apothekenteam frühzeitig zum Arztbesuch raten.
Kurz, aber schmerzhaft Typischerweise bleibt es bei einem grippalen Infekt nicht allein bei Halsschmerzen. Wer sich angesteckt hat, bekommt es oft auch mit Schnupfen, verstopfter Nase und Husten, nicht selten zudem mit Kopf- und Gliederschmerzen sowie mäßig erhöhter Körpertemperatur zu tun. Alles das ist sicherlich quälend, aber für ansonsten gesunde Menschen kein Grund zu ernsthafter Sorge: Erkältungsbedingte Halsschmerzen vergehen in der Regel nach drei bis fünf Tagen wieder, sehr oft bessern sich die Beschwerden bereits nach zwei Tagen deutlich.
Doch drei Tage brennende Schmerzen im geröteten Rachen und quälende Schluckbeschwerden, die die Freude am Essen trüben und selbst das Trinken zur Tortur machen – das möchten viele Menschen nicht ertragen. Und das muss auch niemand: Denn zahlreiche rezeptfreie Lokaltherapeutika aus dem Apothekensortiment können akute Beschwerden lindern, die entzündete Rachenschleimhaut beruhigen und den Genesungsprozess unterstützen. Doch welches Präparat können Sie welchem Kunden empfehlen?
Die Entscheidung ist gar nicht so leicht, denn gerade im Segment der Rachentherapeutika gibt es eine verwirrende Vielzahl an Darreichungsformen, Wirkstoffen und Wirkstoffkombinationen – Rachensprays, Gurgellösungen und Lutschtabletten, pflanzliche und chemisch-synthetische Präparate, antiseptische, antibiotische, lokalanästhetische und analgetische Wirkstoffe und, und, und. … Hinzu kommen diverse Lutschbonbons und Halspastillen, oft mit pflanzlichen oder anderen natürlichen Inhaltsstoffen, die den entzündeten Rachen beruhigen und die Schleimhäute befeuchten.
Behandlung in Eigenregie Ob Sie Halsschmerz-Geplagten ein Präparat zum Gurgeln, Sprühen oder Lutschen empfehlen, hängt ein Stück weit von den persönlichen Vorlieben des Kunden ab. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass Arzneistoffe aus Rachensprays und Lutschtabletten auch hintere Rachenabschnitte erreichen und ausreichend lange im entzündeten Rachenraum wirken können, was bei Gurgellösungen eher schwierig ist. Halstabletten und -pastillen haben den Vorteil, dass sie – allein durch den Vorgang des Lutschens – den Speichelfluss anregen, wodurch die Rachenschleimhaut befeuchtet und das Schlucken erleichtert wird.
Zudem enthält Speichel körpereigene Abwehrstoffe, die die Erreger bekämpfen. Weil sie die Speichelproduktion anregen, sind übrigens sogar wirkstofffreie Hals- und Hustenbonbons eine Wohltat für den entzündeten Rachen. Rachensprays wirken recht schnell, sind einfach und praktisch in der Anwendung, weshalb viele von Halsschmerzen Betroffene diese Applikation bevorzugen. Allerdings enthalten Lokaltherapeutika zum Sprühen sehr oft Alkohol, weshalb sie für einige Kundengruppen ungeeignet sind. Topische Rachentherapeutika verfügen häufig über lokalanästhetische Wirkstoffe wie Lidocain und Benzocain, die durch den betäubenden Effekt für eine rasche Schmerzlinderung sorgen.
Zu beachten ist allerdings, dass diese Präparate ein Taubheitsgefühl im Mund hinterlassen und so die Gefahr für Bissverletzungen steigt. Da lokalanästhetisch wirkende Tabletten zudem das Schlucken beeinträchtigen können, besteht auch das Risiko des Verschluckens. Darauf sollten Sie Ihre Kunden im Beratungsgespräch hinweisen. Lokalanästhetisch und schleimlösend wirkt auch das Mukolytikum Ambroxol. Ebenfalls in zahlreichen Rachentherapeutika enthalten sind antiseptische Wirkstoffe, die gegen pathogene Keime mobil machen sollen, die sich auf der vorgeschädigten Rachenschleimhaut ansiedeln können.
