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Medizinische Fachgebiete

PHLEBOLOGIE

Menschen mit Venenproblemen und Krampfadern sind ein Fall für den Phlebologen. Betroffene sollten, insbesondere bei Varizen, frühzeitig einen Facharzt aufsuchen, um Komplikationen zu vermeiden.

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Phlebos ist die griechische Bezeichnung für Blutgefäß – davon leitet sich der Name des Fachgebietes Phlebologie (Venenheilkunde) ab. Der Venenspezialist beschäftigt sich mit der Diagnose, Therapie und Rehabilitation von Gefäßerkrankungen. PTA und Apotheker sollten Kunden mit Krampfadern, Besenreisern, Venenentzündungen, Thrombosen oder Hämorrhoiden demnach an einen Phlebologen verweisen. Nicht zu verwechseln ist die Phlebologie mit der Angiologie, diese befasst sich mit arteriellen Leiden oder Lympherkrankungen.

Das Gefäßsystem Venen haben die Aufgabe, sauerstoffarmes Blut zum Herzen zu transportieren. Von dort aus gelangt das Blut über die Lungenarterien in die Lunge, wird dort mit Sauerstoff beladen und gelangt über die Lungenvenen zurück zum Herzen. Das sauerstoffreiche Blut wird dann über Arterien in den gesamten Organismus transportiert. Venen werden in Abhängigkeit von ihrer Lage in Kopf-, Arm-, Bauch- und Beinvenen eingeteilt. Bei den Beinvenen differenziert man zwischen dem direkt unter der Haut befindlichen, oberflächlichen sowie dem tieferen Venensystem.

Die tiefer liegenden Beinvenen übernehmen den größten Teil des Blutrücktransportes, während der Rest des Blutes über die oberflächlichen Beinvenen zurückfließt. Die Gefäße sind mit ventilartigen Klappen ausgestattet, sodass der Transport nur in Richtung des Herzens möglich ist und das Blut nicht absackt. Das zentrale Gefäß im tiefen Venensystem ist die sogenannte tiefe Hauptvene, die sich durch das gesamte Bein zieht und in der tiefen Beckenvene mündet. Die wichtigsten oberflächlich verlaufenden Venen sind zum einen die große Rosenvene (Vena saphena magna) und zum anderen die kleine Rosenvene (Vena saphena parva).

Erstere verläuft an der Beininnenseite entlang des Ober- und Unterschenkels und endet in der tiefen Vene an der Leiste, während die kleine Rosenvene sich an der Rückseite des Unterschenkels befindet und im Bereich der Kniekehle in die tiefe Vene eintritt. Zu den häufigsten Venenleiden zählen Krampfadern, die keineswegs nur ein kosmetisches Problem darstellen. Meist schließen die Venenklappen nicht mehr richtig, sodass der Rücktransport des Blutes zum Herzen erschwert ist. Außerdem erhöhen ausgeleierte Gefäße das Risiko für Thrombosen und als Folge Lungenembolien.

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können die Venengesundheit fördern.

Diagnostik in der Phlebologie Venöse Erkrankungen werden zunächst anhand der Anamnese und der klinischen Untersuchung diagnostiziert. Der Arzt sieht sich die Beine genau an und tastet sie auf Veränderungen wie Schwellungen oder Krampfadern ab. Ein wichtiges Verfahren in der Venenheilkunde ist die farbkodierte Duplexsonografie: Sie bietet eine große Hilfestellung bei der Diagnostik von Gefäßerkrankungen im Bereich der Extremitäten. Durch die Ultraschalluntersuchung lassen sich beispielsweise Venenverschlüsse durch Thrombosen erkennen, auch die Unterscheidung zwischen Gefäß- oder Nervenursachen ist mit der Methode möglich. Die Digitale Fotoplethysmografie (DPPG) dient der Analyse der Strömung in den Venen.

