Verschwendung | Nahrungsmittel
MEHR SENSIBILITÄT IM UMGANG MIT LEBENSMITTELN
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18 Millionen Tonnen ist eine unfassbar große Zahl, die WWF hat zur Veranschaulichung eine kleine Rechnung durchgeführt: Erst ab dem 2. Mai, dem Tag der Lebensmittelverschwendung, landen die jährlich in Deutschland produzierten Nahrungsmittel nicht mehr in der Tonne, sondern auf den Tellern. Vier Monate Lebensmittelproduktion für die Müllhalde, dazu kommen rund 48 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen, die durch Produktion, Lagerung und Transport unnötig freisetzt wurden. Nicht zu vergessen ungefähr 2,6 Millionen Hektar Acker, dessen landwirtschaftliche Produkte nie verzehrt werden.
Die UN hat das Problem der Lebensmittelverschwendung mittlerweile zu seinen Zielen zur nachhaltigen Entwicklung aufgenommen: Bis 2030 soll die Pro-Kopf-Verschwendung halbiert und Nahrungsmittelverluste, die in der Produktions- und Lieferkette entstehen, verringert werden. Studien zufolge verteilt sich die Nahrungsmittelverschwendung zu 40 Prozent auf Privathaushalte und zu 60 Prozent auf die Wertschöpfungskette, also den Weg vom Produzenten hin zu Großabnehmern. An diesen Stellen fordert der WWF schon heute ein Eingreifen. Durch ein verbessertes Management entlang dieser Wertschöpfungskette, nachhaltigere Marketingstrategien und ein geändertes Konsumverhalten könnten laut WWF 10 der 18 Millionen Tonnen Lebensmittelverluste vermieden werden.
Projekte einzelner Bundesländer laufen bereits, zum Teil mit Erfolg. Zu einem sehr frühen Zeitpunkt wurden beispielsweise in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen oder Rheinland-Pfalz Maßnahmen gegen die Verschwendung im Abfallwirtschaftsplan verankert, konkrete Aktionen finanziert und Studien zur Erfolgsmessung angesetzt. Andere Länder wie Bremen, Hamburg, Niedersachsen oder Thüringen sind diesbezüglich eher Nachzügler. Ein großes Problem bei der Umsetzung vieler Projekte: Die fundierte Erfassung der Lebensmittelverluste fehlt bisher. Die Messung eines Erfolgs ist damit nicht vollständig transparent oder nachweisbar.
Weitere Maßnahmen sieht die Umweltorganisation WWF in der Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit – und das nicht nur für Endverbraucher. Für Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette, zum Beispiel Kantine oder Gastronomie, könnte bei der Vergabe von Aufträgen auch die Vermeidung der Lebensmittelverschwendung Teil des Leistungskatalogs sein. Zudem könnten viele Maßnahmen durch eine ausgebaute Vernetzung aller Akteure innerhalb dieser Kette zu einer Verbesserung beitragen.
Bei einer anteiligen Verschwendung von 40 Prozent durch Privathaushalte kann auch jeder einzelne schon etwas zu einer nachhaltigen Nutzung von Lebensmitteln beitragen. Auf „zugutfuerdietonne.de“ kann man sich zum Beispiel Rezepte für Lebensmittelreste im Kühlschrank raussuchen. Mit der App "Too Good to go" kann man bei registrierten Restaurants, Bäckereien, Cafés, Hotels oder Supermärkten überschüssiges Essen zu vergünstigten Preisen abholen, bevor es in der Tonne landet. Oder man engagiert sich einfach selbst als „Lebensmittelretter“ oder „Foodsaver“. Entsprechende Initiativen und Vereine gibt es mittlerweile in ganz Deutschland.
Farina Haase, Apothekerin, Volontärin
Quelle: wissenschaft.de SWR