mikroskopisch vergrößerte Abbildung der quergestreiften Muskulatur
Das typische Muster gibt der quergestreiften Muskulatur ihren Namen. © JOSE LUIS CALVO MARTIN & JOSE ENRIQUE GARCIA-MAURIÑO MUZQUIZ / iStock / Getty Images Plus

Cholesterinsenker | Myopathien

OMEGA-3 HILFT GEGEN STATINTOXIZITÄT

Statine gehören zu den Standardmedikamenten in der Apotheke. Denn man geht davon aus, dass sich ein niedriger Cholesterinspiegel positiv auf das Herzkreislaufsystem auswirkt. Doch haben sie eine gefürchtete Nebenwirkung: Myopathie – eine akute Muskelzellschädigung. Forscher fanden nun heraus, dass die Auswirkungen massiver sind als bisher angenommen.

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Statine können Muskelzellen bis hin zur Auflösung schädigen. Das nennt man dann Rhabdomyolyse. Diese Erkrankung bezeichnet die Auflösung quergestreifter Muskelfasern, wie sie zum Beispiel am Skelett, im Herzen und am Zwerchfell vorkommen. Betroffene verspüren Muskelschmerzen, Übelkeit, Muskelschwäche, leiden unter Fieber oder Elektrolytstörungen. Eine der gefürchtetsten Komplikationen der Rhabdomyolyse ist das akute Nierenversagen.

Verständlich, dass man sich in einer Studie an der Berliner Charité dieses Phänomens annahm. Das Ergebnis: Es ist noch viel schlimmer als gedacht. Man setzte dazu Populationen menschlicher Muskelzellen sowohl dem lipophilen Simvastatin als auch dem hydrophilen Rosuvastatin aus. Anschließend analysierten die Wissenschaftler um Dr. Stefanie Anke Grunwald das Expressom – sie untersuchten also, welche Gene in den Zellen jeweils angeschaltet waren und in Proteine umgesetzt wurden und welche nicht. Zusätzlich analysierten sie noch den Stoffwechsel der Zelle.

Heraus kam: Statine üben offensichtlich in der allgemein üblichen Wirkstoffmenge dramatische strukturelle, funktionelle und metabolische Effekte auf die Muskeln aus. Allein 2500 Gene reagierten anders als gewöhnlich und das beeinflusste die Produktion von mehr als 900 Proteinen. Sie wurden entweder in geringeren oder größeren Mengen synthetisiert. Simvastatin hatte dabei einen noch stärkeren Einfluss als Rosuvastatin.

Man kam auch dem Tatbestand auf die Spur, warum Statine Muskelschmerzen auslösen. Denn beide Statine drosselten in den Muskelzellen nicht nur die Biosynthese von Cholesterol (was sie sollen), sondern auch den Fettsäurestoffwechsel insgesamt, sowie die Produktion von Eicosanoiden. Diese hormonähnlichen Substanzen sind unter anderem an der Entwicklung von Muskelzellen beteiligt.

Entwicklung, Wachstum und Teilung der Skelettmuskelzellen werden durch Statine beeinträchtigt. Doch es gibt ein „Gegenmittel“: Die Gabe von Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren machte die Wirkungen von Simvastatin oder Rosuvastatin teilweise rückgängig. Die Wissenschaftler konstatierten, dass die Einnahme entsprechender Präparate eine Möglichkeit sein kann, um einer statinbedingten Myopathie vorzubeugen.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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