Große wie kleine Wunden könnten von dem neuartigen Material profitieren. © Alexander_Safonov / iStock / Getty Images Plus

Good News der Woche | Wundmanagement

NEUARTIGES VERBANDMATERIAL MINDERT INFEKTIONSGEFAHR

Eine Kooperation aus Wissenschaftlern der ETHT Zürich und der National University of Singapore entdeckten ein Verbandsmaterial, das erstmalig zwei bedeutsame Eigenschaften für die Wundheilung miteinander vereint – und zwar zufällig.

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Die Wissenschaftler starteten mit dem Ziel, ein superhydrophobes Material zu entwickeln. Also ein Beschichtungsmaterial, das Flüssigkeiten extrem gut abweist. Damit könnten Geräte wie Herz-Lungen-Maschinen beschichtet werden, die häufig und viel mit Flüssigkeiten wie Blut in Kontakt geraten, um sie widerstandsfähiger zu machen. Eines der getesteten Materialen bewies sich zwar als gänzlich ungeeignet zum Beschichten, die Forscher fanden aber gleich eine andere Einsatzmöglichkeit, um das Potenzial des Materials auszuschöpfen. Denn die Substanz wies nicht nur Blut ab, sondern brachte es auch zum Gerinnen.

„Eigentlich war das nicht so geplant, doch so funktioniert Wissenschaft manchmal eben: Man beginnt an einer Sache zu forschen und endet woanders“, sagt ETH-Professor Dimos Poulikakos. Blutabweisend und gerinnend sind hervorragende Eigenschaften für Verbandsmaterialien. Da sich abweisende Verbände nicht mit Blut vollsaugen und somit nicht mit der Wunde verkleben. Und weil gerinnungsfördernde Materialien dazu beitragen, die Blutung schneller zu stoppen und den Wundheilungsprozess zu beschleunigen. Beides gibt es schon und wird eingesetzt, doch erstmalig werden beide Eigenschaften in einem Wundmaterial vereinigt.

An dieser Stelle möchten wir künftig jede Woche eine neue Good News vorstellen. Oft schockieren uns Nachrichten, Negatives erhält mehr Aufmerksamkeit als Schönes. Das erweckt bei vielen den Eindruck, die Welt sei nur schlecht und kein schöner Ort – teilweise wird die Weltlage dadurch düsterer eingeschätzt als sie eigentlich ist. Doch täglich passieren positive Dinge, kleine wie große Hoffnungsschimmer, von denen wir ab sofort berichten wollen. Sie wollen noch mehr gute Nachrichten lesen? Dann lesen Sie hier weiter.


Gesagt, getan. Die Forschungskooperation beschichtete ein klassisches Baumwoll-Gaze-Gewebe mit dem neuentdeckten Material – einem Gemisch aus Silikon und Kohlenstoff-Nanofasern – und testeten es im Labor in Kontakt mit Blut, das innerhalb von Minuten gerann. Warum das so ist, wissen die Forscher allerdings nicht. Sie vermuten, dass die Kohlenstofffasern des neuartigen Stoffes dafür verantwortlich sind. Ebenso zeigte sich das Material antibakteriell wirksam, da Mikroben genauso wie Wasser schlecht an dem Verband haften. Die Ergebnisse konnten bereits in tierexperimentellen Studien bestätigt werden.

„Mit dem neuen superhydrophoben Material kann man vermeiden, dass die Wunde beim Verbandswechsel wieder aufreißt“, erklärt Athanasios Milionis, Postdoktorand in Poulikakos’ Gruppe. „Denn das Wiederaufreißen ist ein großes Problem, vor allem wegen der Gefahr von Infektionen – auch mit gefährlichen Spitalkeimen –, die beim Verbandswechsel besonders ausgeprägt ist.“ Nicht nur die Notfallmedizin oder die Chirurgie profitieren davon, sondern auch die Haus- oder Reiseapotheke. Um Unbedenklichkeit und Wirksamkeit zu bestätigen sind nun noch weitere Untersuchungen an anderen Tieren, aber auch am Menschen nötig. Die Forscher meldeten das Material aber bereits beim Patentamt an.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: www.innovations-report.de

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