Mit über 850 000 Einwohnern gehört Amsterdam zu den größten Städten der Niederlande. Zu den beiden bisherigen EU-Behörden in den Haag gesellt sich nun die EMA in die Hafenstadt. © mtsaride/ 123rf.com

Arzneimittelbehörde | Umzug

OSTEUROPÄISCHE STAATEN SIND „NOT AMUSED“: EMA ZIEHT NACH AMSTERDAM

Eine EU-Behörde im eigenen Land bringt nicht nur Ansehen und innereuropäische Aufmerksamkeit, es rechnet sich auch. Durch zahlreiche Veranstaltungen pro Jahr erhöhen sich auch die Umsätze von Gastronomiebetrieben und Hotelgewerbe. Nach dem Austritt der Briten aus der EU musste ein neuer Sitz für die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gefunden werden, 19 der 28 EU-Staaten bewarben sich Anfang des Jahres.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Seit vergangener Woche ist klar: Die Wahl für den neuen Standort fällt auf Amsterdam. Einige Verfahrenspunkte dieser Wahl stoßen vielen Bewerber nun sauer auf. Das Prozedere an sich wird als viel zu kompliziert und intransparent kritisiert: In der ersten Runde konnten die Länder je einen, zwei und drei Punkte vergeben, das Land mit den meisten Punkten kam dann in den „Recall“, in dem nur noch je eine Stimme vergeben wurde, zum Abschluss fand dann noch eine Stichwahl statt. Da die auch kein Ergebnis hervorrief, wurde schließlich gelost. Die deutsche Bewerberstadt Bonn fiel bereits in der ersten Runde raus.

Auch vier osteuropäische Städte überstanden den ersten Wahlgang nicht. Sowohl in Bulgarien, Rumänien und der Slowakei ist aktuell keine EU-Behörde ansässig, daher rechneten sich alle Länder eine gute Chance auf den Zuschlag für Osteuropa aus. Sie wurden jedoch enttäuscht. Unmut bei den Staaten herrschte aber bereits während des Bewerbungsverfahrens, als eine Initiative den Brief einer Gruppe EMA-Mitarbeiter veröffentlichte, in dem die Rechtslage der Osteuropäischen Länder (Polen, Bulgarien, Rumänien, Slowakei) kritisiert wurde. Dabei beziehen sie sich auf den Umstand, dass weder homosexuelle Ehen noch eingetragene Lebenspartnerschaften anerkennt werden. Dies warf die Frage auf, ob im Falle eines Umzuges homosexuelle Mitarbeiter rechtlich gezwungen wären, ihre in Großbritannien anerkannten Partnerschaften nicht weiterführen zu können und damit bestehende Grundrechte aufgeben zu müssen. Die Länder wurden zwar nicht namentlich genannt, dieser Rechtsumstand herrscht allerdings nur dort. In wieweit diese Diskussion im Vorfeld zu dem ersten Wahlergebnis beigetragen hat, ist natürlich nicht klar, lässt sich aber vermuten.

Die EMA koordiniert die laufende Überwachung und Bewertung aller Human- und Tierarzneimittel in Europa. Sie ist also ein wichtiger Teil des Pharmakovigilanz-Systems und Knotenpunkt aller sicherheitsrelevanten Fragen. Außerdem spielt sie eine zentrale Rolle in der Zulassung von Arzneimitteln, wobei sie auch eng mit anderen, internationalen Arzneimittelagenturen und Stellen zusammenarbeitet. 

Farina Haase, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc

×