Malerei von Rotkäppchen und dem bösen Wolf© Michael Agricola
Märchenfries für ein Kinderzimmer: Eine Malerei Otto Ubbelohdes von Rotkäppchen und dem bösen Wolf.

Märchenmann

EIN BESUCH IM ATELIERHAUS VON OTTO UBBELOHDE

„Besuche bitte ich kurz zu machen“ steht am Eingang seines Malzimmers. Tun Sie’s bloß nicht! Sondern betreten Sie die märchenhafte Welt des 1922 verstorbenen Malers Otto Ubbelohde.

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In dem kleinen Ort Goßfelden, in den Lahnauen vor den Toren Marburgs, steht das Wohnhaus des Künstlers Otto Ubbelohde. Nie gehört? Aber Sie haben doch bestimmt schon einmal Grimms Märchen gelesen!

Mit den Illustrationen zur umfangreichen Geschichtensammlung der Brüder Grimm wurde er weltberühmt. Seine Federzeichnungen vom Sterntalermädchen, dem Rotkäppchen und Schneewittchen, dem Froschkönig und der Bremer Stadtmusikanten erlangten in der Welt der Märchen einen geradezu ikonischen Status.

Der Sohn wollte Künstler werden

Der spätere Maler war das einzige Kind des Marburger Jura-Professors August Ubbelohde und hatte das künstlerische Talent seiner Mutter geerbt. Sicher war es für den Vater nicht einfach, dem Sohn seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Doch schließlich erlaubte der Vater doch, dass Otto Ubbelohde in der Münchner Kunstakademie seine Studien begann – die er mit besonderer Auszeichnung als Porträtist verließ.

Ubbelohde wohnt zunächst in München, heiratet seine Cousine Hanna, veröffentlicht erste Radierungen. Nach dem Tod des Vaters möchte er sich in der Marburger Umgebung niederlassen. Er liebt die Natur, und so wird es ein Grundstück am Ortsrand einer kleinen Gemeinde. Nach Ubbelohdes eigenen Entwürfen entsteht dort in Zusammenarbeit mit den örtlichen Bauhandwerkern ein einzigartiges Atelierhaus: Große Fenster geben jederzeit Licht von oben, ein rötlicher Sandsteinsockel trägt das traditionelle, hölzerne Fachwerkhaus.

Weiterführende Infos: www.otto-ubbelohde.de

Im Haus selbst stehen zwei prächtige gemauerte Öfen und an den Außenwänden – finden sich tatsächlich kunstvoll gefertigte Heizkörper. „Ubbelohde besaß tatsächlich das erste Haus in dieser Gemeinde, das eine Warmwasser-Heizung hatte“, erklärt die Sprecherin des Ubbelohde-Arbeitskreises Barbara Seitz, die das mittlerweile zum Museum umgewandelte Anwesen zusammen mit Ludwig Rinn ehrenamtlich betreut und in Schuss hält. Besondere Augenweide im großen Wohnraum: Der „Märchenfries für ein Kinderzimmer“ mit 17 aneinandergereihten Gemälden, vom Rotkäppchen bis zu Hänsel und Gretel.

Zauberhafte Vielfalt

Die Gärten rund um das Haus wurden von Hanna und Otto Ubbelohde zeitgleich mit dem Hausbau um 1900 angelegt. Sie pflanzten eine kleine Pappelallee, legten den Gemüsegarten mit Stauden und Rosenrabatten an. Im sogenannten Bienengarten wurden eine Fliederlaube und Damaszenerrosen gesetzt.

In über 100 Jahren groß und mächtig geworden, erzeugen Nussbäume, Buchen, Linden und Ahorne eine regelrechte Parkatmosphäre; der Besucher kann hier Blumen und Kräuter bestaunen, die es in dieser Fülle selten zusammen zu sehen gibt: Blauer Eisenhut, Färberkamille, Königskerzen, Muskatellersalbei, Lavendel, Clematis, Nachtkerzen, Bartnelken, Pfingstrosen – und Dahlien, die seit Bestehen des Gartens hier wachsen und in jedem Winter gewissenhaft ausgegraben, in den Keller verbracht und im Frühjahr wieder eingepflanzt werden.

Der Otto-Ubbelohde-Garten ist übrigens Teil der Gartenroute Eder Lahn Diemel, einem Zusammenschluss historischer Gärten in Hessen (www.garten-route.de) und ist für Besucher jederzeit zugänglich. Das Museum hat jeweils sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt frei. Es sei empfohlen, beim Besuch eines der Märchenbücher mit den 450 Originalzeichnungen Ubbelohdes mitzunehmen: Das liegt am Eingang aus und kostet gerade mal zehn Euro.

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