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KEIN INTERESSE ODER WAS?
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Es ist allerdings auch nicht einfach, eine Situation einzuschätzen, in der man mit einer Person zusammenkommt, die allem Anschein nach kein wirkliches Interesse an anderen Menschen zu haben scheint. Einer Person, die in der Interaktion vermeintlich gelangweilt oder gar gleichgültig ist. Oft wirken die Betroffenen so, als hätten sie keinerlei Einfühlungsvermögen; häufig klammern sie sich an merkwürdige Regeln, die für andere Menschen nicht nachvollziehbar sind.
Menschen, die mit dem Asperger-Syndrom zur Welt kommen, nehmen ihre Mitmenschen und ihre Umwelt anders wahr als Nichtbetroffene. SL01, „Blog“, „Rhein-Jura-Blog: Störungsformen“, Suche „Asperger-Syndrom“, definiert die Krankheit folgendermaßen: „Das Asperger-Syndrom ist eine Kontakt- und Kommunikationsstörung und zählt zum autistischen Formenkreis.“
Was ist Autismus? Autismus ist eine vielschichtige und komplexe neurologische Entwicklungsstörung. Im Laufe der Zeit hat sich aufgrund verstärkt auftretender leichterer Formen der Störungsbilder die Formulierung „Autismus-Spektrum-Störung“ (ASS) als Oberbegriff für die gesamte Bandbreite autistischer Störungen etabliert, was Sie unter SL02, „Was ist Autismus?“, nachlesen können. Dadurch ist es auch schwierig, die Symptome eindeutig zu fassen und Autismus klar zu definieren. Persönlich von Autismus betroffen, stellt ein Mann auf SL03, einer sehr eindrücklichen, informativen und umfangreichen Seite, unter „Was ist Autismus“ sehr lesenswerte Details, Beispiele und Ansätze zur Verfügung.
Dort lernen Sie auch, dass Autismus nicht als Krankheit zu verstehen ist, sondern als eine Form der Neurodiversität der Menschheit. So schreibt auch der Professor für Humangenetik, Neurologie und Psychiatrie, Daniel Geschwind: „Autismus ist nicht wie Tuberkulose. Autismus ist keine Krankheit, es ist ein Syndrom. So wie es keine Krankheit ist, Fieber zu haben – es gibt viele verschiedene Ursachen für Fieber.“
Symptome des Autismus Autisten haben eine andere Wahrnehmung, sie bedienen sich anderer Lern- und Denkstile als Nicht-Autisten, ihre soziale Interaktion und Kommunikation unterscheiden sich von denen nicht-autistischer Menschen: Sie zeigen Verhaltensweisen, die für andere schwer oder gar nicht verständlich sind. Besonders deutlich fällt schon bei autistischen Kindern auf, dass sie keine enge Beziehung zu ihren Eltern aufbauen und/oder nicht auf Umweltreize reagieren. Blickkontakte werden vermieden, ihre Gesichter wirken oft teilnahmslos und starr. Sozialkontakte mit Mitmenschen existieren kaum oder gar nicht, und autistische Kinder sondern sich häufig ab.
Oft ist die Sprache beeinträchtigt. SL04, Suche „Autismus“, führt den Begriff zwar noch als Krankheit, bietet jedoch zahlreiche Basisinformationen zum Thema. Dort wird beschrieben, dass die Sprachentwicklung hinterherhinkt. Gestik und Körpersprache als Unterstützung der Sprache bleiben aus, Unterhaltungen können nicht begonnen oder aufrechterhalten werden. Bemerkenswert ist auch, dass oft großes Interesse an einem ungewöhnlichen Detail eines Gegenstandes besteht und bestimmte Rituale und Handlungen strikt beibehalten werden, die oft monoton und stereotyp sind.
