An einem kleinen an Alzheimer erkrankten Patientenkollektiv konnten US-Forscher die Sicherheit und Wirksamkeit von Plasma-Infusionen gesunder Spender zeigen.© teodoro ortiz tarrascusa 123rf.com

Blutprodukte | Alzheimer

SPENDE KANN GEHIRNZELLEN RETTEN

Eine Erkenntnis aus dem Tiermodell, zumal aus einem Mäuse-Probanden-Kollektiv, auf den Menschen zu übertragen, ist knifflig und manchmal nicht umsetzbar. Stoffwechsel und andere Körperfunktionen sind oft zu verschieden, diverse Krankheiten zwischen den Arten unterschiedlich ausgeprägt. US-Forscher aus Stanford nutzten nun eine solche Hypothese, um sie an Alzheimer erkrankten Personen umzusetzen, mit Erfolg.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Morbus Alzheimer ist trotz intensiver Forschung immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Zwar kennt man einige pathologische Strukturen bereits und kann diese auch nachweisen (β-Amyloidplaques, Tau-Protein), die ursächliche Entstehung der Erkrankung kann man aber noch nicht sicher nachvollziehen. Daher gestaltet sich auch die Suche nach neuen Arzneistoffen als schwierig. Derzeitig eingesetzte Wirkstoffe können lediglich ein Fortschreiten der neuronalen Degeneration verlangsamen, heilen lässt sich die Krankheit nicht. Eine aktuelle präklinische Studie untersuchte nun die Auswirkungen einer Plasma-Infusion gesunder Spender an einem kleinen Patientenkollektiv mit leichten bis mittelschweren Alzheimer-Symptomen.

Der Neurologe Professor Dr. Tony Wyss-Coray stellte bereits die Hypothese auf, dass bestimmte Faktoren im Blutplasma gesunder, junger Spender die Bildung neuer Neuronen im Empfänger-Gehirn anregt und somit nicht nur das Fortschreiten der Erkrankung, sondern auch eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten bewirkt. Dies konnte er zumindest im Maus-Modell zeigen: Die Mäuse konnten sich nach den Infusionen wieder besser im Labyrinth zurechtfinden. Sind diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar? Für die Studie wurden die 18 Teilnehmer in zwei Phasen analysiert. Zuerst erhielt die eine Hälfte Plasma-Infusionen gesunder, junger Spender zwischen 18 und 30 Jahren, während die andere Hälfte Placebo (Kochsalz-Lösung) erhielt. Nach einer sechswöchigen Auswaschperiode wurden die Regimes getauscht: Die Verum-Gruppe erhielt nun Placebo und umgekehrt. Ausgewertet wurde die Studie mit Hilfe von Fragebögen (für Teilnehmer und Betreuer) und Tests zu Stimmung, Funktionalität und kognitiver Leistungsfähigkeit.

Eigentlich sollte die Studie vorerst Daten zur Sicherheit der Infusionen liefern. Die Forscher registrierten jedoch neben einer sehr guten Verträglichkeit auch eine Symptom-Verbesserung der Teilnehmer. Die Plasma-Gruppe konnte sich besser an Medikamenten-Einnahme, Lebensversorgung (regelmäßige Mahlzeiten, Trinken) oder alltägliche Dinge (z.B. Rechnungen bezahlen) erinnern. Auch wenn sich die Stimmung und Leistungsfähigkeit der Probanden nicht signifikant verbessert hat, streben die Forscher Folgestudien mit einem größeren Patientenkollektiv an, um ihre Ergebnisse zu validieren.

Farina Haase,
Volontärin, Apothekerin

Quelle: Apotheke adhoc

×