Dabei ermittelt der Phlebologe im Rahmen eines Bewegungsprogramms die Wiederauffüllzeit der Vene mit einem speziellen Messfühler, welcher an der Innenseite des Unterschenkels angebracht wird. Die Leistung der Vene lässt sich bestimmen, während der Patient im Sitzen die Füße auf und ab wippt. Bei dem Verfahren der Phlebodynamometrie misst der Arzt den peripheren Venendruck einer Fußrückenvene. Sind die Gefäße intakt, sinkt der Druck durch die Aktivierung der Muskulatur – bei Krampfadern ist dies nicht der Fall. Die Venenverschlussplethysmografie ermöglicht durch eine gezielte Kompression der Venen und Arterien die Berechnung des Blutflusses. Anhand der venösen Kapazität und des venösen Rückstroms trifft der Arzt Aussagen über die Funktion der Venen.

Konservative Verfahren Der Venenarzt kann eine Kompressionstherapie, etwa mit Kompressionsstrümpfen, verordnen, die bei den meisten venösen Erkrankungen wirksam ist. Ödemprotektiva, Venen-tonisierende Medikamente, Diuretika, Salben und Gele mit Heparin oder Hirudin gehören zu den von Phlebologen verordneten Arzneimitteln.

Chirurgische Eingriffe Zu den Behandlungsmethoden in der Venenheilkunde gehört die Sklerosierung (Verödung) der Venen. Damit lassen sich Besenreiser und Krampfadern schonend und narbenfrei beseitigen. Die Verödung kann minimalinvasiv mittels eines Spezialschaums durchgeführt werden: Dieser wird in das erkrankte Gefäß appliziert und verklebt es, im Anschluss baut der Körper den Mikroschaum vollständig ab. Zur Sklerosierung von Besenreisern oder kleineren Astkrampfadern verwenden Fachärzte ein flüssiges Verödungsmittel mit Polidocanol.

Die Schaum-Sklerotherapie wird hingegen bei größeren und tiefer liegenden Krampfadern gewählt – das Prinzip beider Verfahren ist jedoch identisch. Eine weitere Methode in der Venenheilkunde stellt die Phlebektomie dar: Hierbei setzt der Phlebologe kleinste Stiche in die Haut und entfernt die Krampfadern mittels eines kleinen Häckchens. Die minimalinvasive Behandlung gilt als schonend, im Anschluss ist die Mobilität Betroffener nur wenig beeinträchtigt.

Mittel der Wahl Die Crossektomie ist ein Teil der Krampfaderoperation, wird häufig mit dem Varizenstripping kombiniert und beginnt mit einem Schnitt an der Leiste oder an der Kniekehle. Der Chirurg bindet alle venösen Seitenäste ab, um einer anschließenden Entwicklung von Krampfadern vorzubeugen. Außerdem durchtrennt er die Stammvene an ihrem Mündungssegment in das tiefe Venensystem. Danach erfolgt das Varizenstripping, also das Herausziehen der Krampfadern. In der Regel wird dafür eine dünne, biegsame Sonde von unten durch die Stammvene bis zur Leiste geführt, sodass es dem Arzt gelingt, den erkrankten Bereich zu entfernen.

Nach dem Eingriff verschließt er die Schnitte und umwickelt das Bein mit einem engen Kompressionsverband. Erfolge bei der Varizenbeseitigung versprechen auch kathetergestützte Methoden mittels Laser oder Radiofrequenz. Der Phlebologe führt bei der als sanft geltenden Radiowellenbehandlung einen Katheter durch die Krampfader bis zur Hauptvenenklappe ein. Beim Zurückziehen des Katheters erhitzt die Venenwand durch das Heizsegment an der Katheterspitze, sodass die Vene schrumpft und sich verschließt. Bei der Endolasertherapie zieht sich die Varize hingegen durch die Laserenergie zusammen.

Tipps für die Beratung PTA und Apotheker sollten Kunden, die über optisch hervortretende Venen, nächtliche Fuß- oder Wadenkrämpfe, Ödeme an den Knöcheln, bräunliche Hautveränderungen, Schwere- und Müdigkeitsgefühle und/oder über brennende und stechende Schmerzen in den Beinen klagen, an einen Phlebologen verweisen. Bei leichteren Venenproblemen ist die Selbstmedikation mit pflanzlichen Präparaten, die Trockenextrakte aus roten Weinrebenblättern oder Rosskastaniensamen enthalten, möglich.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/19 ab Seite 50.

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

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