Interview
"ICH EMPFEHLE GERNE EINE MISCHUNG VERSCHIEDENER SCHÜSSLER-SALZE"
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DIE PTA IN DER APOTHEKE: Was ist für Sie ein Klassiker in der Erkältungstherapie?
Anne Tölle: In der Herbst- und Winterzeit leiden sehr viele Menschen an Erkältungen. Die Symptome, wie zum Beispiel Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Husten, Schnupfen und Gliederschmerzen können sehr gut mit Schüßler-Salzen behandelt werden. Hierbei empfehle ich gerne eine Mischung verschiedener Mineralstoffe, da gerade die Kombination verschiedener Schüßler-Salze im akuten Fall sehr schnell wirken kann.
Sehen Sie die Schüßler-Salze bei einem Erkältungsinfekt als reine Zusatzempfehlung oder eher als alleiniges Mittel der Wahl? Gibt es Salze, die sich bei einer Erkältung gut kombinieren lassen?
Bei einem Erkältungsinfekt reicht es häufig, die Schüßler-Salze als alleinige Therapie der Wahl zu empfehlen, aber sie sind sicher auch als Zusatzempfehlung neben chemischen und pflanzlichen Wirkstoffen gut geeignet. Durch verschiedene Angriffspunkte kann man Erkältungssymptome oft sehr schnell lindern. Als Kombination empfehle ich gerne die Schüßler-Salze Nr. 3, 8, 10 und 21. Die Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12 unterstützt das Immunsystem und hilft sehr gut bei den ersten Erkältungszeichen wie z.B. gerötetem Hals, Schluckbeschwerden und leichtem Fieber. Schüßler Salz Nr. 8 Natrium chloratum D6 reguliert den Flüssigkeitshaushalt, das heißt es wirkt befeuchtend auf die Schleimhäute. Deshalb ist es ein wichtiges Mittel bei trockenem Hals aber auch bei Schnupfen. Mit der Nr. 10 Natrium sulfuricum D6 wird der Darm gestärkt und die Entgiftung und Ausscheidung werden unterstützt. Man hat festgestellt, dass ein großer Teil des Immunsystems im Darm angesiedelt ist, von daher ist dieser Ansatz sehr wichtig. Als Ergänzungssalz ist die Nr. 21 Zincum chloratum D6 eine gute Empfehlung, da mit diesem Schüßler-Salz das Immunsystem zusätzlich unterstützt wird. Bei dieser Kombination empfehle ich den Kunden in der Apotheke jeweils 6 Tabletten über den Tag verteilt einzunehmen, am besten immer 2-3 Tabletten gleichzeitig in die Backentasche legen und zergehen lassen. Da die Mineralstoffe über die Mundschleimhaut aufgenommen werden, ist es sinnvoll, circa 15 Minuten Abstand zum Essen einzuhalten. So können die Mineralstoffe gut aufgenommen werden. Wer nicht so gerne die einzelnen Tabletten lutscht oder in Wasser auflöst, kann auch eine Pulvermischung aus den jeweiligen Mineralstoffen herstellen. Die einzelnen Pulver lösen sich rückstandsfrei in Wasser auf und können schluckweise getrunken werden. Wichtig ist natürlich auch hier, dass der einzelne Schluck einen Moment im Mund gehalten wird, da die Wirkung über die Mundschleimhaut erfolgt. Für Menschen mit Unverträglichkeiten bietet Pflüger für die Basissalze Nr. 1 bis 12 neben glutenfreien Tabletten und Pulvern auch laktosefreie alkoholische Lösungen an. So kann jeder die für sich die günstigste Darreichungsform auswählen.
Mein Tipp:
Schüßler-Salz Nr. 3 ist nicht nur bei einer Erkältung und erstem Kratzen im Hals das richtige Mittel, sondern auch bei allen anderen akuten Beschwerden wie zum Beispiel Verletzungen und Prellungen. Im akuten Fall sollte man alle 5 Minuten eine Tablette Ferrum phosphoricum D12 lutschen bis eine Besserung eintritt und dann die Abstände verlängern. Von daher finde ich die neuen Dosierspender der Firma Pflüger sehr praktisch und hygienisch. Die Öffnung der Dosen ist nicht mehr so groß, so dass man die einzelnen Tabletten sehr gut in die Hand geben kann.
Gehen Sie bei der Auswahl der Mittel symptomorientiert vor?
