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Tiere In Der Apotheke

IMPFEN – NUTZEN UND RISIKO

Die Schutzimpfung gegen Infektionskrankheiten gehört zu den ältesten und auch erfolgreichsten prophylaktischen Maßnahmen. Gegen welche Krankheiten werden Katzen geimpft?

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In den ersten Stunden nach der Geburt nehmen die neugeborenen Kitten über die Muttermilch maternale Antikörper auf. Diese Antikörper verleihen den Katzenwelpen eine natürliche passive Immunität und schützen auf diese Weise vor Infektionskrankheiten, bis das Immunsystem vollständig ausgereift ist. Die mütterlichen Antikörper treten jedoch in Wechselwirkung mit den Antikörpern, die nach der Applikation des Impfstoffes gebildet werden.

Die Schutzimpfung ist erfolglos, solange noch mütterliche Antikörper vorhanden sind. Um diesem Problem entgegenzuwirken, führen Tierärzte über einen längeren Zeitraum eine Reihe von Impfungen durch. Üblicherweise erhalten junge Katzen im Alter von acht Wochen die erste Immunisierung, die im vierwöchigen Intervall wiederholt wird, bis der Schutz durch mütterliche Antikörper nach etwa zwölf Wochen vollständig erlischt. Gegen folgende Erkrankungen können Katzen geimpft werden:

Feline Panleukopenie, Parvovirose („Katzenseuche“) Die Parvovirose ist eine hoch ansteckende und meist tödlich verlaufende Viruserkrankung. Das Virus (Parvovirus) ist vermutlich überall da vorhanden, wo viele Katzen zusammenleben. Der Erreger wird vor allem via Tröpfcheninfektion übertragen, aber auch die indirekte Übertragung über Kleider, Hände und Futternapf ist möglich. Junge Tiere sind besonders nach Abklingen der mütterlichen Immunität betroffen. Die schwere Verlaufsform ist durch unerwartete Todesfälle, Immunsuppression, Durchfall, Fieber bis 41 Grad Celsius und hochgradigen Elektrolytverlust gekennzeichnet. Infizieren sich trächtige Katzen mit dem Virus, kommt es zum Abort oder es werden Tiere mit Kleinhirndefekt geboren. Die Mortalität ist hoch und liegt für Katzenwelpen bei über 90 Prozent. Den sichersten Schutz vor dieser Erkrankung bietet die Impfung.

Katzenschnupfenkomplex Feline Herpes- und Caliciviren werden für 80 bis 90 Prozent aller Erkrankungen des oberen Atemtraktes bei Katzen verantwortlich gemacht. Niesen, tränende Augen, Nasenausfluss und Fieber sind typische Symptome für diese Viruserkrankung. „Schnupfen“ ist eine Verharmlosung, denn es handelt sich um eine schwere Infektionskrankheit, die insbesondere für Katzenwelpen schwerwiegende, manchmal auch tödliche Folgen haben kann. Eine Infektion der Atemwege bei Katzen kann akut, chronisch, chronisch-intermittierend oder chronisch-persistierend verlaufen.

Tollwut Tollwut ist eine Viruserkrankung, die stets tödlich verläuft. Die Viren werden über den Speichel ausgeschieden, und die Tiere infizieren sich über Bissverletzungen, Wunden und auch kleinste Hautverletzungen. Tiere mit Freigang sollten deshalb die Impfung gegen Tollwut erhalten, auch wenn Tollwut in Deutschland seit 2008 als ausgerottet gilt. Die Impfung erfolgt frühestens in der 12. Lebenswoche. Bei Reisen in das Ausland ist eine gültige Tollwutimpfung für Katzen und Hunde vorgeschrieben und muss in den EU-Heimtierausweis eingetragen werden.

FeLV Das Feline Leukämievirus (FeLV) ist die häufigste Todesursache bei Katzen. Das Virus wird über Speichel und Nasensekrete ausgeschieden; die Krankheit wird über Kontakt, Bisswunden sowie von der Mutter auf ihre Welpen übertragen. Junge Katzen unter vier Monaten scheinen für die Infektion am empfänglichsten zu sein. Es gibt einige Impfstoffe, die zu etwa 70 Prozent vor der Erkrankung schützen. Die Impfung ist vor allem bei hohem Expositionsrisiko, das heißt für junge Katzen, Freiläufer oder bei Kontakt zu Katzen mit unbekanntem Status, zu empfehlen. Bei unbekanntem Immunstatus muss vor der Impfung ein FeLV-Antigentest durchgeführt werden. Katzen, die nur einem minimalen Risiko ausgesetzt sind, sich mit FeLV zu infizieren, zum Beispiel reine Wohnungskatzen, müssen nicht geimpft werden.

