Mit 37°C schon erhöhte Temperatur? © Rafael Abdrakhmanov / iStock / Getty Images Plus

Messparameter | verblüffende Studienergebnisse

NORMALE KÖRPERTEMPERATUR LIEGT UNTER 37 GRAD CELSIUS

Welche Rahmenanweisungen geben Sie Kunden mit, wenn diese ein neues Fieberthermometer bei Ihnen kaufen? In Zukunft sollten Sie sich überlegen, ob Sie die Info mitgeben, dass die normale Körpertemperatur bei unter 37 °C liegt. Neue Studienergebnisse zeigten: Wir werden immer kälter.

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Das soll zumindest für US-Amerikaner gelten. Denn die These stammt aus dem Team um Julie Parsonnet von der Stanford University in Kalifornien. Aus den veröffentlichten Studiendaten geht hervor, dass die Körpertemperatur der Amerikaner seit den 1860er-Jahren langsam abnimmt. Auch wenn es laut Parsonnet schwierig war, an Daten aus dem frühen 19. Jahrhundert zu kommen, gelang es dem Team für ihre Untersuchungen insgesamt 677 423 Körpertemperatur-Messungen von 1860 bis 2017 auszuwerten und zu vergleichen.

Und tatsächlich sank die Körpertemperatur – recht konstant – im Durchschnitt um 0,03°C pro Jahrzehnt. Das ergibt bei den heute lebenden männlichen Amerikanern eine Differenz von – 0,59°C, unter den weiblichen Amerikanerinnen, bei denen die Daten nicht ganz so weit zurückreichen, der Trend aber gleich verläuft, eine Minimierung von 0,32°C. Damit liegt die heutige gemessene Körpertemperatur nicht mehr bei 37°C sondern bei etwa 36,6°C.

Bedenken, dass frühere Messmethoden zu ungenauen Ergebnissen geführt hätten und nicht mit den heutigen vergleichbar seien, räumen die Wissenschaftler aus. Der Trend sei auch innerhalb der Messungen in modernen Zeiten erkennbar. Natürlich kann man einwenden, dass die Unterschiede in der Körpertemperatur zwischen damals und heute auf eine Ungenauigkeit der damaligen Thermometer zurückgeführt werden könnten. Die Qualität der Thermometer konnten die Autoren als Ursache für die sinkenden Werte aber ausschließen.

„Die wahrscheinlichste Erklärung ist meiner Ansicht nach, dass wir heute mikrobiologisch ganz andere Menschen sind als vor 150 Jahren“, erklärt Parsonnet. So kommen wir aufgrund unserer veränderten hygienischen Bedingungen seltener mit Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Pilzen in Berührung als noch vor 150 Jahren. Zudem stehen uns moderne Impfstoffe und Wirkstoffe – wie beispielsweise Antibiotika – zur Verfügung, um Infektionen vorzubeugen beziehungsweise zu bekämpfen. Dadurch ist unser Immunsystem vergleichsweise weniger aktiv und das Körpergewebe weniger entzündet und damit auch weniger erwärmt. Damit ließen sich die Ergebnisse auch auf andere Länder mit hochentwickeltem Gesundheitssystem übertragen, also auch auf Deutschland. Parsonnet erläutert weiter, dass der Abkühlungstrend keine Anzeichen eines baldigen Stillstands erkennen ließe. Mit Sicherheit werde es aber ein Limit geben.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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