Zu den Lokalantiseptika gehören unter anderem Cetylpyridiniumchlorid, Dequaliniumchlorid, Amylmetacresol, 2,4-Dichlorbenzylalkohol und Benzalkoniumchlorid, lokalantibiotisch wirkt Tyrothricin. Die Zulassung für Rachenspray mit dem lokalantibiotischen Wirkstoff Fusafungin hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 2016 aufgrund einer negativen Nutzen-Risiko-Bewertung widerrufen. Über eine analgetische und antiphlogistische Wirkung verfügt das in Rachentherapeutika enthaltende Flurbiprofen. Wer den rauen und schmerzhaften Rachen auf natürliche Weise besänftigen möchte, kann auf Lutschpastillen, -tabletten oder Halsbonbons mit Mineralsalzen, Hyaluronsäure, Honig oder pflanzlichen Inhaltsstoffen wie beispielsweise Salbei, Isländisch Moos, Kamille, Fenchel, Malve und Eibisch zurückgreifen.
Eine gute Empfehlung, nicht nur für Diabetiker und Apothekenkunden mit vorgeschädigten Zähnen, sind zuckerfreie Präparate zum Lutschen. Sinnvoll ist bei der Abgabe von Präparaten zum Lutschen der Anwendungshinweis, dass sie keinesfalls zerkaut oder zerbissen werden dürfen. Richtig ist es, diese Lokaltherapeutika langsam im Mund zergehen zu lassen. Nur so kann eine ausreichend lange Einwirkzeit erreicht werden.
Nicht immer harmlos Halsschmerzen als Symptom eines grippalen Infektes sind vor allem jetzt im Winterhalbjahr der Klassiker und erlauben bei ansonsten gesunden Menschen eine Therapie in Eigenregie. Doch längst nicht immer steckt hinter einem gereizten und entzündeten Rachen „nur“ eine einfache Atemwegsinfektion, die nach etwa einer Woche wieder vorüber ist. Vielmehr treten Halsschmerzen auch bei zahlreichen anderen viralen und bakteriellen Infektionen auf, die längst nicht so harmlos sind wie „der Schnupfen“ und unbedingt in die Hände des Arztes gehören.
Zudem wichtig zu wissen: Kratzen, Schmerzen und Missempfindungen im Gaumen können auch ganz andere, nicht infektionsbedingte Ursachen haben, die von einer Allergie über die Refluxkrankheit bis bin zu bösartigen Tumoren des Kehlkopfs reichen. Die Auflistung macht deutlich, dass für Menschen mit anhaltenden Halsschmerzen und/oder Beschwerden unklarer Ursache keinesfalls eine Selbstmedikation in Betracht kommt. Darauf sollten Sie Ihre Kunden im Beratungsgespräch hinweisen und Ihnen bei entsprechender Symptomatik dringend aus Herz legen, zum Arzt zu gehen. Erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein, der Facharzt für den Rachen ist der HNO-Arzt. Zu den möglichen Ursachen von Halsschmerzen zählen unter anderem folgende Erkrankungen:
Virale Infektionen Die echte Grippe, medizinisch Influenza genannt, wird von Influenzaviren verursacht. Alljährlich rollt die Grippewelle im Winterhalbjahr über Deutschland hinweg und erreicht ihren Höhepunkt meist zwischen Dezember und Februar. Typisch für Influenza – und hierin unterscheidet sie sich von einem grippalen Infekt – ist ein sehr plötzlicher und heftiger Krankheitsbeginn. Ohne jegliche Vorwarnung kommt es bei Erkrankten zu teilweise sehr hohem Fieber, Schüttelfrost, Schweißausbrüchen, Halsschmerzen und ausgeprägten Kopf- und Gliederschmerzen, meist in Kombination mit Licht- und Geräuschempfindlichkeit.
