Giftpflanzen
ROTER BLICKFANG
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Cornus sanguinea L. ist eine Art aus der Gattung der Hartriegel (Cornus) innerhalb der Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae), die bei uns sehr verbreitet ist. Vorwiegend ist der Rote Hartriegel im Flachland anzutreffen, er kommt aber in den Bayrischen Alpen auch noch in Höhenlagen bis zu 900 Metern vor. Die Heimat des sommergrünen Strauches liegt in Europa. Heute ist er im Norden bis Irland und Südnorwegen, im Süden bis Zentralspanien, Sizilien und Griechenland und im Osten über die asiatische Türkei und den Kaukasus- raum bis nach Mittelasien hin zu finden.
Dekorative Zierpflanze Am besten gedeiht das Hartriegelgewächs in sonnigen bis halbschattigen Lagen auf lehmigem, nährstoffreichem so- wie etwas steinigem Boden. Man findet Cornus sanguinea L. häufig als Unterwuchs in Laub- und Mischwäldern, er besiedelt aber auch Gebüsche und Hecken und ist in Parks und Gärten ein beliebtes Solitärgewächs. Von Mai bis Juni erscheinen seine flachen, weißen behaarten Doldenrispen mit einem Durchmesser von vier bis acht Zentimetern. Der Blütenstand umfasst 20 bis 50 Blüten, die jeweils vier weiße Kronblätter mit einer Länge von 4,5 bis sechs Millimetern aufweisen und endständig auf 2,5 bis 3,5 Zentimeter langen roten Stielen stehen. Bisweilen blüht der Strauch noch ein zweites Mal im Herbst, wenn aus den ersten Blüten bereits kugelige, schwarz-violette Steinfrüchte heranreifen. Die fünf bis acht Millimeter großen Beeren fallen durch eine Behaarung ihrer Außenhaut auf, was sich auf dem dunklen Untergrund als weiße Pünktchen darstellt.
Blutroter Hingucker Die gegenständig sitzenden Blätter sind eiförmig bis elliptisch geformt und auf der ganzen Blattfläche zerstreut behaart. Sie zeichnen sich durch ihre auffällige parallel verlaufende Nervatur aus und sind an ihrer Oberseite hellgrün und an der Unterseite bläulich grün. Im Herbst verfärben sie sich mit den immer kälter werdenden Temperaturen zunehmend dunkelrot, worauf sowohl der lateinische (lat. sanguis = Blut) als auch der deutsche Beiname deuten. Ebenso nimmt die Rinde einjähriger Zweige eine leuchtend rote bis braunrote Färbung an, was auf eine Anreicherung von Anthocyanen im subepidermalen Gewebe zurückzuführen und dort zu beobachten ist, wo die Zweige der Sonne ausgesetzt sind. Splint- und Kernholz haben eine rötlich-weiße Farbe. Auch der deutsche Name Hartriegel sowie der botanische Gattungsname Cornus haben den gleichen Bezug, indem sie auf das harte, zähe Holz verweisen, das so hart und fest wie ein Horn ist (lat. cornu = Horn). Das Holz wurde aufgrund seiner Festigkeit früher von Drechslern für kleinere Dreharbeiten geschätzt. Beispielsweise wurden daraus Türriegel von Bauernhäuser und Scheunen hergestellt, was wiederum der deutsche Namen Hartriegel aufgreift. Zudem fand es zu Schusterzwecken oder als Werkzeuggriffe Verwendung.
Cardenolide findet man unter anderem auch in Fingerhut und in Maiglöckchen.
Ungenießbare rohe Früchte Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen kommt es immer wieder vor, dass nach dem Genuss der Früchte Erbrechen und Durchfälle auftreten. Eigentlich sind die schwarzroten Beeren roh ungenießbar, denn sie schmecken so bitter, dass sie nicht zum Verzehr einladen. Allerdings ist der Fruchtstand auf dem ersten Blick den Holunderbeeren sehr ähnlich, weshalb sie von unkundigen Sammlern fälschlicher- weise gepflückt und roh gegessen werden. Zum Glück sind die Folgen nur unangenehm und nicht giftig, wie es einige volkstümliche Namen wie Totentraube andeuten und es manchmal in der Literatur (vor allem in älterer) zu lesen ist. Vielmehr können gekochte Früchte zu Fruchtsäften und Marmeladen weiter verarbeitet werden, was aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes auch traditionell üblich ist. Die unerwünschten Symptome roher Früchte sollen auf den Gehalt an Triterpensaponinen (beta-Amyrin-Typ) zurückzuführen sein.
Giftige Blätter, Rinde und Wurzeln Allerdings kommt in einigen Pflanzenteilen das giftige Cornin (Verbenalin) vor. Das Iridoid findet sich in den Blättern, der Rinde und in den Wurzeln. Es ist zwar nur schwach toxisch, kann aber nach dem Verzehr größerer Mengen zu Unwohlsein mit Übelkeit und Erbrechen und deutlicher Müdigkeit führen. Zudem löst das Berühren der Blätter auf empfindlicher Haut lokale Reizerscheinungen wie Rötung und andauernden Juckreiz aus. Dafür sollen Haare auf den Blättern verantwortlich sein, die mit Calciumcarbonat überzogen sind.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/17 ab Seite 76.
Gode Meyer-Chlond, Apothekerin