Bei Morbus Parkinson kommt es zu einem Absterben dopaminerger Nervenzellen im Gehirn. © Dr_Microbe / iStock / Getty Images Plus

Dänemark | Forschungsergebnisse

MORBUS PARKINSON: WOMÖGLICH ZWEI SUBTYPEN?

Morbus Parkinson ist eine vielschichtige Erkrankung, an der mit Hochdruck geforscht wird. Könnte womöglich der Ursprung des Leidens bei einem Teil der Patienten im Magen-Darm-Trakt liegen? Forschungen aus Dänemark legen nahe, dass es verschiedene Subtypen gibt.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Als der englische Arzt James Parkinson 1817 erstmals „Eine Abhandlung über die Schüttellähmung“ schrieb, war man noch weit davon entfernt, die Krankheit zu verstehen. Bei Morbus Parkinson kommt es nämlich zu einem Absterben dopaminerger Nervenzellen in der Substantia nigra des Gehirns – über die Ursachen dieses Phänomens hingegen herrschte noch lange Unklarheit. Zuletzt vermutete man, dass ein noch unbekanntes Pathogen über die Nase oder aus dem Magen-Darm-Trakt über den Vagusnerv ins Gehirn eindringt und dort für Unheil sorgt. Diese so genannte Dual-Hit-These wurde unter anderem durch den Befund gestützt, dass das pathologische Protein namens α -Synuclein im peripheren Nervensystem von Patienten teilweise bereits bis zu 20 Jahre vor einer Diagnose nachweisbar ist. Allerdings ließen sich nicht alle Autopsie-Studien mit dieser Interpretation in Einklang bringen, sagte Professor Dr. Per Borghammer von der Universität Aarhus in Dänemark. In einigen Fällen fänden sich in den Gehirnen von Parkinson-Patienten nicht die krankheitstypischen Veränderungen, etwa im dorsalen Vaguskern.

Man stelle deshalb die Hypothese auf, dass es zwei Parkinson-Subtypen gebe: Einen mit Ursprung im peripheren Nervensystem (PNS-first) und einen mit Ursprung im zentralen Nervensystem (CNS-first). PNS-first ist eng mit einer bestimmten REM-Schlaf-Verhaltensstörung assoziiert, die bei einigen Patienten einer Parkinson-Erkrankung vorausgeht. Es werden zunächst autonome Nerven zerstört, bevor es zu einer Beeinträchtigung des dopaminergen Systems kommt. Bei CNS-first-Patienten hingegen ist diese Schlafstörung selten. Hier ist wohl zuerst die Funktion der dopaminergen Nerven in der Substantia nigra gestört und erst danach das autonome periphere Nervensystem.

„Wahrscheinlich brauchen wir für die beiden verschiedenen Formen der Erkrankung unterschiedliche Behandlungsstrategien“, sagte Borghammer. So könne man eventuell der PNS-first-Form durch vorbeugende Maßnahmen im Magen-Darm-Trakt vorbeugen, wie Stuhltransplantationen oder entzündungshemmende Therapien. Diese seien jedoch bei Patienten mit einer CNS-first-Form vermutlich wirkungslos. Wichtig sei es deshalb auf jeden Fall, den jeweiligen Parkinson-Subtyp zu bestimmen.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

×