Prophylaxe
VIEL TRINKEN ALLEIN REICHT NICHT
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Etwa die Hälfte aller Frauen, die einmal eine Blasenentzündung hatte, leidet im Anschluss an wiederkehrenden Blasenentzündungen, also rezidivierenden Zystitiden. Meist sind es die eigenen Bakterien aus dem Darmtrakt, die durch eine Schmierinfektion in die Harnröhre gelangen. Das sollte doch durch Hygiene zu verhindern sein, oder? So einfach ist es aber nicht. Erklären Sie Ihren Kundinnen, wie der Intimbereich idealerweise gepflegt werden soll und was sie sonst noch tun können.
Ausreichend trinken Das sagen Sie vermutlich allen Ihren Kundinnen mit einer Blasenentzündung. Aber auch, wenn sie keine Beschwerden haben, sollten Ihre Kundinnen auf ihre Trinkmenge achten. 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit sollten es pro Tag schon sein, damit Krankheitserreger gleich ausgespült werden, bevor sie sich an der Blasenwand festsetzen können. Neben Wasser sind harntreibende Kräutertees, beispielsweise mit Brennnessel- oder Goldrutenkraut geeignet, die Harnmenge zu erhöhen und Bakterien auszuschwemmen. Auch Cranberry-Saft wird empfohlen.
Regelmäßig die Toilette aufsuchen Bei Harndrang immer direkt die Toilette aufsuchen und die Blase vollständig entleeren, ebenso nach dem Geschlechtsverkehr, um Keime, die in die Harnröhre gelangt sind gleich auszuspülen.
Richtige Analhygiene Nach dem Stuhlgang immer von vorne nach hinten wischen, um Schmierinfektionen zu vermeiden.
Intimhygiene optimieren Das Scheidenmilieu weist einen sauren pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4 auf. Er wird durch Laktobazillen im sauren Milieu stabilisiert, was das Wachstum von Krankheitskeimen erschwert. Steigt der Wert im Intimbereich über 4,5, können sich pathogene Mikroorganismen leichter ausbreiten und Infektionen der Harnwege auslösen. Daher ist es bei der Intimpflege wichtig, den pH-Wert nicht durch ungeeignete Maßnahmen zu verändern. Herkömmliche Duschgele sind auf den pH-Wert der Haut von 5,5 abgestimmt und daher für die Scheidenregion ungeeignet.
Ärzte empfehlen, die Intimregion einmal täglich nur mit lauwarmem Wasser zu waschen. Wer nicht auf Zusatzprodukte verzichten möchte, sollte zu einer milden, parfumfreien und auf den pH-Wert der Vaginalregion abgestimmten Waschlotion greifen. Alkalische Seifen sind völlig ungeeignet, ebenso sollte auf Intimsprays oder gar Scheidenspülungen verzichtet werden. Tampons und Binden sollen häufig gewechselt werden. Sie sind sonst eine mögliche Infektionsquelle.
Bei Bedarf die Verhütung anpassen Spermienabtötende Mittel, Diaphragmen oder die Spirale können die Scheidenflora ungünstig beeinflussen und Infektionen der Harnwege begünstigen.
Textilhygiene nicht vernachlässigen Am besten locker sitzende Unterwäsche aus Baumwolle tragen und täglich wechseln. In luftundurchlässigen synthetischen Stoffen kann sich durch den Wärmestau vermehrt Feuchtigkeit im Intimbereich bilden. Dies bietet ideale Bedingungen für Bakterien und Pilze. Einengende Strings sind ebenfalls ungeeignet, sie erleichtern Schmierinfektionen.
Unterkühlungen vermeiden Kälte verringert die Durchblutung der Schleimhäute und kann so Harnwegsinfekte begünstigen. Darum sollten besonders die unteren Körperpartien warm und trocken gehalten werden. Also nasse Badekleidung rasch wechseln und auch nicht auf kalten Steinen oder auf dem kalten Boden sitzen.
Warmhalten Bei den ersten Anzeichen eines unterkühlten Unterleibs tut eine Wärmflasche auf dem Bauch gut. Auch die Füße warmhalten.
Medikamentöse Prophylaxe Ein hoch dosierter Goldrutenkraut-Extrakt ist auch in Kapselform erhältlich, um wiederkehrenden Harnwegsinfekten vorzubeugen. Der Einfachzucker D-Mannose wird nicht nur bei einer akuten Zystitis angewendet. Ein Beutelchen des Pulvers beziehungsweise Granulats in Wasser kann auch über einen Zeitraum vom maximal 30 Tagen täglich zur Prophylaxe einer Blasenentzündung getrunken werden. Mannose umhüllt die Bakterien, indem sich die Zuckermoleküle an die Fimbrien der Bakterien binden und ein Anheften an der Blasenwand verhindern.
Sinnvoll ist die Einnahme zum Beispiel nach einer gerade überstandenen Blasenentzündung, um einem Rezidiv vorzubeugen. Die Kombination aus Xyloglucan, Hibiskus und Propolis bildet im Darm einen Gelschutz, der den Bakterien das Eindringen in die Harnwege erschwert. Zugleich wird der Harn angesäuert. Auch zur Vorbeugung von rezidivierenden Blasenentzündungen ist die Kombination geeignet. Dazu wird täglich eine Kapsel über mindestens 15 aufeinanderfolgende Tage genommen.
Richtige Intimpflege Mit einem hautpflegenden und feuchtigkeitsspendenden Gel mit Mannose-Hydro-Komplex, der neben D-Mannose auch noch Milchsäure und Hyaluronsäure enthält, kann der Intimbereich gestärkt werden. Das Gel bietet Unterstützung beim Schutz gegen Keime und damit auch vor Infektionen wie einer Blasenentzündung. Der Einfachzucker Mannose kann nicht nur eingenommen werden. Er bindet auch im äußeren Intimbereich an die Fimbrien der Bakterien und umhüllt sie. Das Gel bildet nach dem Auftragen einen dünnen Film, der die Hautbarriere unterstützt. Die Milchsäure stabilisiert den pH-Wert, die Hyaluronsäure spendet Feuchtigkeit. Mehrmals täglich im äußeren Intimbereich auftragen.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/2021 ab Seite 130.
Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion