Tiere in der Apotheke
KASTRATION DER HÜNDIN
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Der Sexualzyklus der Hündin kann vorübergehend mittels Hormonen oder auch endgültig durch Kastration unterbrochen werden. Es ist übrigens nicht richtig, dass Hündinnen sterilisiert und Rüden kastriert werden; „Sterilisation“ und „Kastration“ sind keine geschlechtsabhängigen Begriffe, sondern vielmehr unterschiedliche operative Methoden. Bei der Sterilisation wird der Eileiter beziehungsweise beim Rüden der Samenstrang durchtrennt. Wenn die Eierstöcke beziehungsweise die Hoden entfernt werden, spricht man von Kastration.
Vorteile der Kastration Durch eine Kastration werden die Sexualfunktionen zeitlebens unterbunden, das heißt, die Läufigkeit mit den offensichtlichen Nachteilen wie blutiger Scheidenausfluss bleibt aus. Ein weiterer Vorteil der Kastration ist das deutlich reduzierte Auftreten von Mammakarzinomen: Wird eine Hündin bereits vor der ersten Läufigkeit kastriert, wird das Risiko, dass sie in späteren Jahren einen Mammatumor entwickelt, fast vollständig eliminiert. Durch eine Kastration innerhalb der ersten zweieinhalb Lebensjahre kann das Risiko ebenfalls deutlich reduziert werden.
Eine frühzeitige Kastration erscheint demnach sinnvoll, vor allem wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Mammatumoren bösartig ist. Das Argument, dass sich das Skelett einer Hündin, bei der eine Frühkastration erfolgte, nicht ausreichend entwickelt, konnte durch wissenschaftliche Untersuchungen widerlegt werden. Grundsätzlich sollte bei der Entscheidung für eine Kastration jedoch auch berücksichtigt werden, dass die Pubertät auch bei Hunden ein wichtiger Reifeprozess ist.
Bei Hündinnen erfolgt nach der ersten Läufigkeit ein starker Entwicklungsschub. Das trifft vor allem auf großwüchsige Rassen zu, die für die geistige und körperliche Entwicklung länger brauchen als kleine Hunderassen. Deshalb wird für Hündinnen, die zum Beispiel als Blindenführhund oder Schutzhund ausgebildet werden sollen, empfohlen, eine Kastration erst nach der ersten Läufigkeit durchführen zu lassen.
Präventive Maßnahmen
Regelmäßig impfen Trächtige Katzen mindestens drei Wochen vor dem Wurftermin isolieren Welpen einer trägerverdächtigen Mutter bald möglichst absetzen und anschließend isolieren Alle Jungkatzen impfen, sobald die mütterlichen Antikörper ihre Schutzwirkung verlieren, also etwa neun Wochen nach der Geburt Katzen mit einer nachweislichen Erkrankung bei früheren Würfen aus dem Zuchtprogramm ausschließen
Weitere Vorteile Nach der Läufigkeit kann es bedingt durch die hormonellen Schwankungen zu einer Anbildung des Gesäuges und damit zu einer Scheinschwangerschaft (Pseudogravidität) kommen. Diese Verhaltensstörung tritt nach einer Kastration natürlich nicht mehr auf. Darüber hinaus können durch die Kastration schwerwiegende und zum Teil lebensbedrohliche Erkrankungen der Gebärmutter wie die Gebärmuttervereiterung (Pyometra) verhindert werden. In einigen Fällen ist die Kastration der Hündin auch aus medizinischen Gründen indiziert, weil entzündliche Veränderungen oder Tumoren der Gebärmutter beziehungsweise der Eierstöcke sowie ein Vorfall der Gebärmutter oder der Scheidenschleimhaut diagnostiziert wurden.
