Lange, dichte und dunkle Wimpern gelten als Schönheitsideal. © licsiren / iStock / Getty Images Plus

Kosmetik | Wunderwachstum

PROSTAGLANDINE IN WIMPERNSEREN

Lang sollen sie sein, dicht und schwarz – die Rede ist von Wimpern. Gebraucht wird das eigentlich nicht, auch helle kurze Wimpern können unser Auge vor Schmutz und Nässe schützen. Doch für die Ästhetik tun manche Menschen so einiges.

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Zum Beispiel fragwürdige Inhaltsstoffe als Wimpernwuchsmittel verwenden. Medizinisch indiziert ist das dabei selten. Eine Hypotrichose, wie sie beispielsweise bei Neurodermitis, während einer Chemotherapie oder bei verschiedenen Mangelzuständen auftritt, wird auf diese Weise selten behandelt. Obwohl es entsprechende Präparate gibt – nur nicht in Deutschland, sondern zurzeit lediglich in den USA. Entdeckt wurde dieser klinische Effekt von Bimatoprost, einem Prostaglandinanalogon, das bereits seit zehn Jahren in den USA gegen den Minderwuchs eingesetzt wird, aus Zufall. Bei Glaukom-Patienten, die Prostaglandin-haltige Augentropfen anwendeten, bemerkte man vermehrtes Haarwachstum. Wie die Stoffe genau wirken, hat man aber noch nicht herausgefunden. Möglicherweise durch eine Verlängerung der Anagenphase. Das würde sowohl den verstärkten Haarwuchs als auch die zunehmende Pigmentierung erklären. Eine Wechselwirkung am Prostaglandinrezeptor könnte zusätzlich das Dickenwachstum erklären. Das bringt natürlich auch unerwünschte Wirkungen mit sich.

Die Hälfte der Anwender entwickeln eine konjunktivale Hyperämie (rotes Auge), bei drei bis zehn Prozent färbt sich die Iris dunkler (Hyperpigmentierung), zudem gibt es Beschreibungen über hervorquellendes Fett rund ums Auge, während es direkt am Augapfel zurückgeht – das Auge versinkt. Auch allergische Reaktionen wie Juckreiz oder Ödeme sind möglich. Diesen Teil lassen Kosmetikhersteller wohl eher weg, doch mit den Vorzügen wird geworben. Häufig finden sich in Produkten für ein schnelleres und besseres Wimpernwachstum Verwandte des Prostaglandin-F2α. Wirkung wie Nebenwirkungen sind mit den Glaukom-Therapeutika vergleichbar. Professor Dr. Christiane Bayerl von der Klinik für Dermatologie und Allergologie an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden sagte gegenüber der Medical Tribune, dass Prostaglandin-F2α-Analoga weder in Kosmetika gehörten, noch sollten sie von Dermatologen als Haarbooster rund ums Auge empfohlen werden.

Da es aktuell keine entsprechenden Analoga mit einem geringeren Risiko für unerwünschte Wirkungen auf dem Markt gibt, befürwortet Frau Dr. Bayerl ein behördliches Verbot für den kosmetischen Einsatz dieser Substanzen. Wer möchte auch schon das Risiko einer Pigmentstörung, Augenreizung oder allergischen Reaktion als Preis für schöne Wimpern zahlen? Viele Hersteller werben für ihre Produkte bereits mit Slogans wie: ohne Hormone, ohne Prostaglandine. Damit nichts ins Auge geht…

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Bayerl C. Akt Dermatol 2018; 44: 531-532 aus Medical Tribune, 54. Jahrgang, Nr. 10, 8.März 2019: 13

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