Für die Behandlung von Depressionen tut sich ein neues Feld auf: Könnten Probiotika die biochemische Signalübertragung zwischen Gastrointestinaltrakt und ZNS positiv beeinflussen? © natalie_board / iStock / Thinkstock

Probiotika | Metaanalyse

HILFT DAS DARMMIKROBIOM BEI DEPRESSIONEN?

Sollten simple Darm-Probiotika die Behandlung von Menschen mit Depressionen revolutionieren? Eine aktuelle Metaanalyse und ein nachgestelltes Tiermodell zeigen einen interessanten Denkansatz.

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In den vergangenen Jahren haben Probiotika an Bedeutung gewonnen – die breite Palette klinischer Anwendungen reicht von Magen-Darm-Störungen und Autoimmunerkrankungen bis hin zu Hauterkrankungen. Wissenschaftler haben längst herausgefunden, dass es eine sogenannte Darm-Gehirn-Achse gibt, die für die biochemische Signalübertragung zwischen dem Gastrointestinaltrakt und dem zentralen Nervensystem (ZNS) verantwortlich ist.

Das Darmmikrobiom ist ein Ökosystem, das durch Nahrungszusammensetzung, Antibiotika und auch Prä- und Probiotika verändert werden kann. Forschungen zeigen dabei, dass Modifikationen der Bakterien-Zusammensetzung im Darm durch natürliche bioaktive Moleküle wie Probiotika dazu verwendet werden können, um veränderte Gehirnfunktionen wiederherzustellen. Einige präklinische und klinische Studien zeigen bereits die positiven Auswirkungen auf depressive Symptome.

Im Tierversuch konnten Wissenschaftler zeigen, dass die Gabe von Probiotika die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA) herunterreguliert. Es wird angenommen, dass diese bei Depressiven überaktiv ist. Zudem wird auch die Biosynthese von GABA (γ-Aminobuttersäure) gefördert. Der Neurotransmitter liegt bei depressiven Menschen in reduzierter Konzentration vor. Außerdem wurde beobachtet, dass die Einnahme von probiotischen Bakterien den Serotoninspiegel erhöht, indem die Produktion von Tryptophan angeregt wird. Tryptophan ist ein Serotonin-Vorläufer, der auch als „Glückshormon“ bezeichnet wird.

Die aktuelle Analyse zeigt, dass der Einsatz von Probiotika die Symptome der Depression reduziert. Bei Gesunden wurde aber keine statistisch signifikante Verbesserung festgestellt.

Das Problem: Die aktuellen Ergebnisse unterscheiden sich von den Ergebnissen einer früheren Metaanalyse, bei der die Auswirkungen von Probiotika auf die Stimmungsowohl von von depressiven als auch gesunden Personen statistisch signifikant waren. Derzeit ist noch unbekannt, welche ideale Dosis, Behandlungsdauer und Bakterienarten am wahrscheinlichsten die größte Wirkung auf die Stimmung haben. So fordern die Wissenschaftler, dass künftig Studien mit einer größeren Patientenanzahl durchgeführt werden, um den Einsatz von Probiotika als adjuvante Behandlung zu untersuchen. Derzeit könne noch keine Empfehlung ausgesprochen werden.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion 

Quelle: Apotheke adhoc

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