(Keine) Gewichtszunahme nach der Kastration Eine kastrierte Hündin muss nicht unweigerlich dick werden. Viele Hündinnen entwickeln zwar einen größeren Appetit, vor allem Rassen wie Golden oder Labrador Retriever oder Beagle, da die Geschlechtshormone nun nicht mehr aktiv sind. Sie nehmen jedoch nur dann zu, wenn der Hundebesitzer nachgibt und seine Hündin uneingeschränkt füttert. Durch konsequente restriktive Fütterung und ausreichend Bewegung kann man der Gewichtszunahme entgegenwirken.
Babyfell und Harnverlust: Nachteile der Kastration Die Kastration ist eine Bauchhöhlenoperation, daher ist natürlich eine Vollnarkose erforderlich. Die möglichen Narkoserisiken sind jedoch, zumindest bei gesunden Tieren, als gering einzustufen. Eine mögliche Nebenwirkung der Kastration ist das Harnträufeln, die Harninkontinenz. Die Hündin verliert vor allem im Schlaf ungewollt und unkontrolliert Urin. Die Harninkontinenz kann unmittelbar nach der Kastration in Erscheinung treten oder erst Jahre später. Betroffen sind vor allem Hündinnen großer Rassen, wobei Boxer, Rottweiler, Dobermann und Riesenschnauzer ein erhöhtes Risiko für Harnträufeln aufweisen.
Dagegen wird eine Harninkontinenz nur selten bei kleineren Hündinnen unter 20 Kilogramm festgestellt. Inkontinente Hündinnen müssen Medikamente einnehmen, die in den meisten Fällen Erfolg zeigen, allerdings lebenslang verabreicht werden müssen. Hunde mit glänzendem Fell wie Cockerspaniel oder Irish Setter entwickeln nach der Kastration manchmal ein stumpfes Babyfell, das sich durch die Gabe von Hormontabletten zwar verbessern lässt; der ursprüngliche Fellzustand kann jedoch nicht wieder hergestellt werden.
Langfristige Zyklusunterdrückung statt Operation Die hormonelle Unterdrückung der Läufigkeit ist eine Alternative zur Kastration. Dazu müssen in regelmäßigen Abständen Depot-Gestagene verabreicht werden. Es wird empfohlen, die erste und zweite Läufigkeit abzuwarten, bevor eine Hormonbehandlung vorgenommen wird. Vor der Hormongabe muss der genaue Zyklusstand festehen, um gynäkologische Komplikationen zu vermeiden. Dazu muss ein Vaginalabstrich entnommen werden. Insgesamt sollte diese hormonelle Läufigkeitsunterdrückung nicht länger als zwei Jahre andauern, da mit unerwünschten Nebenwirkungen wie Pyometra, Diabetes mellitus und der Aktivierung von Mammatumoren zu rechnen ist.
Ungewollt schwanger Ein häufiges Problem ist neben der Verhinderung das Abbrechen einer unerwünschten Trächtigkeit. In den ersten drei Tagen nach einer ungewollten Verpaarung ist eine Behandlung mit Estrogenen möglich. Dadurch kann es jedoch zur Entwicklung einer Gebärmuttervereiterung mit all ihren Komplikationen kommen. Es sollte daher zunächst geklärt werden, ob und zu welchem Zeitpunkt die Hündin tatsächlich gedeckt wurde. Die Gabe von Antigestagenen führt ebenfalls zum Trächtigkeitsabbruch. Falls eine mutmaßlich gedeckte Hündin sowieso einmal kastriert werden sollte, kann dieser Eingriff jetzt durchgeführt werden, denn auch eine trächtige Hündin kann kastriert werden, wobei aus ethischen Gründen der frühestmögliche Termin bevorzugt werden sollte.
Fazit Eine Kastration wird normalerweise frühestens zwei Monate nach der Läufigkeit durchgeführt. Eine Hündin schon vor der ersten Läufigkeit zu kastrieren, ist hauptsächlich im Hinblick auf eine Prophylaxe von Mammatumoren sinnvoll.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/17 ab Seite 52.
Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin