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NICHT IMMER EIN GRIPPALER INFEKT
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Zur Behandlung der schubförmigen multiplen Sklerose (MS) werden häufig Interferone als Basistherapie eingesetzt. Interferone sind körpereigene Gewebshormone mit immunmodulierender, antiviraler und antitumoraler Wirkung. Chemisch gesehen sind es Proteine oder Glykoproteine. Gebildet werden sie vor allem in den Leukozyten. Bei der Autoimmunerkrankung MS macht man sich die immunmodulatorische Wirkung von Interferon beta zunutze. Therapeutisch verwendet werden rekombinante Interferone, also solche, die mithilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden. Damit können Krankheitsschübe und das Fortschreiten körperlicher Behinderungen verhindert oder zumindest verringert werden. Eine der häufigsten Nebenwirkungen der Interferontherapie sind grippeähnliche Symptome.
Dosis- und intervallabhängig Die Patienten werden in der Klinik darüber informiert, dass sie zumindest in der ersten Zeit mit diesen Nebenwirkungen zu rechnen haben. Sinnvoll ist es allerdings immer, Kunden, die über grippeartige Symptome klagen, nach eventuellen Therapien zu fragen, die als Auslöser in Frage kommen. Die Beschwerden können so stark sein, dass die Behandlung abgebrochen wird. Dabei spielen die Dosis und auch die Applikationsintervalle eine wichtige Rolle. Je höher die Dosis und je häufiger die Applikation, desto stärker sind die Nebenwirkungen. Moderne pegylierte Interferone ermöglichen längere Applikationsintervalle. Bei der Pegylierung werden Polyethylenglykol-Ketten an das Interferon angehängt. Es wird quasi eingehüllt. Dadurch ist das Makromolekül besser vor vorzeitigen Abbauprozessen durch körpereigene Enzyme geschützt (Proteasestabilität). Zugleich wird die renale Ausscheidung verlangsamt. Beides bewirkt eine längere Wirkdauer und damit ein verlängertes Applikationsintervall.
Unterschiedlicher Zeitverlauf Die grippeähnlichen Beschwerden treten hauptsächlich in den ersten Wochen bis Monaten der Behandlung auf – bei den nicht pegylierten Interferonen meist sofort nach der Injektion, bei den pegylierten erst nach acht bis zwölf Stunden. MS-Schwester Kathrin Baltus aus Wuppertal weiß: „Grippeähnliche Symptome können aber auch erst sechs bis acht Wochen nach Therapiebeginn, also nach der dritten bis vierten Spritze auftreten. Das ist von Patient zu Patient recht unterschiedlich. Im Allgemeinen lassen die grippeähnlichen Nebenwirkungen nach sechs Monaten spürbar nach.“ Ein Grund für einen sofortigen Abbruch sind die Nebenwirkungen nicht. In der Regel können die Betroffenen sie mit 600 Milligramm (mg) Ibuprofen oder 500 mg Paracetamol gut in den Griff bekommen. Es wird auch empfohlen, viel zu trinken, zum Beispiel entzündungshemmenden schwarzen Tee.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/19 ab Seite 32.
Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion