PTA-Fortbildung 11/13
HALSSCHMERZEN: LINDERUNG ERWÜNSCHT
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Halsschmerzen gehören zu den typischen Krankheitszeichen einer Erkältung, die sich zu Beginn einer akuten Infektion im Bereich der oberen Atemwege bemerkbar machen. Dabei dringen verschiedene Erreger über die Atemluft in den Hals-Nasen-Rachenraum ein und besiedeln die Schleimhäute. Sie lösen eine Entzündung der Rachenschleimhaut aus, die in der Fachsprache als Pharyngitis bezeichnet wird.
Schmerzhaft Bei der Entzündungsreaktion werden in den geschädigten Gewebezellen über eine Aktivierung der Cyclooxygenasen 1 und 2 Prostaglandine freigesetzt. Diese Botenstoffe führen zu einer Gewebserweiterung, die durch einen geröteten Rachen und einer Schwellung der Schleimhäute sichtbar wird. Hinzu kommt eine Erregung und Sensibilisierung von Nozizeptoren, die wesentlich an der Vermittlung des Schmerzes verantwortlich sind. Eine Schwellung der Lymphdrüsen am Unterkiefer und Hals ist Ausdruck für eine aktive Immunabwehr. Die Rachenbeschwerden können auch von Kopfschmerzen und Fieber begleitet sein, gleichzeitig macht sich meist ein Schnupfen bemerkbar. Husten bestimmt erst später das Krankheitsbild.
Verschiedene Lokalisationen Je nachdem wie weit die Erreger im Rachenraum vordringen und in welcher Region sie sich dort ansiedeln, werden mehrere Infektionen unterschieden. Bei einer Seitenstrangangina sind die von der oberen hinteren Rachenwand abwärts laufenden Lymphbahnen betroffen. Sie tritt vorzugsweise bei Menschen mit entfernten Gaumenmandeln auf und löst prinzipiell die Symptome einer Pharyngitis aus, nur stärker.
Da die betroffenen Lymphbahnen in unmittelbarer Nähe der Eustachschen Röhre verlaufen, die das Mittelohr mit dem Nasen-Rachen-Raum verbindet, kommt es häufig auch zu Ohrenschmerzen. Starke Schluckbeschwerden sind für eine Entzündung der Tonsillen (Tonsillitis) typisch, bei der die Gaumenmandeln geschwollen und stark gerötet sind. Haben es die Erreger bis zu den Stimmbändern oder bis in den Kehlkopf geschafft, liegt eine Laryngitis vor, die zusätzlich durch Heiserkeit und eine kloßige Sprache charakterisiert ist.
Viral oder bakteriell Die Lokalisation der Entzündung sagt aber nichts über den Auslöser aus. So kann eine Kehlkopf- oder Mandelentzündung sowohl viral als auch bakteriell verursacht sein. Racheninfektionen werden am häufigsten durch Rhino-, Corona- und Adenoviren verursacht. Seltener werden Bakterien wie beispielweise Haemophilus influenzae Typ b oder beta-hämolysierende Streptokokken nachgewiesen, wobei letztere bis zu 30 Prozent der bakteriellen Infektionen ausmachen.
Bei kleinen Kindern stehen virale Infektionen im Vordergrund. Im Kindergarten- und Schulalter spielen zunehmend Bakterien eine Rolle. Im Erwachsenenalter dreht sich das Erregerspektrum wieder um und mit fortschreitendem Lebensalter wird ein bakterieller Infekt wahrscheinlicher. Erfahrungsgemäß tut der Hals bei einer Virusinfektion im Rahmen eines grippalen Infektes nur mäßig weh, während bakterielle Infektionen mit intensiveren Beschwerden sowie einer länger andauernden und deutlich stärkeren Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens verbunden sind.
Angina ist nicht gleich Angina Allerdings ist eine eindeutige Abgrenzung zwischen einer viral oder bakteriell ausgelösten Rachenentzündung aufgrund der geschilderten Symptome sehr schwierig und nicht immer möglich.
Während bei einer viral bedingten Mandelentzündung, die als nicht-eitrige Angina (Angina = lat. Enge, Beklemmung) bezeichnet wird, die Schleimhäute glasig-hellrot geschwollen sind und ohne Eiterbildung verläuft, ist eine eitrige oder Streptokokkenangina durch kleine gelbe Eiterstippen auf den meist stark geröteten Gaumenmandeln charakterisiert, die sich auf der viral vorgeschädigten Rachenschleimhaut angesiedelt haben.
Heiserkeit
Halsschmerzen sind häufig mit Heiserkeit assoziiert. Ursache sind meist Entzündungen des Kehlkopfes (Laryngitis), die zu einer Beeinträchtigung der Stimmbänder führen. Seltener sind allergische Reaktionen oder der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (Reflux) Auslöser für eine raue, belegte oder kratzige Stimme. Bei Heiserkeit ist Schweigen Gold wert. Empfehlen Sie heiseren Kunden, so wenig wie möglich und möglichst leise zu sprechen. Flüstern ist hingegen nicht ratsam. Es verstärkt vielmehr das Problem.
Das Krankheitsbild zeichnet sich durch einen plötzlichen Beginn mit hohem Fieber, starken Schmerzen und einem ausgeprägtem Krankheitsgefühl aus. Viele klagen außerdem über Bauchschmerzen und Erbrechen. Die Bestätigung, dass es sich um eine bakterielle Infektion handelt, geben letztendlich Laboruntersuchungen oder ein Rachenabstrich.
Sonderform Scharlach Die Diagnose fällt allerdings leichter, wenn nach 12 bis 48 Stunden ein rotes, samtiges, nicht juckendes Exanthem hinzukommt, das sich in den Beugefalten der Achsel und Leisten beginnend über den gesamten Körper ausbreitet und typischerweise ein blasses Munddreieck frei lässt. Dieses Krankheitsbild wird Scharlach genannt und ist auch durch beta-hämolysierende Streptokokken verursacht.
