Schon mal da gewesen?
NAHRUNG, GIFT, MYTHOS
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Auf 1100 Quadratmetern Ausstellungsfläche erfährt man vieles über die Pilze, diese hochspezialisierten Organismen. Sie spielen nicht nur im Naturhaushalt eine bedeutende Rolle, auch der Mensch nutzt sie seit Jahrtausenden für sich. So trug Ötzi, der Mann aus dem Eis, vor mehr als 3000 Jahren zwei Pilze mit sich, die ihm Feuer und Wohlbefinden spendeten. Heutzutage sind zum Beispiel Bier und Penicillin zwei bekannte Produkte, die es ohne den Einsatz von Pilzen so nicht gäbe.
Unerforschte Welt Den größten Teil der weltweit existenten Pilzarten kennt die Wissenschaft dabei überhaupt noch nicht. Man schätzt, dass es über eine Million Arten gibt, etwa 100 000 davon sind bisher nur bekannt. Die Ausstellungsmacher im Museum Wiesbaden haben bei der Vorbereitung großen Wert auf Wissenschaftlichkeit gelegt. So haben sie mit Prof. Meike Piepenbring, Leiterin des renommierten Pilzforschungszentrums der Goethe-Universität Frankfurt, und ihrem Team eng zusammengearbeitet.
Zu sehen sind in der Ausstellung auch aktuelle und erstaunliche Forschungsergebnisse des Frankfurter Instituts, unter anderem aus Lateinamerika oder von einer Untersuchungsfläche am Kellerskopf bei Wiesbaden-Naurod. Auf einem gerade mal 500 Meter langen Areal bei Naurod hat das Forschungsteam zum Beispiel mehr als 1000 verschiedene Pilzarten entdeckt.
Lebensechte Modelle Eine besondere Attraktion sind die mehr als 1000 Pilzpräparate. Es handelt sich dabei um lebensechte Abgüsse von einheimischen Pilzen. Jeder dieser Pilze stand einmal im Wald, auf einer Düne oder im Moor – vom kleinen, unscheinbaren Mist-Kahlkopf bis zum Riesenbovist. Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger sind genauso vertreten wie der in Deutschland selten gewordene Ästige Stachelbart oder der neu eingebürgerte, ursprünglich aus Australien stammende Tintenfischpilz.
Präparator Klaus Wechsler hat mit seiner Frau Lilo und mithilfe einer speziellen von ihm entwickelten Abgusstechnik alle Modelle angefertigt und naturgetreu koloriert. Der Formenreichtum und die Farbenpracht der Pilze können in Kleindioramen – Vitrinen, die dem natürlichen Lebensraum nachempfunden sind – studiert werden.
Pilz und Pharmazie Mehrere Vitrinen der Ausstellung sind speziell der medizinischen Verwendung von Pilzen gewidmet. So sind Pilze auch Produzenten des Cholesterinsenkers Lovastatin und des für die Transplantations-Medizin unentbehrlichen Ciclosporins. Die Ausstellung geht außerdem auf die wichtige Rolle der Pilze in der traditionellen chinesischen Medizin ein: Neben Drogen und deren Zubereitungen aus chinesischen Heilpilzen wie Lackporlingen und Shiitake sind auch in Taiwan beliebte Nahrungsergänzungsmittel aus Pilzen zu sehen.
Eine Vitrine illustriert dabei auch die zunehmende Bedeutung der Heilpilze in Deutschland – auch bei uns werden mittlerweile Heilpilze professionell gezüchtet und verarbeitet. Die Ausstellung kann noch bis zum 5. August 2018 besucht werden und ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, dienstags und donnerstags sogar bis 20 Uhr geöffnet.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/18 auf Seite 127.
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Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
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