Corona | Studie
REMDESIVIR: KEIN WUNDERMITTEL, ABER EIN ANFANG
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Remdesivir wurde von der Firma Gilead Sciences entwickelt, um das Ebola-Virus zu bekämpfen. Das Nukleotidanalogon ähnelt den RNA-Bausteinen von Viren. Bei der Vermehrung wird es vom Virus irrtümlicherweise in das Erbgut eingebaut. Diese Viruskopien sind dann aufgrund ihres fehlerhaften Bauplans nicht vermehrungsfähig. Gegen Ebola war Remdesivir nicht effektiv, gegen SARS und MERS hingegen schon. Da diese beiden Coronaviren eng mit dem derzeit grassierenden SARS-CoV-2 verwandt sind, laufen Studien zur Therapie von Covid-19.
Eine Studie mit 237 Teilnehmern, die in Wuhan durchgeführt wurde, verlief mangels weiterer Erkrankungsfälle im Nichts. Eine weitere, größere Studie untersuchte 1063 Patienten aus 47 US-amerikanischen Kliniken sowie 21 weiteren Krankenhäusern in Asien und Europa. Covid-19-Erkrankten wurde randomisiert und doppelblind Remdesivir injiziert, wenn sie an schweren Verläufen der Infektion litten.
Verhalten positive Studienergebnisse
Die Teilnehmer, die Remdesivir erhielten, erholten sich durchschnittlich nach elf Tagen, acht Prozent verstarben. In der Placebogruppe dauerte die Genesung 15 Tage und bei 11,6 Prozent verlief es tödlich. Dieser leicht positive Effekt reichte der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) aus, um eine Notfallgenehmigung für den Wirkstoff zu erteilen - die offizielle Zulassung steht noch aus. Die unvollständigen Ergebnisse aus China waren ähnlich: 18 statt 23 Tage bis zur Erholung und eine Todesrate von 11 statt 15 Prozent. Den chinesischen Behörden war dies nicht signifikant genug für eine Zulassung. „Diese Daten sind vielversprechend, angesichts der Tatsache, dass wir bisher kein erprobtes Mittel gegen Covid-19 haben. Die Daten belegen aber auch, dass Remdesivir nicht die magische Gewehrkugel ist.“, meint Babak Javid von der Tsinghua Universität in Peking. Immerhin war die Verträglichkeit des Arzneistoffs gut. Er gilt als sicher.
Manche Virologen vermuten, dass die schwache Wirkung von Remdesivir darauf beruht, dass es erst zehn Tage nach den ersten Symptomen eingesetzt wurde. Möglicherweise wäre es effektiver, wenn es schon frühzeitig gegeben würde. Eine Auswertung wäre dann allerdings schwierig, da zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar ist, wie schwerwiegend die Infektion sein wird. Hat der Wirkstoff zur schnellen Genesung beigetragen oder wäre die Erkrankung ohnehin mild verlaufen? Zurzeit laufen noch fünf weitere große Studien. Die European Medicines Agency prüft die Zulassung.
Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/wie-gut-hilft-remdesivir-gegen-covid-19/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/05/04/ema-prueft-remdesivir