Pneumonie/Legionellose
RKI: ANSTIEG BEI LEGIONELLEN-ERKRANKUNGEN
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Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts ist es nur die Spitze eines Eisbergs. Bakterien der Gattung Legionella sind gefürchtete Krankheitserreger. Auf einem Veteranentreffen in den USA im Jahr 1976, das zur Entdeckung des Erregers führte, starben 34 von 221 Personen an den Folgen einer Lungenentzündung. Unter den 639 Patienten, bei denen in Deutschland 2011 eine Legionella-Pneumonie diagnostiziert wurde, kam es zu 30 Todesfällen.
2011 war das Jahr mit den bisher zweithöchsten Meldungen an das Robert-Koch-Institut. Nur 2010 gab es mit 692 Erkrankungen mehr Meldungen, darunter waren allerdings 64 Erkrankungen, die auf einen großen Legionellenausbruch im Stadtgebiet von Ulm zurückzuführen waren. Ansonsten hat es seit 2001 einen stetigen Anstieg der Meldezahlen gegeben.
Ob sie einen Anstieg der realen Erkrankungen widerspiegeln, ist unklar. Denn die tatsächliche Zahl der Erkrankungen dürfte wesentlich höher sein. Das Kompetenznetzwerk für ambulant erworbene Pneumonien geht davon aus, dass knapp 4 Prozent aller ambulant erworbenen Pneumonien durch Legionellen verursacht werden.
Da erworbene Pneumonien häufig sind, ergäben sich nach einer Hochrechnung des Robert-Koch-Instituts 15 000 bis 30 000 Legionellen-Pneumonie pro Jahr in Deutschland. Hinzu käme noch eine – vermutlich weitaus größere Zahl – leichterer Erkrankungen, bei denen die Infektion nur mit einem respiratorischen Infekt einhergeht, dem sogenannten Pontiac-Fieber.
Offensichtlich denken Ärzte bei Patienten mit einer Lungenentzündung nur selten an die Möglichkeit einer Legionellose. Dabei ist eine Verdachtsdiagnose durch den Nachweis des Legionella-Antigens im Urin leicht möglich. Es gibt auch serologische Tests sowie PCR-Tests zum Nachweis von Legionellen-DNA. Bei einem positiven Ergebnis rät das Robert-Koch-Institut allerdings stets zur Bestätigung durch eine bakterielle Kultur.
Aus der Epidemiologie lassen sich gewisse Risikofaktoren ableiten. Erwartungsgemäß erkranken überwiegend Menschen über 50 Jahre. Männer waren fast dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Die Ursachen für dieses geschlechtsspezifische Phänomen sind nicht bekannt. Etwa ein Viertel der Erkrankungen waren reiseassoziiert. Typisch ist – wie in der ersten namensgebenden Epidemie – die Infektion in einem Hotel mit schlecht gewarteter Wasserversorgung.
In den ausgedehnten Rohrsystemen können sich auf Ablagerungen schnell Biofilme bilden. Diese werden von Protozoen besiedelt, in denen sich die Legionellen vermehren. Diese sind recht anspruchsvoll. Bei Temperaturen unter 20°C und oberhalb von 55°C sterben sie ab. Bei Beachtung der geltenden technischen Empfehlungen für Trinkwassererwärmungs- und Leitungsanlagen ist das Risiko einer Verkeimung nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts deshalb minimal. Quelle: rme/aerzteblatt.de