Eine Hand hält vier Finger hoch.
Die EMA hat heute die Zulassungsempfehlung für den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson ausgesprochen - es ist damit die vierte Vakzine in der EU. © kieferpix / iStock / Getty Images Plus

EMA | Impfstoff

NUMMER VIER: ZULASSUNG FÜR JOHNSON & JOHNSON EMPFOHLEN

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat sich heute dafür ausgesprochen, den COVID-Impfstoff von Janssen-Cilag zuzulassen, einer Tochterfirma von Johnson & Johnson. Die Zustimmung der EU-Kommission gilt als Formsache. Was macht dieses Präparat besonders?

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Die EMA prüfte den Impfstoff von Janssen seit dem ersten Dezember. In den USA hat das Präparat seit dem vierten Februar die Notfallzulassung inne. Der Vektorimpfstoff von Janssen hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber den bisher zugelassenen Vakzinen: Eine Injektion genügt. Zwar untersuchte der Hersteller auch ein Impfschema mit zwei Dosen im Abstand von acht Wochen, aber über 90 Prozent der Probanden hatten bereits einen Monat nach der ersten Impfdosis hohe Antikörpertiter. Nach Herstellerangaben ist die Lösung bei -20 Grad Celsius etwa zwei Jahre lang stabil, bei normaler Kühlschranktemperatur kann er mindestens drei Monate gelagert werden.

Wie wirkt der Impfstoff?
Wie das Präparat von AstraZeneca und der russische Impfstoff Sputnik V auch, handelt es sich beim Impfstoff von Johnson & Johnson um einen Vektorimpfstoff. Ein unschädliches Virus transportiert den genetischen Bauplan für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 in die Wirtszellen des Geimpften. Dort wird das Impf-Antigen, also das Spike-Protein, hergestellt und anschließend dem Immunsystem präsentiert. Während der AstraZeneca-Impfstoff dafür das Schimpansen-Adenovirus ChAdOx1 nutzt, dient bei Johnson & Johnson das humane Adenovirus Serotyp 26 als Vektor.

Wie wirksam ist der Impfstoff?
Laut der US-Arzneimittelbehörde FDA bietet der Johnson & Johnson-Impfstoff zu 66 Prozent Schutz vor mittleren und schweren COVID-19-Erkrankungen, vor schweren bis lebensbedrohlichen Verläufen sind Geimpfte zu 85 Prozent geschützt. Diese Werte wurden vier Wochen nach der Injektion ermittelt.

Zum Vergleich: Die AstraZeneca-Vakzine ist laut Herstellerangaben zwei Wochen nach der zweiten Dosis zu 70 Prozent wirksam. In einer neuen Studie mit einem größeren Abstand zwischen beiden Impfdosen erreichte der Impfstoff 82 Prozent. Der mRNA-Impfstoff von Moderna ist 14 Tage nach der zweiten Dosis zu 94 Prozent wirksam, Corminaty® von BioNTech eine Woche nach der zweiten Impfung zu 95 Prozent.

Welche Nebenwirkungen traten auf?
Laut Robert Koch-Institut sind die häufigsten Nebenwirkungen die typischen Impfreaktionen: Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gelenkschmerzen und Schüttelfrost. Sie waren schwach bis mäßig ausgeprägt und klangen schnell ab.

Wie wirksam ist der Impfstoff gegen Virus-Varianten?
Mutationen stellen die Hersteller vor eine Herausforderung. Die Impfstoffe von Moderna und BioNTech schützten in Tests sowohl gegen die britische als auch gegen die südafrikanische Variante, wobei die Immunantwort auf die Südafrika-Mutation B.1.351 etwas schwächer ausfiel. Das AstraZeneca-Vakzin schützt vor der britischen Mutation B.1.1.7, für die südafrikanische Variante ist dies noch zweifelhaft. Das Präparat von Johnson & Johnson sei hingegen auch gegen die Variante aus Südafrika wirksam, deshalb setzt das Land in seiner Impfstrategie auf diesen Impfstoff. Die Johnson & Johnson-Vakzine schütze außerdem vor der brasilianischen Mutante P.1.

Bekommen wir genug Impfdosen?
Deutschland hat bei Johnson & Johnson 36,7 Millionen Impfdosen bestellt, gibt das Bundesgesundheitsministerium an. Obwohl der Impfstoff in den Niederlanden entwickelt wurde, wird er in den USA abgefüllt. Der SPD-Europa-Abgeordnete Tiemo Wölken fürchtet: „Da die EU noch keine eigenen Abfüll- und Verschließ-Anlagen hat, sind wir von Exporten aus den USA abhängig.“ Er hofft, dass die EU-Kommission sogenannte Fill-and-Finish-Standorte in der EU errichtet, denn die USA hatten im vergangenen Jahr beinahe alle Impfstoff-Exporte gestoppt. Die EU-Kommission ist dennoch zuversichtlich, dass die Impfstoffe in der Europäischen Union ankommen: Der Hersteller versichert, ab April auszuliefern.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:
dpa

www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/02/17/janssen-cilag-beantragt-zulassung-fuer-ad26-cov2-s


www.aerzteblatt.de/nachrichten/121047/Suedafrika-will-mit-Vakzin-von-Johnson-Johnson-gegen-Corona-impfen

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