© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Interview

„SENIOREN SIND DIE GRÖSSTE ZIELGRUPPE IN DER APOTHEKE“

Heike Klocke ist nicht nur PTA, sondern zusätzlich Fachberaterin für Senioren in der Apotheke. Wir haben sie gefragt, wie man das werden kann und was das im Apothekenalltag eigentlich bringt.

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Wie kamen Sie auf die Idee, sich auf alte Menschen zu spezialisieren? Haben bei Ihnen in der Apotheke noch weiter MitarbeiterInnen diese Qualifikation?
Fort- und Weiterbildungen werden bei uns im Team groß geschrieben und sind sehr beliebt. Jeder hat dabei seine bevorzugte Richtung. Eine Kollegin ist FachPTA für Ernährung, eine andere hat sogar eine Ausbildung als Heilpraktikerin absolviert. Auf die Senioren hat sich sonst keine Kollegin spezialisiert. Ich habe mich schon immer sehr gerne um unsere älteren Kunden gekümmert und als ich von dieser Möglichkeit gehört habe, wusste ich, das ist das Richtige für mich.

Wie läuft diese Ausbildung ab?
Das Ganze beginnt mit einer einmaligen, zweieinhalbstündigen Abendveranstaltung. Diese Abendveranstaltungen werden bundesweit in verschiedenen Städten angeboten. Hier erfährt man, worum es bei der Weiterbildung eigentlich geht, wie sie abläuft und welche Themen konkret behandelt werden. Man lernt aber auch gleich was. In diesem Jahr liegt der Fokus auf den Veränderungen des Stoffwechsels im Alter. Man erhält auch praxisrelevante Tipps für das Beratungsgespräch mit geriatrischen Kunden. Das ist sehr wichtig. Schließlich geht es oft um komplexe Sachverhalte und die muss man auch einem älteren Kunden so erklären, dass er sie versteht. Hier kann man mit dem richtigen Wissen einen Beitrag zur Compliance und zur Arzneimittelsicherheit leisten. Die Teilnahme an der Abendveranstaltung ist übrigens kostenlos.

Es lohnt sich auf alle Fälle. Selbst wenn man dann nicht weitermacht, ist man hinterher schon ein bisschen schlauer. Wenn man weitermachen möchte, meldet man sich an, bezahlt die Kursgebühr und erhält einen Zugang zum Portal mit den E-Learnings. 20 besonders relevante Module sind verpflichtend zu absolvieren. Weitere 7 Module kann man entsprechend seinen individuellen Interessen wahlweise zusätzlich bearbeiten. Das Gute ist, dass man die Themen in seinem eigenen Lerntempo durcharbeiten und sogar beliebig oft wiederholen kann. Am Ende gibt es Prüfungsfragen, die zu 90 Prozent richtig beantwortet werden müssen.

Senioren sind meist auch die treuesten Kunden. Wenn man sich auf sie einstellt, gewinnt man zufriedene Stammkunden.

Was lernt man da konkret?
Es geht um physiologische und pharmakologische Veränderungen im Alter, psychische und neurologische Erkrankungen, wie Depressionen, Demenz und Parkinson, weitere zielgruppenspezifische Erkrankungen wie zum Beispiel Erkrankungen der Atemwege, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Rheuma, Magen-Darm-Erkrankungen, Diabetes und Gallenwegs- und Lebererkrankungen. Ich war überrascht, was sich im Alter alles verändert. So genau macht man sich das sonst nicht klar. Es gibt eigentlich zu jedem Organ ein eigenes Modul. Es ist schon eine Menge Stoff und ich habe mich sehr intensiv auf die Prüfungsfragen vorbereitet. Pro E-Learning kann man eine bis anderthalb Stunden einplanen.

