Pizza
© hansgeel - Fotolia.com

Protonenpumpenhemmer | Nebenwirkungen

IM TEUFELSKREIS DER SÄUREBLOCKER

Magensäureblocker machen abhängig. Wer sie länger als einige Wochen genommen hat, kommt nur sehr schwer wieder davon los.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Und dabei fing alles so hoffnungsvoll an: 1988 kam mit dem Wirkstoff Omeprazol der erste Protonenpumpenhemmer (PPI) auf den Markt. Endlich musste Patienten mit einem Ulkus („Magengeschwür“) nicht mehr lebenslang ohne Kaffee und Pizza leben, durften wieder ein Bier trinken und Käsespätzle essen. Doch dann explodierten die Verschreibungszahlen; die BARMER eruierte, dass jeder sechste Deutsche mittlerweile PPI einnahm. Sogar die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) räumt jetzt ein: „In jüngster Zeit mehren sich Hinweise, dass eine langfristige Einnahme von PPI mehr Nebenwirkungen verursachen könnte als bislang bekannt.“

Da Magensäureblocker abhängig machten, „sollten sie nur bei akuten Beschwerden und über einen begrenzten Zeitraum in Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden“, betont Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer. Wird der gelegentliche Griff zum PPI zur Dauereinnahme, droht ein Teufelskreis: Durch den Rebound-Effekt steigt die Produktion der Magensäure nach Absetzen wieder, und zwar besonders stark. Zudem fördert die langfristige Einnahme Vitamin B 12- sowie Calcium- und Magnesiummangel, führt auf diesem Weg zu Osteoporose. Auch Proteinablagerungen in den Gefäßen wurden beobachtet.

Das Problem: Entgegen seiner Zulassung nehmen Menschen das mittlerweile rezeptfrei erhältliche Medikament auch gegen Aufstoßen, Völlegefühl und Übelkeit ein. „Einige Menschen kennen bei Essen und Trinken keine Grenzen mehr“, fasst Johann Fischalek, Teamleiter Arzneimittel bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, zusammen, „und haben dann am anderen Tag Beschwerden – schon soll ein Protonenpumpenhemmer herhalten.“ Magensäureblocker sind jedoch nur zur Behandlung verschiedener Ulzera, der Refluxkrankheit und der Ösophagitis medizinisch indiziert. Ärzte sollten „extrem gut überlegen, ob es wirklich in jedem Fall ein Protonenpumpenhemmer sein muss, den sie verschreiben“, mahnt Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des „arznei-telegramm“.

Alexandra Regner, PTA/Redaktion

×