Die Grippe ist eine schwere Infektion, Betroffene müssen vom Arzt behandelt werden und das Bett hüten. Besonders langwierige, komplikationsreiche oder sogar lebensbedrohliche Verläufe sind vor allem bei alten und immungeschwächten Patienten zu beobachten. Schutz vor Influenza bietet die Grippeschutzimpfung, die die STIKO für bestimmte Risikogruppen empfiehlt. Idealerweise wird die Impfung jetzt im Herbst durchgeführt, damit der volle Impfschutz erreicht ist, wenn die Grippewelle naht. Das auch als Mononukleose bezeichnete Pfeiffersches Drüsenfieber mit erkältungsähnlichen Beschwerden wird durch das Epstein-Barr-Virus aus der Familie der Herpes-Viren hervorgerufen.
Typischerweise kommt es zu Schwellungen der Lymphknoten an Hals und Nacken, meist in Kombination mit mäßig hohem Fieber. Diese beiden Leitsymptome erklären den Begriff „Drüsenfieber“. Charakteristisch für die Erkrankung sind außerdem heftige Halsentzündungen und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Gefürchtet ist das Pfeiffersche Drüsenfieber, weil sich bei manchen Patienten im Krankheitsverlauf Leber und Milz vergrößern und es zu einem Milzriss kommen kann.
Sieben gute Tipps gegen Halsweh
1. Viel trinken: Wichtig ist es, die Rachenschleimhaut feucht zu halten. Eine ausreichende Trinkmenge hilft dabei. Gute Durstlöscher sind (stilles) Wasser und ungesüßte Kräutertees.
2. Gurgeln: Bewährt hat es sich, mehrmals am Tag mit Salbeiblättertee zu gurgeln. Denn Salbei verfügt über entzündungshemmende Eigenschaften. Alternativ kann auch mit Kamille oder Salzwasser gegurgelt werden.
3. Warm halten: Hilfreich ist es, den entzündeten Hals warm zu halten und vor Zugluft zu schützen, beispielsweise mit einem Schal oder einem Rollkragenpullover.
4. Rauchen stoppen: Zigarettenrauch reizt die entzündete Rachenschleimhaut zusätzlich. Deshalb: Rauchen unbedingt einstellen und verqualmte Räume meiden.
5. Luft befeuchten: Wer erkältet ist und Halsweh hat, sollte für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen. Gegen sehr trockene Heizungsluft helfen Wasserschalen auf der Heizung oder spezielle Raumluftbefeuchter.
6. Halswickel machen: Therapiebegleitend können kühlende oder warme Wickel den schmerzenden Hals besänftigen. Klassiker sind der kühle Quark- und der warme Kartoffelwickel.
7. Bonbons lutschen: Wer Kräuterbonbons oder Halspastillen lutscht, regt die Speichelbildung an und befeuchtet die Schleimhäute. Das allein ist Balsam für den gereizten, entzündeten Rachen.
Bakterielle Infektionen Die auch als Tonsillitis oder Angina tonsillaris bezeichnete Akute Mandelentzündung wird sehr häufig von Bakterien hervorgerufen, aber auch Viren kommen als Verursacher infrage. Unter den bakteriellen Erregern sind insbesondere bestimmte Streptokokken die Übeltäter. Zu den charakteristischen Beschwerden einer Tonsillitis zählen zunehmende Schmerzen im oberen Halsbereich, die bis in die Ohren ausstrahlen können, in Kombination mit Schluckbeschwerden, Mundgeruch sowie allgemeinen Krankheitszeichen wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber.
Beim Blick in den Rachen stößt der Arzt auf eine stark gerötete, geschwollene Schleimhaut mit eitrigen Absonderungen sowie auf geschwollene, eitrige Mandeln. Gegebenenfalls muss eine Mandelentzündung mit Antibiotika behandelt werden. Bei wiederkehrenden Mandelentzündungen, Mediziner sprechen von chronischer Tonsillitis, ist unter Umständen eine operative Teilentfernung (Tonsillotomie) oder Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) erforderlich. Die Infektionskrankheit Scharlach, die insbesondere bei Kindern im Kindergarten- und Schulalter auftritt, wird von A-Streptokokken verursacht.
