Wiederbelebung
LEBEN RETTEN
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Hier zu Lande erleiden jedes Jahr etwa 40 000 bis 64 000 Menschen einen Herzstillstand. Ursachen hierfür können zum Beispiel Kammerflimmern oder Herzinfarkte sein. Ein Herzstillstand führt zu sofortiger Bewusstlosigkeit. Da kein Blut mehr durch die Adern gepumpt wird, bricht gleichzeitig die Versorgung der Organe mit Sauerstoff und Energie zusammen. Bereits innerhalb weniger Minuten beginnen dann Zellen abzusterben und es kommt zu Hirnschäden. Dabei sinken die Überlebenschancen jede Minute um etwa zehn Prozent.
Erstes Glied in der Rettungskette Ein Krankenwagen braucht im Durchschnitt acht Minuten, um an den Ort des Geschehens zu gelangen. Ein Mensch mit Herzstillstand hat aber bereits nach fünf Minuten ohne Versorgung kaum noch Überlebenschancen. 95 Prozent der Betroffenen, die keine Erste Hilfe erhalten haben, sterben noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Diese Fakten zeigen, dass es keine Option ist, nicht zu helfen – doch dies ist noch viel zu oft der Fall.
Natürlich müssen Umstehende zuerst einmal mit dem Schock zurechtkommen, den eine Notsituation mit sich bringt. Was, wenn man dem Bewusstlosen mehr schadet als nutzt? Niemand möchte die Verantwortung für den Tod eines Menschen tragen. Doch genau das ist der Punkt: Mehr Menschen sterben in solchen Fällen durch unterlassene Hilfeleistung, als Betroffenen durch Erste Hilfe geschadet wird. Der Laienhelfer als erstes Glied in der Rettungskette ist daher von unschätzbarem Wert.
Ein Leben retten
Auf der Webseite www.einlebenretten.de erfahren Sie mehr über die einfachen Schritte der Wiederbelebung. Mit dieser Kampagne wollen die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. und der Berufsverband Deutscher Anästhesisten e. V. in Kooperation mit dem German Resuscitation Council e.V. das Selbstvertrauen der Bürger in ihre eigenen Fähigkeiten als Ersthelfer stärken – für mehr gerettete Leben. Im Internet zeigt zum Beispiel der bekannte Comedian Kaya Yanar in einem Werbefilm, worauf es beim Leben retten ankommt.
Weitere Informationen zur Reanimation erhalten Sie auf www.100-pro-reanimation.de. Hier können Sie zudem mittels kostenloser E-Grußkarten mit dem Kampagnenmotiv zur Verbreitung des Wissens beitragen.
Mund-zu-Mund-Beatmung weniger wichtig Früher hieß es bei Herzstillstand: Wiederbelebung durch Mund-zu-Mund-Beatmung, kombiniert mit Herzdruckmassage. Erstere schreckte als unhygienische Maßnahme jedoch viele Menschen von der Ersten Hilfe ab. Daher ging man dazu über, nur die Herzdruckmassage zu propagieren, die zwei große Vorteile besitzt: Ungeübte müssen sich weniger Handlungsschritte merken und können sich gleichzeitig eher überwinden, zu helfen.
Ansprechen, Puls fühlen, helfen Das Vorgehen bei der Herzdruckmassage ist einfach zu merken. Zuerst spricht man den Betroffenen an. Reagiert er nicht, ist die Atmung unregelmäßig oder fehlt sie ganz, sollte man den Puls an der Halsschlagader prüfen, der bei Herzstillstand nicht mehr vorhanden ist. In diesem Fall ruft man sofort den Notarzt unter 112 an oder bittet eine andere Person, dies zu tun. Danach muss sofort mit der Wiederbelebung begonnen werden. Denn bei einem Herzstillstand befindet sich immer noch sauerstoffreiches Blut in den Adern – es wird nur nicht mehr durch den Körper gepumpt. Diese Pumpbewegung kann man mit der Herzdruckmassage ersetzen.
„Staying Alive“ Hierfür sollte der Oberkörper des Betroffenen möglichst freigemacht werden. Dann legt man einen Handballen genau zwischen den Brustwarzen auf das Brustbein, legt den anderen Handballen darüber und verschränkt die Finger. Nun drückt man mit gestreckten Armen kurz auf das Brustbein in einer Frequenz von einhundert Mal pro Minute. Ganz einfach geht das, wenn man dazu das Lied „Staying Alive“ von den Bee Gees im Kopf hat, dessen Rhythmus genau dieser Frequenz entspricht.
Wichtig ist es, bei der Massage nicht zimperlich zu sein, denn das Brustbein muss etwa fünf Zentimeter tief eingedrückt werden, um die Blutzirkulation aufrecht zu erhalten. Vor allen Dingen bei Kindern schreckt das viele von der Ersten Hilfe ab. Man hat zu viel Angst, das Brustbein zu brechen und damit innere Verletzungen hervorzurufen. Doch diese Angst ist unbegründet. Das Brustbein hält einiges aus, und selbst wenn es brechen sollte, ist das ein kleiner Preis für ein gerettetes Menschenleben.
Wer die Mund-zu-Mund-Beatmung beherrscht, kann weiterhin die kombinierte Wiederbelebung anwenden – und zwar im Verhältnis 30 : 2 . Dies muss so lange kontinuierlich durchgeführt werden, bis ein professioneller Helfer übernehmen kann oder der Notdienst eintrifft.
Die Betroffenen werden im Krankenwagen direkt künstlich beatmet, das Herz mit einem Defibrillator erneut zum Schlagen gebracht. Solche Geräte sind auch seit einigen Jahren im öffentlichen Raum zu finden, wie etwa in U-Bahn-Stationen oder Bahnhöfen. Sie können von jedem bedient werden, Fehler sind dabei ausgeschlossen, da das Gerät genaue Handlungsanweisungen gibt und die Stromstöße auch nur bei Personen auslöst, die einen Herzstillstand erlitten haben. Man kann also keinen Schaden an einem gesunden, funktionierenden Herz verursachen – noch ein Grund mehr, zu helfen.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/13 ab Seite 54.
Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist