Eine junge Frau produziert eine große, rosafarbene Kaugummiblase
Schmeckt die Blase bitter? Dann ab zum Arzt. © Sergii Gnatiuk / iStock / Getty Images Plus

Mundhöhle | Entzündung

KAUGUMMI HILFT BEI DIAGNOSESTELLUNG

Forscher der Universität Würzburg haben einen Kaugummi entwickelt, der eine bakterielle Infektion des Mund- und Rachenraums anzeigen kann – bei einer Infektion schmeckt er bitter. Das Medizinprodukt könnte schon bald auf den Markt kommen.

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Professor Dr. Lorenz Meinel, pharmazeutischer Technologe an der Universität Würzburg, tüftelt schon länger an dem diagnostischen Kaugummi – jetzt könnte eine erste in-vivo-Testung in greifbare Nähe rücken. Und in Zukunft helfen, bakterielle Infektionen jeglicher Art zu erkennen. Sei es eine Mandelentzündung, Scharlach oder Influenza – alle Krankheiten, bei denen Erreger im Speichel nachweisbar sind, seien mit dem Kaugummi aufzeigbar, erklärt Meinel.

Seine Idee: Der Kaugummi fungiert als Trägermaterial, in das eine Peptidkette mit einer spezifischen Aminosäuresequenz sowie ein Bitterstoff eingearbeitet sind. Finden sich krankheitsspezifische Enzyme im Speichel, zerschneiden diese die Peptidkette. Der Bitterstoff löst sich dadurch vom Trägermaterial und der Kaugummi schmeckt bitter. Nach etwa zwei Minuten kauen erkennt man das bittere Aroma, sollte eine bakterielle Infektion vorliegen.

2017 berichtete die Forschergruppe um Meinel bereits von ihrem Projekt. Zum Einsatz kam ein Kaugummi, das auf die Matrix-Metalloproteinase (MMP)-8 ausgerichtet war. Dieses Enzym findet sich vermehrt bei Entzündungen in der Mundhöhle, etwa bei einer Gewebeentzündung um eine Zahnprothese. Durch Modifikation der Verknüpfungsstelle von Peptidkette und Bitterstoff, könnten jedoch auch andere krankheitsspezifischen Enzyme diagnostiziert werden und frühzeitig vor einer Infektion warnen, also unter Umständen vor dem Auftreten erster Symptome.

Das Startup 3a-diagnostics will sich jetzt um die Markteinführung kümmern. Geplant ist das Kaugummi als rezeptfreies Medizinprodukt, das ergänzend – nicht als alleiniger diagnostischer Test – in Apotheken erhältlich sein soll.

Farina Haase,
Apothekerin/Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung 

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