Aktionstage
WELTDIABETESTAG
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Livestream mit Vorträgen und Videos: Der sonst in Berlin stattfindende Welttag kann in diesem Jahr ohne lange Anreise digital verfolgt werden.
Am 14. November findet der Weltdiabetestag statt und wird hierzulande von der „diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe“ unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums ausgerichtet. Aufgrund der Corona-Pandemie werden in diesem Jahr die wissenschaftlichen Vorträge ausschließlich digital gezeigt. Die Seite diabetesde.org bietet Interessierten am 14. November einen Livestream mit spannenden Vorträgen sowie vorab aufgezeichnete Videos zu vielen Themen rund um Diabetes. Am 14. November 1991 führten die International Diabetes Federation (IDF) sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Weltdiabetestag erstmals als weltweiten Aktionstag ein, um auf die verbreitete Erkrankung Diabetes aufmerksam zu machen. Das Datum im November wurde ausgewählt, da es sich um den Geburtstag von Sir Frederik Banting handelt, der gemeinsam mit Charles Best das Insulin entdeckte. 2006 bestimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 14. November als einen jährlichen Aktionstag. Diabetes ist nach HIV/Aids die zweite Erkrankung, die einen offiziellen UN-Tag erhielt.
Die Erkrankung Diabetes mellitus umfasst verschiedene Störungen des Stoffwechsels. Betroffene haben zu hohe Blutzuckerwerte, die auf einen Mangel an Insulin oder auf eine reduzierte Insulinwirkung zurückzuführen sind. Die Hauptformen der Zuckerkrankheit sind Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2. Während der insulinabhängige Diabetes (Typ 1) durch einen absoluten Mangel an Insulin verursacht wird, ist Typ-2-Diabetes auf eine verminderte Insulinresistenz durch eine jahrelange Überproduktion des Hormons zurückzuführen. Typ-1-Diabetes macht sich meist bereits im Kindes- oder Jugendalter bemerkbar, ist nicht heilbar und durch ein absolutes Versagen der insulinproduzierenden Zellen gekennzeichnet. Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen ihr Leben lang Insulin spritzen.
Typ-2-Diabetes beginnt schleichend und entsteht, weil die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin für den erhöhten Bedarf herstellen kann. Mit Änderungen des Lebensstils wie beispielsweise der Reduzierung von Übergewicht können Betroffene viel erreichen, daher sollten Sie nicht müde werden Ihre Kunden mit Typ-2-Diabetes über die Allgemeinmaßnahmen aufzuklären – mit Einfühlungsvermögen, versteht sich. Sind die Methoden nicht erfolgreich, besteht der nächste Schritt in der medikamentösen Therapie. Wenn auch dies nicht hilfreich ist, müssen Typ-2-Diabetiker Insulin substituieren.
Typische Beschwerden Diabetes kann sich durch verschiedene typische Anzeichen bemerkbar machen. Denken Sie daran, wenn Kunden über Symptome wie starken Durst, häufiges Wasserlassen, rapiden Gewichtsverlust oder trockene, juckende Haut berichten. Diabetiker sind auch anfälliger für Infekte, haben eine schlechtere Wundheilung und fühlen sich oft müde und schlapp. Die Anzeichen können prinzipiell bei beiden Diabetes-Typen auftreten. Beim Diabetes Typ 2 sind sie allerdings weniger deutlich und entwickeln sich langsam und schleichend, sodass die Diagnose oft als Zufallsbefund im Rahmen von anderen Erkrankungen aufgedeckt wird.
Beim Diabetes Typ 1 erscheinen sie wesentlich früher und deutlicher, meist konsultieren Betroffene aufgrund des häufigen Harndrangs und des vermehrten Durstes einen Arzt. Der Atem von Typ-1-Diabetikern riecht manchmal nach Aceton und erinnert an überreifes Obst. Das liegt daran, dass nicht genug Glucose in den Zellen vorhanden ist und der Organismus Fettsäuren abbaut, wobei Ketonkörper wie Aceton entstehen. Beschreiben Kunden derartige Symptome, sollten Sie zu einem sofortigen Arztbesuch raten.
Zahlreiche Begleiterkrankungen Beide Diabetes-Typen können mit verschiedenen Begleiterkrankungen einhergehen. Dazu gehören Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Erkrankungen der Netzhaut, die diabetische Neuropathie oder das diabetische Fußsyndrom. Der Herzinfarkt ist eine der häufigsten Todesursachen von Menschen mit Diabetes, denn die hohen Blutzuckerwerte führen zu Ablagerungen in den Arterien. Diabetiker leiden auch häufiger unter behandlungsbedürftigen Depressionen als stoffwechselgesunde Menschen. Manchmal kommt es zu weniger bekannten Diabetesfolgen, die von Betroffenen nicht unbedingt im Zusammenhang mit der Erkrankung gesehen werden. Bei Gesundheitsproblemen wie Blasenschwäche, Magenbeschwerden oder Parodontitis denken Ihre Kunden sicher nicht unbedingt an Diabetes.
Was hat Diabetes mit den Zähnen zu tun? Menschen mit Diabetes erkranken deutlich häufiger an Parodontitis als stoffwechselgesunde Menschen. Dies liegt vermutlich daran, dass die erhöhten Blutzuckerwerte das Immunsystem beeinträchtigen und somit Entzündungen fördern. Der Verlauf der Parodontitis ist schwer und führt häufig zu einem Zahnverlust. Doch nicht nur die Zuckerkrankheit begünstigt die Parodontitis, sondern die Parodontitis wirkt sich auch negativ auf den Diabetes aus. Durch die Entzündungen im Mund nimmt die Wirkung des Insulins ab und die Blutzuckerwerte steigen.
Klären Sie Ihre Kunden darüber auf, dass sie durch eine sorgfältige Mundhygiene viel zum Schutz Ihrer Zähne beitragen können. Sobald Anzeichen wie Mundgeruch oder Zahnfleischblutungen auftreten, ist ein Zahnarztbesuch sinnvoll. Der Zahnarzt beseitigt bakterielle Beläge von den Zahnoberflächen und aus den Zahnfleischtaschen – eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung ist bei Diabetikern unbedingt anzuraten. Zudem können Sie Betroffenen Zahncremes empfehlen, die sich bei empfindlichem Zahnfleisch besonders eignen. Zusätzlich sollten Diabetiker auf das Rauchen verzichten und natürlich auf gut eingestellte Blutzuckerwerte achten.
COVID-19 und Diabetes Diabetes mellitus gilt als einer der Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Infektion. Insbesondere die Kombination aus einem schlecht eingestellten Diabetes, einem höheren Alter sowie aus anderen Begleiterkrankungen scheint die Infektion kompliziert bis tödlich verlaufen zu lassen. Mögliche Gründe, warum Diabetiker gefährdet sein könnten, bestehen in dem generell schwächeren Immunsystem sowie der Zerstörung der Inselzellen der Bauchspeicheldrüse durch SARS-CoV-2.
Außerdem kommt es durch die Infektion zu einer Überaktivierung des sogenannten Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) und somit zu einer ungünstigen Stoffwechsellage. Ein weiteres Problem besteht darin, dass bei Diabetes die Expression des Angiotensin-Converting-Enzym2 (ACE2) erhöht ist. ACE2 fungiert für SARS-COVID als Eintrittspforte und schleust die Viren somit in die Zellen. Derzeit ist eine lösliche Variante der ACE2-Rezeptoren als Behandlungsansatz bei COVID-19 im Gespräch.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 11/2020 ab Seite 106.
Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin