Ameise in Nahaufnahme
© Aukid - Fotolia.com

Genschere | Forschungsprojekt

KRABBELN – ABER WOHIN?

Nase ab – und das war’s! Mit der Genschere haben internationale Forscher jetzt am Ameisen-Genom herumgeschnippelt und erstaunliches herausgefunden: Nicht nur das Orientierungsvermögen der Tiere ging verloren, auch soziale Kontakte waren nicht mehr möglich.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Die Genschere Crispr/Cas9 ist zurzeit Lieblingsforschungsobjekt unter den Genetikern; ermöglicht es doch, den Einfluss der Erbanlagen auf alles Mögliche zu untersuchen – unter anderem auf bestimmte Krankheiten. Und zwar, indem man ein bestimmtes Gen eliminiert. Für Krankheiten, die ein einzelnes Gen oder einen Abschnitt als Ursache haben, würde es gut funktionieren – Gen weg, Krankheit verschwunden.

Die Ameisenart Ooceraea biroi zum Beispiel vermehrt sich durch das Klonen ihrer selbst, mittels Parthogenese. Das bedeutet, alle nachkommenden Ameisen sind genetisch vollkommen gleich, Milliarden von Ameisen glichen sich wie ein Ei dem andern.

Mit der Genschere schnitten die Forscher nun den sogenannten Odorantrezeptor (Orco) heraus, das für den Geruchssinn zuständig ist; alle Nachkommen dieses Ameiseneis wurden daraufhin geruchsblind. Man erzeugte mit dieser Gentechnik ein komplett neues Volk.

Das Ergebnis: Die Ameisen mit dem beschnittenen Geruchssinn verloren ihre sozialen Fähigkeiten und konnten nicht mehr mit Nestgenossen kommunizieren. Auch den Ameisenstraßen, die auf der Wirkung von Pheromonen basieren, konnten sie nicht mehr folgen und wanderten ziellos umher. Außerdem hatte das Abschalten des Orco-Gens einen Effekt auf die Hirnanatomie.

Shelley Berger, eine Wissenschaftlerin der Forschungsgruppe, betonte, dass diese Forschung nicht nur für das Verständnis von Ameisenverhalten interessant ist, sondern auch für die Grundlagen von Effekten beim Menschen: „Besseres Verständnis, wie Verhalten entsteht, könnte Einblicke in Störungen ermöglichen, bei denen Veränderungen in der sozialen Kommunikation ein Markenzeichen sind, wie etwa Schizophrenie oder Depression.“

Wer mehr über die Genschere Crispr/Cas9 erfahren will, darf sich schon auf unser September-Heft freuen.

(Quelle: bild der wissenschaft)

Alexandra Regner, PTA/Redaktion

×