Epigenetik | Zweifel an Ergebnissen
STIMMT ES, DASS GENE ERFAHRUNGEN AN DIE KINDER ÜBERTRAGEN?
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Der niederländische Hungerwinter 1944/45 ist immer wieder ein gern zitiertes Beispiel für epigenetische Veränderungen an die Nachkommen. Kinder leiden der entsprechenden Studie nach eher unter gesundheitlichen Problemen, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft schwer hungern mussten. Dies betrifft sogar noch die erste und teilweise auch die zweite Generation, also die Töchter und Enkeltöchter der hungernden Frauen.
Epigenetik, das heißt nämlich, dass die Merkmale von Lebewesen nicht nur auf der genetischen Sequenz des Erbgutes basieren, sondern auch auf Schalter-Elementen an der DNA. Diese Faktoren sitzen an bestimmten Abschnitten und beeinflussen die Zugänglichkeit für Ablesefunktionen. Zu den Auslösern gehören die Ernährung, körperliche Aktivität, Stress und weitere Faktoren der Lebensweise eins Menschen.
Medienberichten zufolge gibt es wissenschaftliche Hinweise darauf, dass sich beispielsweise Kriegserfahrungen im Erbgut verankern und an die Nachfolgegeneration weitergegeben werden. Konkret könnte das bedeuten, dass den Europäern der Zweite Weltkrieg noch in den Genen steckt.
Der Molekularbiologe Ludger Weß ist diesem scheinbaren Phänomen auf den Grund gegangen. Es könne auch andere Erklärungen für die epigenetische Vererbung geben; sie könne demnach nicht als wissenschaftlich gesichert gelten. In der neuen Ausgabe von „bild der wissenschaft“ berichtet die Autorin Vivien Kring zudem über eine Methode, wie Pflanzen mit einer Art „Gedächtnis“ auf Umwelteinflüsse reagieren. Alles in allem überwiegt bei der Übertragung der Thematik auf den Menschen eine gewisse Skepsis, betont aber die Bedeutung der epigenetischen Forschung.
Alexandra Regner,
PTA und Journalistin
Quelle: www.wissenschaft.de