Schon mal da gewesen?
FLOWERS FOREVER IN MÜNCHEN
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Flower Power heißt das Motto – fast ein ganzes Jahr. Und jeder kann mitmachen, um München in einen Blütenrausch zu versetzen. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Das ist das Anliegen der Festivalleiterin Anna Kleeblatt. Der Botanische Garten in Nymphenburg, der Gasteig, Europas größtes Kulturzentrum, das Naturkundemuseum Biotopia und die Kunsthalle sind Impulsgeber des Festivals. Aber auch große und kleine Institutionen beteiligen sich an der Veranstaltung – und eben auch die Münchner selbst und alle, die Lust dazu haben.
Mit allen Sinnen
Zu tun gibt es genug: Zum Beispiel sammelten und trockneten zahlreiche Blumenbegeisterte über 100 000 Blüten für das gigantische Kunstprojekt von Rebecca Louise Law, das als Höhepunkt der Ausstellung „Flower Power – Blumen in Kunst und Kultur“ in der Kunsthalle zu sehen ist. Calyx, also Blütenkelch, heißt das Gemeinschaftsprojekt, bei dem die einst bunten und nun getrockneten Naturschönheiten an Kupferdrahtfäden zu lang hängenden Girlanden gebunden sind. Ein Blütenmeer entstand, unter dem die Besucher hindurchwandeln und im Blütenduft schwelgen können, und so die Gelegenheit haben, sich mit der Natur zu verbinden.
Bedeutung der Blumen Die Ausstellung mit 170 Exponaten zeigt unsere Jahrhunderte alte starke Verbindung mit den Blumen in allen Kulturen – aufgrund ihrer Schönheit und ihrer Farbenpracht besitzen sie schon von alters her eine große Symbolkraft in Mythologie, Religion, Kunst, Literatur und selbst in der Politik. Sie stehen für Leben ebenso wie für die Vergänglichkeit, sind Freundschafts- und Liebesbeweis, Zeichen der Macht und des Widerstandes, wie die rote Nelke.
„Schon von alters her besitzen Blumen eine große Symbolkraft in Mythologie, Religion, Kunst, Literatur und selbst in der Politik.“
In einem aufwendig inszenierten, thematisch gestalteten Parcours beleuchtet die Ausstellung wissenschaftliche, kunst- und kulturgeschichtliche Aspekte der Blume von der Antike bis heute. Beispielsweise mit Gemälden und Zeichnungen, wie denen der Naturforscherin Maria Sibylla Merian und deren künstlerischen Verfremdungen der niederländisch-surinamischen Künstlerin und Aktivistin Patricia Kaersenhout, die auf die ungenannten surinamischen Unterstützerinnen aufmerksam macht, die Merian auf ihren Forschungsreisen in Südamerika dabei halfen, die zahlreichen Informationen zusammenzutragen.
Keinesfalls stille Wesen Blumen sind keine stummen Wesen, wie man lange angenommen hat. Über Geruchsstoffe und chemische und elektrische Signale kommunizieren sie untereinander, auch mit Insekten. Eine Videoinstallation im Zeitraffer von Jan Haft zeigt, wie das Lungenkraut während der Blütezeit seine Farbe von rosa nach blau verändert und so ihren Besuchern signalisiert, wann es in den Blüten nichts mehr zu holen gibt. Das spart den Insekten wertvolle Arbeit und Kraft.
Welch fragiler und unverzichtbarer Bestandteil unseres Ökosystems sie aber auch sind, das wird uns erst seit kurzem mehr und mehr bewusst: Ohne Blumen geht gar nichts. Das weiß auch der französische Künstler Miguel Chevalier, der die Besucher mit seiner spektakulären raumfüllenden digitalisierten Installationsansicht in den Bann zieht. Extra-Natural heißt die farbenprächtige Gartenlandschaft bei der virtuelle Blumen heranwachsen und bald darauf verblühen. Chevalier untersucht die Verbindung zwischen Natur und Künstlichkeit. Der Betrachter kann mit den Pflanzen interagieren und ihre Bewegung beeinflussen. Bleibt uns dereinst nur noch diese Scheinwelt als Ersatz für die Natur?
Kunsthalle München
Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur
3. Februar bis 27. August 2023