Haare
REGENBOGEN UND ZURÜCK
Seite 1/1 4 Minuten
Heute orange, morgen rosa und übermorgen granny-grau. Stars wie Katy Perry, Lady Gaga oder Billie Eilish machen es vor. Passend zur persönlichen PR-Kampagne wird nicht nur das Outfit wohl überlegt gewählt, sondern auch die Haarfarbe. Instagram, Facebook und Co. verhelfen zum blitzschnellen Verbreiten über den gesamten Globus. War es früher lediglich die Verwandlung von beispielsweise brünett auf blond, lockt das in der jungen Generation keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Bunt, metallisch oder glitzernd heißt hier die Devise. Für jede Gemütslage und passend zum jeweiligen Outfit.
Vor Pink heißt es: Bleichen Ein gut gemachter, satter Farbanstrich und dazu noch glänzendes, gesund aussehendes Haar – so ist der Wunsch, wenn es um Farben aus dem Land der Glitzer-Einhörner geht. Nur leider sieht die Realität meist anders aus. Damit aus Naturhaarfarbe eine Knallfarbe wird, muss das Haar einiges über sich ergehen lassen. Zunächst einmal wird blondiert, sprich gebleicht. Vergleichbar mit einer weißen Leinwand, auf der Farben besonders leuchten können. Während der Blondierung wird die Haarstruktur aufgebrochen und jeder einzelnen Faser sämtliche Farbpigmente entzogen.
Dies öffnet ihre Schuppenschicht, damit anschließend aufgetragene Farbpigmente intensiver färben und besser im Haar haften. Allein das ist schon eine echte Strapaze fürs Haar. Solche Farben lassen sich auch auf ungebleichtem, verhältnismäßig hellem Naturhaar auftragen. Allerdings ist das Ergebnis weit entfernt von der Vorstellung einer bunten Farbpracht. Es zeigt sich meist lediglich ein leichter Farbschimmer. Wer dunkles Haar hat, wird dabei so gut wie keinen Effekt erkennen können. Eine etwas sanftere Methode, um Farbakzente in dunkles Haar zu bringen, wäre es lediglich einzelne Strähnen zu bleichen und diese anschließend in den Farben des Regenbogens einzufärben.
Nur von kurzer Dauer Wird das Haar vorab nicht blondiert, haftet die bunte Farbe wesentlich kürzer darauf. Will eine Kundin dies zunächst nur ausprobieren, wäre das der schonendere Weg. Wer allerdings auf Dauer in Rosa, Lila, Grün oder Blau durchs Leben gehen möchte, muss regelmäßig nachfärben. Schon nach etwa vier bis fünf Haarwäschen verblasst das Ergebnis zusehends und es muss neue Farbe her. Nicht nur das: Wer vom Scheitel bis zu den Spitzen seine intensive Farbe permanent behalten möchte, muss den Ansatz regelmäßig Blondieren und Nachfärben. Insgesamt eine ganz schön aufwendige Sache. Je nach Ergebnis kann das Haar einen Rot- oder Gelbstich bekommen. Hier bietet sich Shampoo für graues Haar an. Es neutralisiert diese ungewollten Farbverirrungen.
Schadenlöscher Blondierung, Färben und dazu noch Stylen mit Föhn, Glätt- oder Kreppeisen hinterlassen ihre Spuren im Haar. Es wird anfälliger für Spliss und Haarbruch, kann so stumpf und matt wirken. Auch das Styling wird mit der Zeit schwieriger. Empfehlen Sie zur Haarwäsche Shampoo und Spülung für coloriertes, strapaziertes oder trockenes Haar. Produkte aus dem Naturkosmetik- oder Allergikersegment passen, da sie weniger waschaktive Substanzen besitzen und das Haar so nicht weiter ausgetrocknet wird. Dazu sollte nach jeder dritten, spätestens fünften Wäsche eine Haarkur einwirken. Auch hier bieten sich reichhaltige Masken mit Feuchthaltefaktoren und Pflanzenölen an, um die Haarstruktur rundum gut zu nähren. Wenig sinnvoll sind sämtliche Produkte mit Silikonen.
Sie legen sich wie ein Schutzfilm um jede einzelne Haarfaser, was zunächst das Frisieren erleichtert. Die Krux bei der Sache besteht darin, dass auf Dauer sämtliche Pflegewirkstoffe nicht vollständig in jede einzelne Faser eindringen können. Verwendet Ihre Kundin solche Produkte, empfiehlt sich vor der eigentlichen Wäsche ein Reinigungsshampoo. Allerdings kann das wiederum dazu beitragen, auch Farbpigmente aus dem Haar zu lösen, worunter die Farbe leidet. Damit Haare geschmeidig glänzen, empfehlen Sie spezielles Haaröl ohne Silikone: Kleinste Mengen in Längen und Spitzen einarbeiten, das glättet die Struktur. Empfehlenswert ist es außerdem, nicht zu heiß zu föhnen oder andere Tools mit großer Hitzeeinwirkung nicht zu oft anzuwenden.
Einmal Einhorn und zurück Wer keine Lust mehr auf den bunten Schopf hat, kann die Farbe mittels verschiedener Wege wieder loswerden. Die effektivste, aber auch strapazierendste Methode ist erneutes Blondieren und anschließendes Einfärben. Wer eine Intensivtönung mit Haltbarkeitsgrad Zwei verwendet, kann sie Stück für Stück, ohne Bleichen, herauswaschen. Hersteller bunter Farben bieten dazu entsprechende Produkte an. Eine weitere Möglichkeit ist die Anwendung von Anti-Schuppenshampoo. Auch das wäscht Farbpigmente leichter und schneller aus dem Haar.
Empfehlen Sie dazu im Anschluss stets eine Spülung und nach drei Wäschen eine Haarkur, zur Schonung der Haarstruktur. Einfacher und schneller wieder aus dem Haar gewaschen sind bunte Tageshaarfarben. Es gibt sie in sämtlichen Regenbogenfarben. Ihre Formulierung, meist handelt es sich um ein Spray, bietet sich für Farbhighlights an. Das Spray am besten aufs trockene, fertig frisierte Haar auftragen. Dazu einzelne Strähnen bearbeiten, ein bis zwei Minuten trocknen lassen, einmal durchkämmen und mit Haarspray fixieren. Bei der nächsten Wäsche lösen sich die Farbpigmente vom Haar, da sie nicht ins Innere eindringen, sondern nur auf dem Haar lagern.
Hohes Allergiepotenzial So fröhlich und bunt die Farbe im Haar aussieht: Ohne chemische Inhaltsstoffe funktionieren solche Produkte leider nicht. Raten Sie Kundinnen mit sehr empfindlicher oder allergischer Haut, oder auch zum Beispiel nach erfolgreicher Chemotherapie, von solchen Produkten ab. Sie können die Haut unnötig reizen. Aromatische Amine, Konservierungsstoffe wie Propylparaben oder Isothiazolinone sowie halogenorganische Verbindungen können in solchen Farben enthalten sein. Wer eine Farbveränderung jenseits von blond oder braun wünscht, kann dies auch mit Pflanzenhaarfarben erreichen, Allerdings wird die Farbe weitaus dezenter als mit chemischer Farbe.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/19 ab Seite 72.
Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin