Ein entspannter Lauf durch den Wald hebt die Stimmung, stärkt das Herzkreislauf-System und verbessert die Muskelkraft – das gilt auch für Krebs-Patienten. © NickyLloyd / iStock / Getty Images Plus

Onkologie | Sport

INDIVIDUELLES BEWEGUNGSPROGRAMM UNTERSTÜTZT DIE KREBSTHERAPIE

Das chronische Erschöpfungssyndrom Fatigue tritt häufig als unerwünschte Wirkung einer Chemotherapie auf. Krebspatienten, die sich regelmäßig bewegen, scheinen seltener an dem Syndrom zu leiden – fühlen sich dazu noch körperlich fitter und beurteilen ihre eigene Lebensqualität als besser.

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Eine verbesserte Diagnostik, neue Früherkennungsscreenings und Entwicklungen in der Therapie machen es möglich: Es sterben immer weniger Menschen an einer Krebserkrankung. Zwar hat sich auch die Verträglichkeit bei modernen, systemischen Onkologika verbessert, doch treten während einer Chemotherapie erwartungsgemäß eine Reihe unerwünschter Wirkungen auf, die Betroffene, oft auch nach Beendigung der Therapie, psychisch wie physisch belasten. Körperliche Schwäche und chronische Erschöpfung führen letztlich für viele zum Verlust der Lebensqualität. Einige Studien weisen auf einen positiven Einfluss von moderater bis anstrengender Bewegung auf die Schwere der Nebenwirkungen hin, sowie eine insgesamt bessere Verträglichkeit der Therapie. Das könne sich auch direkt auf die Therapie auswirken, meint Karen Steindorf vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ): „Das kann darüber entscheiden, ob beispielsweise eine Chemotherapie wie geplant durchgeführt werden kann, und trägt somit indirekt auch zum Heilungserfolg bei“.

Das internationale Forscherkonsortium POLARIS (Predicting OptimaL cAncer RehabIlitation and Supportive care), unter Beteiligung des DKFZ und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg wollte sich die Effekte der Bewegung genauer ansehen. Denn zu sehr unterschieden sich Zielgruppe, Art, Intensität und Dauer der jeweiligen Bewegungsart. Dazu legten sie Patientendaten aus 34 Studien zusammen, um den Effekt von Sport während und nach einer Krebstherapie auf das Fatigue-Syndrom, die körperliche Ausdauer, die Muskelkraft und die selbstberichtete Funktionsfähigkeit im Alltag und auf die Lebensqualität zu untersuchen. Steindorf fasst zusammen: „Sport hilft, aber nicht bei allen gleichermaßen“.

Lebensqualität und Muskelkraft verbesserte sich allerdings bei allen Beteiligten, unabhängig davon, wo das sportliche Level zuvor lag. Bezüglich Fatigue und Funktionsfähigkeit im Alltag (Gegenstände heben, Treppensteigen, etc.) profitierten hingegen eher die Patienten, die zuvor in diesem Bereich Defizite zeigten. Ähnliches gilt auch für den Zeitraum nach der Therapie: Besonders weniger sportliche Patienten profitieren hier durch Muskelstärkung und Verbesserung der Lebensqualität. Vermutlich benötigen Patienten mit einer guten Grundfitness ein intensiveres Training, wohingegen Probanden mit sehr niedriger Ausdauerleistungsfähigkeit möglicherweise während der anstrengenden Krebstherapie mit dem Training überfordert waren, weshalb sie davon weniger profitierten.

„Grundsätzlich glauben wir fest daran, dass alle Krebspatienten von Ausdauer- und Krafttraining profitieren können“, sagt Steindorf. „Daher würden wir allen Betroffenen zu mehr Bewegung raten, um ihr persönliches Wohlbefinden und ihre Lebensqualität zu verbessern. Unser Ziel ist eine individualisierte Sporttherapie“.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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