Wie charakterisiert sich das Asperger-Syndrom? Vor allem in den ersten drei Lebensjahren gibt es in der sprachlichen und kommunikativen Entwicklung im Gegensatz zum frühkindlichen Autismus keine Auffälligkeiten. Interesse an der Umwelt ist vorhanden, die ersten Anzeichen für ein selbstständiges Leben sind sichtbar. Im Laufe der folgenden Jahre, also ab dem Vorschul- oder Schulalter, ändert sich das. SL05, Suche „Asperger“, beschreibt, wie sich das Syndrom allmählich bemerkbar macht. Dabei ist zu beachten, dass es nicht um intellektuelle Defizite geht. Im Gegenteil: Häufig ist es sogar so, dass sich ganz herausragende Fähigkeiten, Kenntnisse und Gedächtnisleistungen, sogenannte Inselbegabungen, manifestieren.
Für Betroffene kann das Leben große Schwierigkeiten mit sich bringen, da die Umwelt mit ihren Verhaltensweisen nicht klarkommt und sie fehlinterpretiert. In der Schule fällt es Asperger-Kindern schwer, sich an Regeln zu halten, sie wirken oft ungeschickt, ihr Sozialverhalten stößt andere ab, viele haben eine ausgeprägte Ich-Bezogenheit, und ihre direkte, manchmal fast schon verletzende Art, Dinge zu sagen, ohne Böses zu wollen, bringt ihnen keine Sympathien ein. SL06, „Was ist Asperger?“, ist ein Informationsangebot zum Asperger-Syndrom bei Kindern und bietet straffgefasste Informationen. So erfährt man, wie man Asperger-Betroffene fördern und schützen kann, indem man ihnen zum Beispiel Rückzugsmöglichkeiten einrichtet, Routinen einstudiert, Spezialinteressen anerkennt und klare Strukturen schafft.
Erwachsene Asperger-Betroffene haben oft sehr lückenhafte Kindheitserinnerungen, sie halten sich nicht an ärztliche Anweisungen und können sich nur sehr unbeholfen in einem Zimmer orientieren. Die Sprache erscheint zwar grammatikalisch sehr ausgefeilt, die Sprachmelodie wirkt indes monoton und mechanisch. Die zuvor genannten Symptome sind ebenfalls vorhanden, und eine konkretistische Sprache lässt Redewendungen und Sprichworte als unmöglich erscheinen, da diese wörtlich genommen werden. „Das Blaue vom Himmel lügen“ – wie soll das gehen? SL07, Suche „Das Asperger-Syndrom im Erwachsenenalter“, beschäftigt sich ausführlich mit diesem Themenkreis.
Was kann man tun? Asperger-Autismus lässt sich nicht „heilen“. Geduld, psychologische Unterstützung und Verständnis für die Betroffenen sind Schlüssel für deren lebenswerte Zukunft. Zwei Situations- und Lebensberichte hält SL08, Suche unter „Spiegel online“, „Die Diagnose war eine Erleichterung“, bereit. Ein Video beschreibt Erscheinungsformen und Erfahrungen. Es existieren Selbsthilfegruppen zum Beispiel für Angehörige, SL09, für Partner von Asperger-Autisten, SL10, und natürlich für Betroffene, SL11, Suche „Asperger“. Beim Asperger-Forum, SL12, bedarf es einer Registrierung, um die Inhalte nutzen zu können, was allerdings primär dem Schutz der Nutzer dient. Asperger-Autisten sind Menschen mit Besonderheiten, nicht mehr und nicht weniger. Sie sind nicht ansteckend, und wenn man sich ihnen bewusst und respektvoll widmet, sind sie ganz normale Mitmenschen.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/19 ab Seite 50.
Wolfram Glatzel, Autor und Redakteur Ursula Tschorn, Apothekerin
Übersicht Links
SL01 https://www.rhein-jura-klinik.de
SL02 https://www.autismus.de
SL03 https://autismus-kultur.de
SL04 https://www.netdoktor.de
SL05 https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org
SL06 http://www.asperger-kinder.de
SL07 https://www.aerzteblatt.de
SL08 https://www.spiegel.de
SL09 http://www.shg-asperger-syndrom.de/
SL10 https://aspiepartner-forum.de/
SL11 https://selbsthilfe-braunschweig.de
SL12 https://www.asperger-forum.de
Weitere interessante Links:
http://www.autismus-in-berlin.de/Abschlussarbeit-Internet.pdf
(Abschlussarbeit zum Autismustherapeuten, PDF)