Eine unkomplizierte Stent-OP dauert durchschnittlich keine 60 Minuten, doch viele Patienten ängstigen sich dennoch. © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus

Herzkrankheiten | Operationen

STENTS UND BYPÄSSE MEDIKAMENTENGABE NICHT ÜBERLEGEN

Ginge es nach den Ergebnissen der aktuellen ISCHEMIA-Studie, bleibt künftig einigen Patienten mit koronarer Herzkrankheit die Operation erspart. Denn die Experten fanden heraus, dass diese nicht besser sind als eine medikamentöse Therapie.

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Menschen mit koronarer Herzkrankheit (KHK) erhalten Plättchenhemmer, Statine und je nach Schweregrad auch häufig noch Betablocker, ACE-Inhibitoren oder Sartane. Wer unter Angina-pectoris-Beschwerden leidet, wird mit Calciumkanalblockern und Nitraten behandelt. Dies und eine gesunde Lebensweise zeigten in der ISCHEMIA-Studie der Universität Stanford in Kalifornien ähnlich gute Ergebnisse wie eine OP. Die eingesetzten Stents und gelegten Bypässe konnten demnach keine Überlegenheit gegenüber einer Arzneistoffgabe beweisen.

Das Anliegen der Studie: Ischämische Herzerkrankungen wie Herzinfarkt oder Angina pectoris beziehungsweise die chronifizierten Formen der koronaren Herzerkrankung, die durch eine verminderte Blutzufuhr gekennzeichnet sind, führen die Liste der weltweiten Todesursachen an. Betroffene werden immer medikamentös behandelt, erhalten aber häufig auch zusätzlich eine Operation. Bislang war unbekannt ob dies wirklich Vorteile gegenüber einer alleinigen Pharmakotherapie zeigt. Die ISCHEMIA-Studie wollte als international vergleichende Wirksamkeitsstudie überprüfen, auf welchem Weg sich eine ischämische Erkrankung am besten stabilisieren lässt und rief hierfür Patienten mit mittel- bis starken Beschwerden zur Teilnahme auf. Knapp 5200 Patienten wurden auf diesem Weg randomisiert.

Auf der Tagung der Amerikanischen Herzgesellschaft (AHA) in Philadelphia präsentierten die Forscher kürzlich ihre Ergebnisse. Demnach seien bei Patienten mit stabiler KHK, bei denen eine Operation durchgeführt wurde, im ersten Jahr etwa zwei Prozent mehr Herzprobleme aufgetreten als bei der Gruppe ohne zusätzliche OP. Das sieht die Gruppe in Zusammenhang mit der durchlebten invasiven Methode, denn im zweiten Jahr zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen, ab Jahr vier traten in der operierten Gruppe etwa zu zwei Prozent seltener Herzprobleme auf. Über die gesamte Beobachtungsdauer zeigte sich letztlich kein Vorteil. Lediglich bei dem Teil der Patienten, die häufig über Brustschmerzen klagte, zeigten sich Differenzen: Nach einer Operation war jeder Zweite schmerzfrei, nur 20 Prozent der anderen Gruppe mit Medikamenten und Lebensstiländerung berichteten von Schmerzfreiheit.

„Für Patienten mit schwerer, aber stabiler Herzkrankheit, die sich diesen invasiven Eingriffen nicht unterziehen möchten, sind diese Ergebnisse sehr beruhigend“, sagte Professor Dr. David Maron, der die Ergebnisse präsentierte. Das gilt natürlich nicht für Patienten mit akuten Herzgeschehen wie einem Herzinfarkt, sie sollten schnellstmöglich jede ihnen empfohlene medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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