Für manche ist der Schritt auf die Waage mit Angst und Reue verbunden. © Rostislav_Sedlacek / iStock / Getty Images Plus

Adipositas | Gewichtsreduktion

MIT DREIFLÜGELFRUCHT GEGEN DAS HUNGERGEFÜHL

Wilfords Dreiflügelfrucht (Tripterygium wilfordii) kennt man in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) schon länger – dort wird sie zum Beispiel gegen Rheuma eingesetzt. Doch die Pflanze aus der Familie der Celastraceae kann anscheinend noch mehr.

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Dabei steht das in der Pflanze enthaltene pentacyclische Terpen Celastrol im Mittelpunkt des Interesses. Von der Substanz ist bereits bekannt, dass sie unter anderem antioxidative, entzündungshemmende, antidiabetische und insektizide Eigenschaften zeigt – sein Einsatz gegen Rheuma oder Gürtelrose in der TCM kommt daher nicht von ungefähr. Ein Forscherteam um Dr. Paul Pfluger konnte nun zeigen, dass der Stoff auch zu einem deutlichen Gewichtsverlust und zu einer Verbesserung des Diabetes bei adipösen Labortieren führt. Dazu erklärt Katrin Pfuhlmann, Erstautorin der Studie: „Celastrol reaktiviert die körpereigenen Mechanismen zur Gewichtssteuerung, die bei Fettleibigkeit sonst aussetzen. Normalerweise verlieren die Betroffenen ihr Sättigungsgefühl, da das entsprechende Hormon Leptin nicht mehr wirkt”.

Leptin hemmt als Hormon auf zentralem Weg das Hungergefühl und ist somit Teil des Fettstoffwechselregelkreises. Bei Normalgewichtigen findet sich in Hunger-Zeiten nur wenig Leptin im Blut, empfinden sie ein Sättigungsgefühl, sind auch hohe Leptin-Spiegel nachweisbar. Bei übergewichtigen oder adipösen Menschen ist dies nicht der Fall: Sie haben immer einen hohen Leptin-Spiegel, sind jedoch trotzdem hungrig. In diesem Fall spricht man von einer Leptin-Resistenz – der genaue Mechanismus dazu ist noch nicht geklärt. Celastrol springt an dieser Stelle wohl als eine Art Leptin-Sensitizer ein und verbessert die Glucose-Homöostase. „Die Gabe von Celastrol führte im Mausmodell zu einer deutlich geringeren Nahrungsaufnahme“, berichtet Pfluger. Die Tiere nahmen so innerhalb einer Woche rund zehn Prozent ihres Körpergewichts ab. Damit könnte die Substanz in Zukunft eine Therapieoption bei Adipositas darstellen, sollte sich dessen Wirksamkeit in anschließenden klinischen Studien bestätigen.

Einen Haken hat die Sache jedoch: Im Mausmodell zeigte sich, dass junge Tiere zwar gut auf Celastrol ansprachen, ältere Tiere mit einem defekten Leptin-Rezeptor aber nicht mehr. Das deutet daraufhin, dass funktionelle Leptin-Signale die katabole Wirkung des Celastrols vermitteln und diese in der erwachsenen Maus nicht vorhanden sind. Damit muss das bisher angedachte Target von Celastrol, PTP1B, ein Leptin-Regulator mit negativer Rückkopplung, überdacht werden. Die direkte Wirkung von Celastrol spielt also eher weniger eine Rolle, vielmehr die verminderte Nahrungsaufnahme durch das geänderte Essverhalten. Die Forscher wollen daher den Ansatz der Leptin-Sensibilisierung als potenzielle Anti-Adipositas-Strategie weiterverfolgen, Dr. Pfluger zeigt sich optimistisch: „Das Sättigungshormon Leptin wirkt im Menschen und der Maus nahezu identisch, Celastrol hat also großes Potential“.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc

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