Impfung gegen Hautpilze (Dermatophytosen) Es gibt Impfstoffe gegen Trichophyton- und Microsporum-Stämme. Durch die Impfung kann die Heilung einer bestehenden Hautpilz-Infektion beschleunigt werden. Außerdem sind Katzen vor einer erneuten Pilzinfektion besser geschützt. Das Mindestimpfalter variiert zwischen 10 und 12 Wochen. Die Dauer der Immunität beträgt zwischen neun Monate und einem Jahr. Diese Impfung gehört nicht zu den Routineimpfungen.

Impfreaktionen Impfungen sind bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten nicht nur bei Katzen der optimale Schutz. Aber was für alle medikamentösen Behandlungsmaßnahmen gilt, trifft auch auf Impfungen zu: Es existiert immer ein Restrisiko, dass im Anschluss daran unerwünschte Reaktionen auftreten. Diese werden fast immer innerhalb weniger Stunden oder Tage nach der Injektion beobachtet. Meist handelt es sich um milde Reaktionen wie leichtes Fieber, Appetitmangel und verminderte Aktivität. Manchmal entsteht an der Injektionsstelle eine kleine, schmerzlose Schwellung, die sich normalerweise nach mehreren Wochen von alleine zurückbildet. Der Tierarzt sollte jedoch darüber informiert werden.

Mögliche Komplikationen In sehr seltenen Fällen kommt es zu schwerwiegenden Begleiterscheinungen, wie einem Fibrosarkom, ein maligner Tumor, der erst Wochen oder sogar Jahre später an der Injektionsstelle entsteht. Als Applikationsort für subcutane Injektionen bei Katzen wird deshalb die seitliche Bauchwand oder die Hinterextremitäten empfohlen. Daneben können Impfungen ebenfalls sehr selten lebensbedrohliche allergische Reaktionen auslösen, die in den meisten Fällen sofort im Anschluss an die Impfung, höchstens eine Stunde danach, beobachtet werden.

Ungünstige Voraussetzungen beim Impfling führen dazu, dass Impfungen versagen und der Impfschutz daher nur unzureichend ist oder sogar fehlt. Kranke oder stark verwurmte Tiere sowie Katzen, bei denen Mangelzustände offensichtlich sind, dürfen nicht geimpft werden. Bei älteren Tieren zeigt sich oft eine schlechtere Antikörperbildung. Als Risiko-Impflinge gelten auch Katzen, die mit Kortison behandelt werden. Die Impfabstände zwischen den Impfungen sollten genau eingehalten werden, um den Impferfolg sicher zu stellen.

Schutz, aber nicht rundum Auch wenn Impfungen eine bedeutende Funktion bei der Kontrolle von Infektionskrankheiten haben, so bieten auch sie keinen vollständigen Schutz. Darüber hinaus wird nicht bei allen Katzen auch die gleiche Schutzwirkung induziert. Für weiteren Schutz kann der Katzenbesitzer einen wesentlichen Beitrag leisten, indem er verhindert, dass sein Tier Kontakt zu kranken Artgenossen hat. Impfschema Der wichtigste Impfstoff bei Katzen ist der sogenannte RCP-Impfstoff. Es handelt sich dabei um eine Dreifachimpfung, die sich gegen das Rhinotracheitis- und Calicivirus sowie das Parvovirus richtet.

Grundimmunisierung

  • 8. Lebenswoche: RCP
  • 12. Lebenswoche: RCP, bei Freigängern auch Tollwut und FeLV
  • 16. Lebenswoche: RCP, ggf. Tollwut und FeLV. Diese Impfung ist nicht zwingend erforderlich, wird aber vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte empfohlen, um eine ungenügende Antikörperbildung aufgrund noch vorhandener mütterlicher Antikörper im Blut der Kitten auszugleichen.
  • 15./16. Lebensmonat: RCP, ggf. Tollwut und FeLV

Gegen Feline Panleukopenie und den Katzenschnupfenkomplex wird die jährliche Auffrischung empfohlen, die Tollwutimpfung erfolgt nach der Grundimmunisierung alle drei Jahre.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/17 auf Seite 78.

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