Typischerweise beginnt die Infektion mit Hals- und Kopfschmerzen, Schluckbeschwerden, Schüttelfrost und ansteigendem Fieber. Nach wenigen Tagen tritt ein juckender Hautausschlag auf. Charakteristisches Scharlach-Symptom ist zudem die stark gerötete Zunge, der Volksmund spricht von „Himbeerzunge“. In der Regel wird Scharlach mit Antibiotika behandelt. Wichtig zu wissen: Im Gegensatz zu vielen anderen Kinderkrankheiten, kann man an Scharlach mehrfach erkranken – auch als Erwachsener. Eine Impfung gibt es nicht.
Andere Ursachen Bei der Refluxkrankheit fließt saurer Mageninhalt zurück in die Speiseröhre. Betroffene leiden unter Sodbrennen (einem brennenden Schmerz hinter dem Brustbein) und saurem Aufstoßen. Die „ätzende“ Magensäure kann bis in den Rachen zurückfließen und hier unter anderem ein Kloßgefühl, Schluckbeschwerden und Heiserkeit verursachen. Gelegentliches, kurzzeitiges Sodbrennen kann mit rezeptfreien Präparaten wie beispielsweise Antazida oder Protonenpumpenhemmern behandelt werden.
Ein wiederkehrender oder anhaltender Reflux, der die Schleimhaut der Speiseröhre schädigen kann, muss ärztlich abgeklärt und behandelt werden. Mit einer Allergie bringen die meisten Menschen vor allem Symptome wie Fließschnupfen, Niesattacken und juckende, tränende Augen in Verbindung. Doch auch ein Brennen und Jucken im Hals gehört zu den häufigen allergischen Beschwerden, wie sie etwa bei einer Pollenallergie (Heuschnupfen) auftreten. Auch andere Allergien, beispielsweise solche gegen Hausstaubmilben, Schimmelpilze und Tierhaare, können mit Halsbeschwerden einhergehen.
Gut zu wissen: Während eine Pollenallergie saisonal auftritt, können Tierhaare, Milben und Co. das ganze Jahr über Beschwerden verursachen. Allergietestes, die auf Allergien spezialisierte Fachärzte wie Haut- und HNO-Ärzte durchführen, bringen Aufschluss. Die seltene, aber lebensgefährliche Agranulozytose ist eine plötzliche Zerstörung der Granulozyten, die zu den weißen Blutkörperchen zählen. Durch den drastischen Abfall der Granulozyten bricht das Immunsystem zusammen, was Infektionen bis hin zur Sepsis zur Folge hat.
Eine Agranulozytose beginnt häufig mit Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Entzündungen der Mundschleimhäute. Vorwiegend wird sie durch Arzneimittel ausgelöst, zum Beispiel durch das Analgetikum Metamizol, durch Schilddrüsenmedikamente wie Thiamazol und Carbimazol oder durch Antibiotika wie Sulfonamide, um nur einige zu nennen. Als kausale Therapie ist ein sofortiges Absetzen aller potenziell auslösenden Medikamente angezeigt. Die Patienten müssen aufgrund ihres supprimierten Immunsystems isoliert und vor Infektionen geschützt werden.
Auch bösartige Tumoren, etwa an den Gaumenmandeln und im unteren Rachen, können mit Halsschmerzen einhergehen. Männer erkranken häufiger daran als Frauen. Rauchen und Alkoholkonsum gelten als Risikofaktoren, auch Humane Papillom-Viren (HPV) können bei der Entstehung eine Rolle spielen. Entzündungen im Hals- und Rachenraum können übrigens auch durch eine Überbeanspruchung der Stimme hervorgerufen oder durch eine Reizung der Atemwege ausgelöst werden. Rauchen, trockene Luft, Staub und Chemikalien sind möglicherweise die Übeltäter.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/17 ab Seite 56.
Andrea Neuen, Freie Journalistin