Wenn es die Zeit in der Apotheke bei der Kundenberatung zulässt, suche ich die Schüßler-Salze gerne symptomorientiert aus. Das ist natürlich immer die bessere Variante, aber für eine schnelle Beratung hat sich die Mischung der Nr. 3, 8, 10 und 21 sehr gut bewährt, um erste Erkältungssymptome zu behandeln. Bei einer symptomorientierten Beratung empfehle ich bei ersten Schluckbeschwerden sofort die Nr. 3 zu lutschen. Kommen dann noch weitere Erkältungszeichen wie z.B. weiß belegte Zunge und Schleim in den Bronchien hinzu, dann empfehle ich zusätzlich die Nr. 4 Kalium chloratum D6, bei Schnupfen die Nr. 8 Natrium chloratum D6 und bei einem produktiven Husten die Kombination der Nummern 4 und 8. Handelt es sich eher um einen krampfartigen Husten, dann wirken die beiden Schüßler Salze Nr. 2 Calcium phosphoricum D6 und Nr. 7 Magnesium phosphoricum D6 krampflösend. Anhand der Färbung des Auswurfs sowie des Zungenbelages kann man zum Beispiel bei einer gelblichen Verfärbung die Nr. 6 Kalium sulfuricum D6 empfehlen.
Wie lange empfehlen Sie die Einnahmedauer?
Gerade bei Erkältungskrankheiten empfehle ich gerne eine längere Einnahmedauer, d.h. nach der Genesung die Schüßler Salze 3-4 Wochen länger einzunehmen. Man kann die Kombination der Nr. 3, 8, 10 und 21 auch als Kur über die Herbst- und Winterzeit einnehmen, entweder 4-6 Wochen oder sogar durchgehend während des Winters. So ist man gut gewappnet gegen Erkältungen.
Wenn man als PTA vielleicht kein Experte in Sachen Schüßler-Salz-Therapie ist, gibt es etwas, dass man bei Erkältungskrankheiten immer empfehlen kann?
Viele Apothekenmitarbeiter sind nicht ganz so sicher in der Empfehlung der Schüßler Salze, aber mit der Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12 bei ersten Erkältungszeichen ist man immer auf der sicheren Seite. Die Nr. 3 ist jederzeit eine gute Unterstützung für das Immunsystem, sowohl in der kalten Jahreszeit sowie auch in Erkältungsphasen. Viele Kunden in der Apotheke freuen sich über eine umfassende Beratung und finden es gut, wenn ihre Probleme von verschiedenen Seiten betrachtet werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich viele Kunden nach einer ausgiebigen Beratung zu Schüßler-Salzen bedanken und die kompetente Beratung wertschätzen und das auch äußern. Wenn man noch nicht so fit in der Beratung mit Schüßler-Salzen ist, empfehle ich mit einem Salz in der Beratung zu starten und das ist natürlich die Nr. 3 bei ersten Erkältungssymptomen. Später kann man Schwerpunkte auf weitere Salze legen oder bewährte Kombinationen empfehlen. Die Firma Pflüger unterstützt die Beratung in der Apotheke mit Broschüren, in denen verschiedene Schüßler-Salz-Kombinationen zur kurmäßigen Anwendungen vorgestellt werden und einem umfangreichen Fort- und Weiterbildungsangebot sowie kostenfreie Vorträge für Kunden in der Apotheke.
Wie gehen Sie mit Homöopathie-Kritikern während der Arbeit am HV um?
Viele Kunden in der Apotheke sind gegenüber Zusatzempfehlungen mit Schüßler-Salzen oder homöopathischen Mitteln sehr aufgeschlossen. Ich hole mir am Anfang oft die Erlaubnis, ob eine Zusatzempfehlung gewünscht ist und ob der Kunde schon mal alternative Präparate ausprobiert hat. Dann berate ich sehr gerne umfassend zu Schüßler-Salzen, aber ich versuche nicht Homöopathie-Kritiker zu missionieren. Das wäre ein undankbarer Job. Durch meine Anfangsfrage stelle ich es den Kunden frei, ob sie eine umfassende Beratung zu ihrem persönlichen Nutzen bekommen möchten oder auch nicht. Aber ich erfahre jeden Tag, dass viele Kunden ihren Körper natürlich und nebenwirkungsfrei unterstützen möchten v.a. bei einer banalen Erkältung. Von daher können Sie Ihre Kunden meist sehr gut zu Schüßler-Salzen beraten und so Ihre kompetente Hilfe anbieten.
Das Interview für DIE PTA IN DER APOTHEKE führte Nadine Hofmann