Eine Panikattacke dauert in der Regel zwischen zehn und dreißig Minuten. © SIphotography / iStock / Getty Images Plus

Psychologie | Panik

WAS MAN GEGEN PANIKATTACKEN TUN KANN

Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüche: Eine Panikattacke kann jeden treffen und wirkt auf den Betroffenen oft bedrohlich. Doch ab wann sollte man Experten einschalten? Und kann man selbst etwas dagegen tun?

Seite 1/1 4 Minuten

Seite 1/1 4 Minuten

Eine Panikattacke kommt von jetzt auf gleich. Sich dagegen wehren, irgendwie gegensteuern? Das funktioniert zumeist im ersten Moment nicht. «Es ist ein überfallartiger Zustand heftigster Angst», erläutert Werner Weishaupt, Heilpraktiker für Psychotherapie in Nienburg.

Gefühle, Gedanken, der Körper - alles ist in Panik. Der Betroffene fühlt sich wie von Sinnen und ohne Kontrolle. Die Attacke geht mit heftigen Körperreaktionen einher. Das können zum Beispiel Schwitzen, Herzrasen, Zittern und Atemnot sein. Dazu kommt oft das starke Gefühl, verrückt zu werden oder sogar sterben zu müssen. Wobei keines der beiden Szenarien eintritt.

«Eine Panikattacke dauert im Schnitt zehn Minuten bis eine halbe Stunde, nur in seltenen Fällen länger», sagt Prof. Arno Deister. Der Chefarzt des Zentrums für Psychosoziale Medizin des Klinikums Itzehoe ist ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).

Es ist ein Vorfall, den Betroffene beim ersten Mal in der Regel nicht zuordnen können. Oft suchen sie die Notfallambulanz eines Krankenhauses auf. «Eine einzelne Panikattacke ist in der Regel kein Grund zur Sorge», sagt Prof. Manfred E. Beutel. Er ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Sie kann bei extremem Stress oder in Gefahrensituationen auftreten.

Anders sieht es aus, wenn Betroffene nach dem ersten Erlebnis in ständiger Angst vor der nächsten Attacke leben. Etwa wenn sie die spezifische Situation und den Ort meiden. «In solchen Fällen liegt eine behandlungsbedürftige Panikstörung vor», erklärt Weishaupt. Denn ein Vermeidungsverhalten ist keine Lösung und mindert die Lebensqualität. Generell kann eine solche Panikstörung als eine Form der Angststörung jeden in jedem Alter treffen. Frauen sind häufiger als Männer betroffen. «Wer als Kind schüchtern und ängstlich war und in der Folge eine geringe Angsttoleranz hat, erleidet eher Panikattacken als andere», sagt Beutel.

Überfürsorgliche Eltern können ebenfalls dazu beitragen, dass ein Kind wenig Vertrauen in das Leben und in sich selbst aufbaut und damit anfällig für Panikattacken wird. Zum Ausbruch kommen sie häufig in schwierigen Lebenssituationen. Das können neben extremem Stress unverarbeitete Konflikte oder verdrängte Gefühle sein. «Nicht immer lassen sich unerlaubte Emotionen wie etwa Neid oder Missgunst beiseiteschieben», so Weishaupt. Er ist Präsident des Verbands Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater. Die Folge davon kann sein, dass angestaute Gefühle sich in Wut, einer Depression oder eben Panikattacken entladen.

«Immer wiederkehrende Panikattacken sind ein Signal, dass Betroffene in ihrem Leben etwas ändern müssen», betont Deister. Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Er lotet über Untersuchungen aus, ob es für Symptome wie etwa Herzrasen oder Schwindel körperliche Ursachen gibt. Ist alles in Ordnung und verdichten sich die Hinweise, dass hinter den Beschwerden ein seelisches Problem steckt, wird der Patient an einen Facharzt für psychosomatische Medizin oder an einen Psychotherapeuten überwiesen. «Am besten untersucht ist die kognitive Verhaltenstherapie», sagt Beutel.

Panikattacken / Praxis
                                                                                        
Die Angst, ausgeliefert zu sein

Hier geht es zum Artikel "Panikattacken"


Bei der kognitiven Verhaltenstherapie stellen sich Patienten ihrer Angst und finden mithilfe eines Therapeuten heraus, was sie genau in bestimmten Situationen in Panik geraten lässt. Bei unverarbeiteten Konflikten kann eine tiefenpsychologische Behandlung helfen, die Ursache der Attacken zu finden und zu bearbeiten. Bei einer stark ausgeprägten Angststörung, zu der auch noch eine Depression kommt, verschreiben Ärzte mitunter zusätzlich zur Therapie entsprechende Medikamente. «Nicht empfehlenswert ist die Einnahme von Beruhigungsmitteln», betont Beutel. Sie helfen allenfalls kurzzeitig, tragen aber nicht dazu bei, das gesundheitliche Problem an sich zu lösen.

Betroffene können einiges selbst tun, um Panikattacken in den Griff zu bekommen. «Dazu gehört zum Beispiel auf Nikotin, Alkohol und übermäßigen Kaffeegenuss zu verzichten», erklärt Deister. Solche Substanzen können bei Gefährdeten das Stressniveau im Körper erhöhen und eine Panikattacke begünstigen. Wichtig ist auch, Entspannungstechniken wie etwa Autogenes Training oder Qi Gong regelmäßig in den Alltag einzubauen. «Wer entspannt ist, läuft weniger Gefahr, eine Panikattacke zu bekommen», so Weishaupt.

Betroffene sollten sich in Ruhe hinsetzen und sich klarmachen, was ihnen überhaupt Angst macht. «Darüber mit vertrauten Personen zu sprechen kann helfen, so dass sich mitunter auch die Angst relativiert», erklärt Deister. Klar muss aber auch sein: Angst ist nicht per se zu verteufeln. Im Gegenteil. Sie macht auf eine Gefahr aufmerksam, schärft die Sinne, bringt den Körper in eine Abwehrstellung. «Insofern hat Angst auch durchaus etwas Positives», stellt Beutel klar. Nur eben zu viel davon ist nicht gut.

Quelle: dpa

×