Eine Stechmücke bei der Blutmahlzeit
Stechmücken können Überträger bestimmter Krankheitserreger sein. © nechaev-kon / iStock / Getty Images Plus

Aedes aegypti | Forschung

MÜCKEN KÖNNEN HERVORRAGEND RIECHEN

Wie machen sie das bloß, die Mücken? Zielsicher finden sie ihre Opfer, dabei sieht man nicht mal ihre Augen. Forscher haben nun herausgefunden, dass Mücken zuerst riechen – und dann ihren Sehsinn einschalten.

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Auf das CO2 kommt’s an. Das ist das Fazit einer Studie, die sich die Mücke Aedes aegypti als Objekt genommen hat. Man wollte wissen, wie sie das Kunststück fertigbringen, immer zielsicher die nächste Blutmahlzeit zu finden. Die lästigen Plagegeister, die auch gefährliche Krankheitsüberträger sein können, sind nämlich Erfolgsmodelle der Evolution: Ein raffiniert abgestimmtes Gesamtkonzept aus Fähigkeiten, Werkzeugen und Sensorsystemen ermöglicht es ihnen, sich ihre ganz besondere Nahrungsquelle zu erschließen. Ein Forschungsteam um Jeffrey Riffell von der University of Washington in Seattle stellte sich die Aufgabe, herauszufinden, wie die Insekten mit ihren sensorischen Systemen bei der Opfersuche umgehen – und konkret, welche Verknüpfungen es zwischen ihrem Geruchs- und Sehsinn gibt.

Man wusste bereits, dass Mücken Schwankungen des Kohlendioxidgehaltes in der Luft erschnüffeln können: „Unser Atem ist mit CO2 beladen, deshalb kann dieses Gas den Mücken als Lockstoff mit großer Reichweite dienen: Sie wittern potenzielle Opfer noch in einer Entfernung von über dreißig Metern“, gab Riffell an. Frühere Untersuchungen hatten bereits Hinweise darauf geliefert, dass die Wahrnehmung von CO2 wiederum das visuelle System der Mücken schärft, damit sie anschließend gezielt nach den Opfern Ausschau halten. Nun haben die Forscher nachgewiesen, wie genau das Mückengehirn auf Kombinationen von Geruchs- und Seheindrücken reagiert.

In einer speziellen Versuchsanordnung wurde die Mücke mit einem feinen Wolfram-Draht festgehalten, sodass sich ihre Flügel noch frei bewegen konnten. Die Experten konnten beobachten: Luftstöße von einer Sekunde Dauer, die fünf Prozent CO2 enthielten, veranlassten die Mücken dazu, schneller mit den Flügeln zu schlagen. Was die Effekte der Seheindrücke betraf, zeigte sich, dass einige – wie etwa ein sich schnell bewegendes Sternenfeld – das Verhalten der Mücken kaum beeinflussten. Wenn sich in der Versuchsarena allerdings ein horizontaler Balken bewegte, erhöhten die Mücken den Flügelschlag und versuchten, in die jeweilige Bewegungsrichtung des Balkens zu steuern. Diese Reaktion war besonders ausgeprägt, wenn die Forscher vor dem Anzeigen des Balkens eine CO2-Portion freigesetzt hatten: Dann wandten sie sich einem verdächtigen Objekt deutlich intensiver zu als ohne CO2.

Durch eine spezielle Mückenzüchtung – die aktivierten Nerven im Gehirn leuchteten bei ihnen grün – konnte man beobachten, dass durch den Kontakt mit Kohlendioxid die Reaktion auf den Balken sehr viel stärker war. Der Geruchssinn der Mücke verstärkte also die Wachsamkeit im visuellen System. Umgekehrt ist dies nicht der Fall: Ein zuvor gesehener Balken löste im Geruchssystem keine erhöhte Reaktion aus. „Geruch aktiviert das Sehsystem, aber Sehen aktiviert nicht das Geruchssystem“, so Riffell. Das scheint plausibel: Der Mückengeruchssinn funktioniert über große Entfernungen hinweg, das Sehvermögen ist hingegen auf Objekte ausgerichtet, die nur bis zu etwa sechs Metern entfernt sind.

Riffell und seine Kollegen wollen ihr besonderes Experimentier-System auch weiterhin zur Erforschung der Stechmücke und ihrer Strategie einsetzen: Vielleicht tragen ihre Untersuchungen einmal dazu bei, Menschen vor den potenziell gefährlichen Stichen der raffinierten Blutsauger zu bewahren.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: wissenschaft.de

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