Zufriedenheit | Einkommen
MACHT GELD GLÜCKLICH?
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Bisher ging man davon aus, dass Menschen mit einem Jahresverdienst von deutlich über 75 000 US-Dollar (rund 62 000 Euro) nicht glücklicher sind als solche, die eben diese Summe zur Verfügung haben. Doch dieses Ergebnis stützt sich auf Studien, die auf retrospektiven Befragungen beruhen, bei denen die Teilnehmer nur „glücklich“ oder „nicht glücklich“ angeben konnten.
Matthew Killingsworth von der University of Pennsylvania hat die Frage nach dem Zusammenhang von Glück und Gehalt mit einer neuen Herangehensweise untersucht: Er bot für seine Studie den über 33 000 erwerbstätigen US-Amerikanern eine differenzierte Skala. Mehrfach täglich konnten die Probanden per Smartphone angeben, wie zufrieden sie sich gerade fühlten und welche positiven und negativen Emotionen sie spürten. Einige beantworteten sogar zusätzlich Fragen zu ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit. Insgesamt wertete Killingsworth 1 725 994 einzelne Glücksberichte aus.
Das Ergebnis: Der Forscher stellte fest, dass eine annähernd lineare Beziehung zwischen dem Glücksniveau und dem Logarithmus des Einkommens besteht. Soll heißen: Mehr Geld, mehr Glück. Das Ausmaß der Glückssteigerung änderte sich nicht bei sehr hohen Einkommen. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Beziehungsstatus spielten änderten das Ergebnis nicht. Killingsworth berichtet:
Ein höheres Einkommen war sowohl mit größerem gefühlten Glück als auch mit einer höheren allgemeinen Lebenszufriedenheit verbunden.
Weniger Kummer oder mehr Glück?
Doch woher kommt das gesteigerte Wohlbefinden? Die Auswertungen zeigten, dass mit zunehmendem Einkommen negative Gefühle wie Angst, Stress, Langeweile und Trauer abnehmen und positive Gefühle wie Zuversicht, Interesse, Inspiration und Stolz zunehmen. Während die früher angenommene Grenze von 75 000 US-Dollar für das Glücksniveau keine Rolle spielte, machte sie hier den Unterschied. Bei Geringverdienern linderte Geld Ängste und Sorgen, löste also negative Emotionen auf. Wohlhabende hingegen setzten Geld ein, um sich zusätzliche positive Gefühle zu ermöglichen. Der glücksbringende Einfluss von Geld endete also nicht bei dem Einkommen, bei dem die Teilnehmer finanziell abgesichert waren.
Es gab einige Hinweise darauf, dass ein höheres Einkommen für Geringverdiener vor allem die negativen Gefühle reduzierte, während ein höheres Einkommen für Besserverdiener die positiven Gefühle überproportional erhöhte.
Der Forscher fasst zusammen: „Insgesamt mag es zwar sicherlich eine Grenze geben, aber wenn, dann liegt sie deutlich höher als bisher gedacht.“
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/geld-macht-doch-gluecklich/
Matthew Killingsworth (University of Pennsylvania), Proceedings of the National Academy of Sciences