Virusinfektionen | AIDS
NEUES ARZNEIMITTEL ZERSTÖRT HIV-KAPSID
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Antiretrovirale Medikamente halten eine Infektion mit HIV heutzutage gut unter Kontrolle, oft kommt es gar nicht erst zum Ausbruch der Immunschwächekrankheit AIDS. Teilweise wird das Virus sogar bis unter die Nachweisgrenze zurückgedrängt. Eine solche Therapie erfordert eine gute Compliance, da Betroffene verschiedene Arzneimittel mehrmals täglich einnehmen müssen. Außerdem kann das Virus resistent gegen die Wirkstoffe werden. Der nun untersuchte Wirkstoff GS-6207 müsste nur halbjährlich injiziert werden.
Die meisten antiretroviralen Medikamente blockieren die Enzyme, die das Virus zur Vermehrung benötigt. - GS-6207 wiederum greift am Viruskapsid an. Diese Proteinschale umschließt das Erbgut. „Die korrekte Bildung und die Integrität des Kapsids sind daher essenziell für die Infektiosität des Virus“, erläutern die Forscher um John Link von Gilead Sciences. GS-6207 greift an den Eiweißstrukturen des Kapsids an und zerstört es dadurch. Das Virus dringt nicht mehr in die Wirtszelle ein, neue Viren werden nicht gebildet. In vitro wirkt das Arzneimittel auch bei Virusstämmen, die gegen andere Wirkstoffe bereits resistent sind. „Wenn GS-6207 mit anderen antiretroviralen Mitteln kombiniert wird, zeigt es Synergieeffekte und demonstriert seine Eignung für Kombinationstherapien“, so Link.
In einer placebokontrollierten klinischen Phase-1-Studie an 32 Gesunden hat sich das neue Medikament als gut verträglich erwiesen. Es kam lediglich zu vorübergehenden Reaktionen an der Einstichstelle. Auch die langanhaltende Wirkung wurde bestätigt: Bei einer Dosierung von 100 Milligramm liegt GS-6207 mindestens zwölf Wochen lang in ausreichender Konzentration im Körper vor, bei 300 Milligramm sogar 24 Wochen.
In einer weiteren Studie wurde das neue Mittel bereits an 24 HIV-Infizierten getestet, die bislang noch nicht behandelt worden waren. Die Virenlast sank bereits nach neun Tagen. „Weil GS-6207 nur in großen Abständen subkutan verabreicht werden muss, wäre dies auch ein attraktiver Kandidat für eine einfache Prävention von HIV in Risikopopulationen“, hoffen die Forscher. Bis dahin sind weitere Studien nötig.
Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quelle: wissenschaft.de