Und dann gibt es doch noch eine Wochenendveranstaltung?
Ja, genau. Den Abschluss bildet ein Seminarwochenende von Freitag bis Sonntag. Das findet für alle in Karlsruhe statt. Unter anderem im Schwabe Fortbildungszentrum Terra Medica in Staffort bei Karlsruhe. Die Firma Dr. Willmar Schwabe ist Sponsor der Weiterbildung. Die E-Learnings und Veranstaltungen sind allerdings völlig produktneutral.
An dem Wochenende wird das in den E-Learnings erworbene Wissen vertieft und praxisorientiert angewendet. Wir haben unter anderem in Gruppen Fallbeispiele bearbeitet und diskutiert. Die Themen Selbstmedikation und Kommunikation spielen hier eine große Rolle. Außerdem konnten wir mit Hilfe eines „Altenanzugs“ erfahren, wie sich das Alter anfühlt, wie es ist, wenn man sich nicht mehr richtig bewegen kann und man nicht mehr alles sieht und hört. Das war eine gute Erfahrung, die einem, so paradox es klingt, die Augen öffnet.

Ist die Weiterbildung speziell für PTA gedacht?
Nein, sie ist auch für Apotheker und Pharmazie-Ingenieure gedacht, also für das gesamte pharmazeutische Personal, das im Handverkauf tätig ist. Da Senioren die größte Zielgruppe sind, hat jeder, der hinter dem HV-Tisch steht, mit ihnen und ihren besonderen Bedürfnissen zu tun. Die ganze Veranstaltung ist übrigens mit 58 Fortbildungspunkten durch die Bundesapothekerkammer akkreditiert.

Was kostet die Ausbildung? Sind Sie bei den Kosten von der Apotheke unterstützt worden?
Die Kosten für die Zusatzqualifizierung „Fachberater/-in für Senioren in der Apotheke“, so heißt das ganz offiziell, betragen 990 Euro. Da sind die Kosten für die komplette Ausbildung, inklusive Reisekosten, Unterbringung im Hotel und Verpflegung für das Seminarwochenende schon enthalten. Man kann im Rahmen des Seminarwochenendes auch noch eine von der IHK (Industrie- und Handelskammer) zertifizierte Prüfung ablegen. Dann fällt nochmal eine zusätzliche Gebühr von 120 Euro an. Mein Chef hat die Kosten für die Ausbildung bezahlt, aber das ist sicher nicht in jeder Apotheke so.

VITA
Heike Klocke schloss 1998 ihre Ausbildung an der PTA-Schule Essen ab. Ihre ersten Erfahrungen als PTA sammelte sie in einer kleinen Apotheke in Bochum Langendreer, seit 2003 arbeitet sie bei ihrem jetzigen Chef, der insgesamt vier Apotheken in Bochum, Hattingen und Essen betreibt. Frau Klocke qualifizierte sich 2011 zur Kosmetikfachberaterin, 2017 zur Fachberaterin für Senioren und darf sich seit März 2019 auch Phyto-Dermazeutin nennen.

Was bringt Ihnen dieses Wissen in der Apotheke konkret?
Ich bin sehr froh diese Weiterbildung gemacht zu haben. Gerade Senioren haben häufiger chronische Erkrankungen und müssen dadurch dauerhaft mehrere Arzneimittel nehmen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen. Dazu kommt, dass sich die Stoffwechselfunktionen im Alter verändern. Darüber weiß ich nun Bescheid. Ich fühle mich deutlich sicherer bei der Beratung und bei Komplikationen mit Wechsel- und Nebenwirkungen. Auch ein Medikationscheck geht jetzt viel einfacher. Ich kann die Weiterbildung allen empfehlen, die viel mit Senioren zu tun haben. Man kann sich dadurch viel besser in den geriatrischen Kunden hineinversetzen. Wer sich dafür interessiert, findet weitere Informationen und alle Termine auf dem Schwabe Fachkreisportal www.schwabe-fachkreise.de.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/19 ab Seite 70.

Das Interview für DIE PTA IN DER APOTHEKE führte Sabine Breuer

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