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PILLE UND ANTIBIOTIKA – DIE PTA ERMITTELT

Wie relevant sind eigentlich die Wechselwirkungen zwischen hormonellen Kontrazeptiva und Antibiotika? Gibt es einen Unterschied zwischen Estrogen-Gestagen-Kombinationen und reinen Gestagenpräparaten?

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Die nette Studentin aus dem Nachbarhaus, Michaela Roth, hat eine eitrige Mandelentzündung. Sie krächzt ein Guten Morgen, als sie ihr Rezept über den HV-Tisch reicht. Der Arzt hat ihr 20 Tabletten Amoxicillin 500 Milligramm aufgeschrieben. Davon soll sie dreimal täglich eine Tablette nehmen – und sie hat gleich noch eine Frage. Wie ist das denn mit der Pille? Wirkt sie noch, wenn man gleichzeitig Antibiotika nimmt oder kann man sich nicht mehr darauf verlassen?

Pharmakologischer Hintergrund Tatsächlich scheint es eine Wechselwirkung zwischen Antibiotika und hormonellen Kontrazeptiva zu geben, der Mechanismus und auch die Relevanz sind jedoch noch nicht abschließend geklärt. Man nimmt an, dass Antibiotika den enterohepatischen Kreislauf der Estrogene unterbrechen. Ethinylestradiol, das üblicherweise als Estrogenanteil eingesetzt wird, zeigt einen hohen Firstpass-Effekt. In der Darmschleimhaut und in der Leber wird es mit Glucuronsäure und Schwefelsäure konjugiert. Die Metaboliten gelangen über die Galle zurück in den Darm und werden dort von den Darmbakterien teilweise wieder gespalten. Ethinylestradiol kann dadurch erneut resorbiert werden.

Wird nun durch die Antibiotikaeinnahme die Darmflora gestört, wird auch dieser Kreislauf unterbrochen und Ethinylestradiol wird schneller ausgeschieden. Welche Bedeutung allerdings der enterohepatische Kreislauf für die Wirkung des Estrogens hat, ist unklar. Noch dazu scheint es hier große individuelle Schwankungen zu geben. Gestagene betrifft dies alles nicht. Sie unterliegen keinem enterohepatischen Kreislauf, sondern werden sehr schnell zu inaktiven Metaboliten abgebaut.

Die Studienlage reicht nicht aus, um die Frage nach der Relevanz der Interaktion eindeutig zu beantworten. Messungen des Estrogenspiegels haben in der Summe keinen signifikanten Effekt ergeben, in einzelnen Untersuchungen konnte dagegen ein erniedrigter Spiegel gemessen werden. Auch wird immer wieder über Blutungsunregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Pille und Antibiotika berichtet. Inwieweit dies durch die häufigste Nebenwirkung vieler Antibiotika, nämlich Erbrechen und Durchfall ausgelöst wird, ist ebenfalls unklar.

Da anhand der Datenlage nicht ausgeschlossen werden kann, dass zumindest bei einzelnen Frauen die Pille ihre Wirkung verliert und da eine ungewollte Schwangerschaft außerdem eine große Belastung für die betroffene Frau darstellt, sollte die Kundin in jedem Fall auf die mögliche Wechselwirkung hingewiesen werden. Dies gilt auch für Verwenderinnen von Hormonpflastern und Vaginalringen, auch wenn hier die Gefahr einer Interaktion sehr gering sein dürfte. Lediglich bei reinen Gestagenpräparaten geht man davon aus, dass keine Wechselwirkungen möglich sind.

Zurück zum Fall Die PTA lobt Frau Roth dafür, dass sie mitgedacht hat. Sie erklärt ihr, dass es höchstwahrscheinlich kein Problem mit der Pille geben wird, dass es aber prinzipiell schon möglich ist. Sie empfiehlt ihr für die Dauer der Antibiotikaeinnahme zusätzlich eine Barrieremethode, wie zum Beispiel ein Kondom, zu verwenden. Ganz besonders wichtig ist dies, wenn es innerhalb von vier Stunden nach der Pilleneinnahme zu Erbrechen oder Durchfall kommen sollte. Die Pille soll sie aber auf jeden Fall wie gewohnt weiter nehmen, um eine Entzugsblutung zu vermeiden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/11 auf Seite 51.

SB

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