Eine junge Frau sitzt auf dem Sofa und betrachtet einen positiven Schwangerschaftstest.
Dass Antibiotika die Sicherheit oraler Kontrazeptiva beeinflussen, ist schon lange bekannt. Eine Studie liefert nun aktuelle Zahlen. © Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus

Nebenwirkungen | Britische Studie

VORSICHT BEI ANTIBIOTIKA PLUS PILLE

Antibiotika und Antibabypille – jede PTA weiß, dass da mutmaßliche Wechselwirkungen bestehen, die die Wirksamkeit der Pille herabsetzen können. Doch bisher war noch nicht bewiesen, dass es bei gleichzeitiger Einnahme durchaus zu einer ungewollten Schwangerschaft kommen kann.

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Dem 1973 erstmals geäußerten Verdacht gingen jetzt englische Forscher mit neuem Material nach. Sie verglichen ganz einfach die offiziellen Berichte des britischen Meldesystems zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Hier können Ärzte und Patienten der Arzneimittelbehörde des Vereinigten Königreiches Verdachtsfälle von Nebenwirkungen melden. Die Wissenschaftler des Institute of Clinical Science der Universität Birmingham verglichen also, wie häufig es unter Antibiotika-Einnahme sowie enzyminduzierender und anderer Medikamente zu unerwünschten Schwangerschaften kam und fanden folgendes heraus:

  • Gesamtzahl 74 623 Frauen: Bei 46 Fällen kam es zu einer ungewollten Schwangerschaft – das entspricht einer Inzidenz von 62 pro 100 000 Anwendern.
  • Gesamtzahl 32 872 Frauen: Bei den allgemeinen Nebenwirkungsmeldungen durch enzyminhibierende Wirkstoffe gab es 39 Schwangerschaften, die nicht beabsichtigt waren – das sind 119 auf 100 000.
  • Gesamtzahl 65 578 Frauen: In dieser Vergleichsgruppe aus Spontanmeldungen waren es sechs ungewollte Schwangerschaften - also 9 pro 100 000.

Fazit: Unter Antibiotika-Einnahme kam es also siebenmal häufiger zu ungewollter Schwangerschaft. Unter enzyminhibierenden Medikamenten, zu denen auch einige Antibiotika wie Makrolide gehören, lag die Rate sogar 13-mal höher. Forscher sagen jedoch: Das Risiko variiert von Frau zu Frau, man kann daraus keine allgemeingültige Zahl ableiten. Sie formulieren es vorsichtig: „Diese Hinweise legen nahe, dass es eine Wechselwirkung von antibakteriellen Arzneimitteln mit hormonellen Kontrazeptiva gibt, die möglicherweise die Wirksamkeit der Kontrazeptiva beeinträchtige kann.“ Sie folgern: „Das Vorsorgeprinzip schreibt vor, dass Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel einnehmen, angewiesen werden, zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, wenn eine kurze Einnahme eines antibakteriellen Arzneimittels hinzukommt.“

Die ABDA-Datenbank sieht das übrigens genauso: Muss sich die Anwenderin innerhalb von vier Stunden nach Einnahme der Pille erbrechen oder hat sie Durchfall, sollte sie beim Geschlechtsverkehr bis zum Ende des Zyklus zusätzlich eine Barrieremethode anwenden, sagt sie kurz und pragmatisch.

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Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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