Verhaltensauffälligkeiten Bei Kindern
KLUG, ABER EINSAM?
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Etwa zwei Prozent der Kinder gelten als hochbegabt und weisen einen entsprechend hohen IQ auf. Sie können früher lesen, schreiben und/oder sprechen als Gleichaltrige, außerdem haben sie ein gutes Gedächtnis und interessieren sich für sehr spezielle Themen. Für ihr Alter verfügen sie über eine übermäßig schnelle Auffassungsgabe, lösen und begreifen Schwierigkeiten eigenständig, besitzen einen besonders großen Wortschatz und zeigen oft eine perfektionistische Haltung.
Hinweise auf Hochbegabung Es ist nicht einfach zu beschreiben, wodurch besonders intelligente Kinder und Jugendliche konkret auffallen, da sich Hochbegabung auf unterschiedliche Art und Weise äußern kann. In Bezug auf das Lern- und Leistungsverhalten sind nach Rost (2004) folgende Anzeichen typisch: – Die hochbegabte Person eignet sich effektiv und effizient Wissen an. – Sie ist besser als andere Menschen dazu in der Lage, dieses Wissen zur Lösung von Problemen in unterschiedlichen Situationen einzusetzen. – Es besteht die Fähigkeit, aus Erfahrungen rasch zu lernen. – Der Hochbegabte erkennt, auf welche Situationen die Erkenntnisse übertragbar sind und auf welche nicht.
Spezielle Fördermaßnahmen Lewis Terman untersuchte bereits 1921 in einer Langzeitstudie eine Gruppe von über 1500 Mädchen und Jungen, die zum besten (einen) Prozent ihrer Schule gehörten. Es stellte sich heraus, dass Betroffene eine förderliche Umwelt benötigen, damit sich aus einer überdurchschnittlichen Intelligenz auch eine überragende Leistung entwickeln kann. Häufig sind Hochbegabte im normalen Schulunterricht intellektuell unterfordert, langweilen sich, bringen nicht die erwarteten, guten Noten oder zeigen sogar Störverhalten. Man bezeichnet sie als Underachiever oder Minderleister, da ihre Leistungen deutlich hinter ihrem Potential zurückbleiben. Dies hat zur Folge, dass begabte Schüler von ihren Lehrern oft nicht als solche erkannt werden. Grundsätzlich stellt sich bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen allerdings die Frage, inwieweit eine spezielle Unterstützung überhaupt stattfinden sollte. Eine mögliche Lösung ist das Überspringen von ein bis zwei Klassenstufen, jedoch treten dadurch oft neue Probleme auf, denn die Heranwachsenden sind ihren Altersgenossen zwar intellektuell voraus, können jedoch im neuen Umfeld emotional und sozial überfordert sein.
Dies macht sich als Diskrepanz zu den Kindern einer höheren Klassenstufe bemerkbar und zieht entsprechende Schwierigkeiten nach sich. Daher sollten Lehrer zunächst damit beginnen, Hochbegabte mit schwierigeren Inhalten innerhalb des Klassenverbandes zu fördern. Reicht dies nicht aus, eignet sich unter Umständen das Dreh-Tür-Modell, bei dem Betroffene nur zu bestimmten Fächern in die nächst höhere Klasse wechseln. Auch ausgegliederte Unterrichtsstunden mit Inhalten für Hochbegabte oder spezielle Schulen und Einrichtungen stellen potenzielle Fördermaßnahmen dar. Bei all diesen Möglichkeiten ist es wichtig, den eigenen Willen der Person zu berücksichtigen. Je nach Interesse und Motivation ist es ratsam, ergänzend zur Schule weitere Hobbys anzubieten (wie naturwissenschaftlichen Unterricht oder den Besuch einer Musikschule). In einer Studie von Delcourt, Cornell und Goldberg (2007) zeigte sich, dass Hochbegabte bessere akademische Leistungen bringen, wenn sie zuvor in speziellen Schulen oder in gesonderten Stunden außerhalb des Klassenverbandes unterrichtet wurden, denn in diesem Umfeld fühlten sie sich sozial akzeptiert. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Hochbegabtenförderung in jedem Fall eine besondere Herausforderung für Lehrer und Betreuer darstellt, die insbesondere dann Erfolg verspricht, wenn Betroffene in kognitiven und sozial-emotionalen Bereichen unterstützt werden.
Mit einem IQ von 100 liegt man genau im Durchschnitt. Ab 130 gilt man als hochbegabt. Mit Werten unter 80 ist man unterdurchschnittlich intelligent.
Nebenwirkungen der Intelligenz Hochbegabte Heranwachsende sind häufig sozial isoliert, weil ihre selbstständige Art erstens nicht zu dem Stil ihrer Altersgenossen passt und zweitens, weil sie gerne allein sind, um ihr Talent zu entwickeln. Dennoch wünschen sie sich Kontakte zu Gleichaltrigen, sodass es nicht selten dazu kommt, dass sie ihre besonderen Fähigkeiten verbergen, um beliebter zu werden. Die Hochbegabung bereitet vielen Betroffenen mitunter Schwierigkeiten, was häufig in emotionalen und sozialen Problemen (wie Depressionen oder einem geringem Selbstwertgefühl) mündet.
Verschiedene Vorstellungen von Intelligenz Das Wort Intelligenz kommt aus dem Lateinischen und leitet sich von den Begriffen „intellegere“ (verstehen, erkennen, begreifen) und „intelligentia“ (Einsicht, Verständnis) ab. Eine einheitlich anerkannte Definition von Intelligenz existiert zwar nicht, ein möglicher Ansatz besteht jedoch darin, Intelligenz als „die Fähigkeit, sich an neue Situationen und Anforderungen der Umwelt anzupassen“, zu verstehen sowie darin, sie als „die Fähigkeit, die umgebende Umwelt zu verändern“, zu sehen. Hier wird Intelligenz als einheitliche Persönlichkeitseigenschaft aufgefasst, was mit Spearmans Vorstellungen von einer allgemeinen Intelligenz, von ihm als Generalfaktor bezeichnet, übereinstimmt. Andere Ansätze postulieren jedoch, dass sich Intelligenz aus unterschiedlichen Komponenten zusammensetzt: Thurstone geht beispielsweise in seiner Theorie von sieben Primärfaktoren (räumliches Vorstellungsvermögen, schlussfolgerndes Denken, Merkfähigkeit, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Rechenfähigkeit, Sprachverständnis und Wortflüssigkeit) aus, die gemeinsam die Intelligenz ausmachen.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/17 ab Seite 166.
Martina Görz, PTA und Fachjournalistin