Die Bakterien produzieren ein Toxin, das für den typischen Scharlachausschlag und weitere charakteristische Symptome, wie die am dritten oder vierten Krankheitstag sich manifestierende Himbeerzunge, verantwortlich ist. Ihre flammendrote Färbung gab der Erkrankung ihren Namen (persisch „Sakrilat“ = „rote Farbe“). Ab dem siebten Tag beginnt die Haut schließlich an Gesicht und Körper zu schuppen, drei Wochen später dann an den Hand- und Fußsohlen.
Verschiedene Ursachen Halsschmerzen müssen aber nicht immer durch einen Erregerangriff verursacht sein. Ebenso lösen eine Überanspruchung der Stimme (z. B. bei Vielrednern), eine Reizung der Atemwege (z. B. durch Rauchen, Passivrauchen, Einatmen von Chemikalien, Staub oder Allergenen, Trockenheit der Luft) oder bösartige Veränderungen der Schleimhäute im Rachen oder Kehlkopf schmerzhafte Beschwerden im Hals-Rachen-Raum aus.
Darüber hinaus können sie als Nebenwirkung von verschiedenen Arzneimitteln auftreten. Typische Wirkstoffe sind beispielsweise Carbimazol, Clozapin, Cotrimoxazol, Metamizol, Propylthiouracil, Rituximab, Sulfasalazin, Thiamazol und Ticlopidin. Ebenso kann eine falsche Anwendung von Arzneimitteln zu Halsschmerzen führen.
Werden alkoholische Tropfen nicht ausreichend verdünnt, Brausetabletten nicht aufgelöst, sondern geschluckt oder Tabletten ohne Wasser eingenommen, sind Irritationen der Rachenschleimhaut möglich. Letztendlich ist bei Halsschmerzen auch an schwerwiegende Erkrankungen wie eine Agranulozytose zu denken.
Hoher Leidensdruck Da Rachenbeschwerden im Rahmen eines grippalen Infektes eine hohe Selbstheilungstendenz haben und Komplikationen sehr selten sind, klingen sie rasch ab. Bereits nach drei Tagen sind bei einem Drittel der Betroffenen die Halsschmerzen abgeklungen und nach einer Woche sind 80 bis 90 Prozent beschwerdefrei.
Doch Geplagte empfinden die Schmerzen beim Sprechen und Schlucken in der Regel als äußerst quälend und wünschen sich eine schnelle und lang anhaltende Schmerzbefreiung. Daher suchen viele gleich zu Beginn ihrer Beschwerden eine Apotheke auf und sind dankbar für Ihre Empfehlung symptomatisch lindernder Rachentherapeutika.
Selbstmedikation möglich Viral bedingte akute Beschwerden können zumeist im Rahmen der Selbstmedikation symptomatisch gelindert werden. Doch hinterfragen Sie im Beratungsgespräch zunächst die Eigendiagnose des Kunden. Diese Vorgehensweise sieht auch die Leitlinie der Bundesapothekerkammer (BAK) bei der Indikation Halsschmerzen vor.
Mögliche Fragen an den Kunden gemäß der Arbeitshilfe sind:
- Welche Beschwerden liegen vor? (Kratzen, Brennen, Schluckbeschwerden, Kloßgefühl, Heiserkeit, dumpfer Schmerz, Seitenbetonung?)
- Seit wann? (Akut, chronisch?)
- Wann treten die Beschwerden auf? (Frühmorgens, im Tagesverlauf?)
- Weitere Begleitsymptome? (Fieber, Grippesymptome, eitrige Mandeln, Stimmverlust, Husten, Sinusitis, Hautausschlag, geschwollene Lymphknoten?)
- Wurden die Beschwerden schon beim Arzt abgeklärt?
- Liegen noch andere Erkrankungen vor? (Allergien, Schilddrüsenerkrankung, Diabetes, HIV?)
- Welche Arzneimittel (verschreibungspflichtig/nicht verschreibungspflichtig) werden regelmäßig oder zur Zeit eingenommen? (unerwünschte Arzneimittelwirkung z. B. durch Anticholinergika, trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika).
Ein Fall für den Arzt Haben Sie den Eindruck, dass Bakterien eine Rolle spielen, sind die Grenzen der Selbstmedikation erreicht und der Arzt muss über eine adäquate Therapie und eventuelle Antibiose entscheiden. Auf eine bakterielle Mitbeteiligung können länger als drei bis fünf Tage dauernde Halsschmerzen, besonders starke Beschwerden, Luftnot, Fieber über 39 °C, Ohrenschmerzen, eitrig belegte, vergrößerte Gaumenmandeln oder zusätzliche Krankheitszeichen wie beispielsweise Hautausschlag, rote Himbeerzunge oder stark geschwollene Lymphknoten deuten.
Wichtig ist dabei auch zu klären, wer von den Halsschmerzen betroffen ist. So ist eine Selbstmedikation bei Kindern, Schwangeren und Stillenden nicht indiziert. Darüber hinaus ist bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem ein Arztbesuch anzuraten.
Achtung Epstein-Barr-Virus- und Candida Es gehören aber auch bestimmte virale Infektionen, die mit einem schweren Krankheitsgefühl verbunden sind, wegen möglicher Komplikationen in die Hand des Arztes. So können starke Halsschmerzen mit hohem Fieber und auffälligen
Lutschen tut gut
Selbst das Lutschen wirkstofffreier Bonbons tut bei Halsschmerzen gut. Enthalten sie noch Kräuterzusätze wie Salbei, Eukalyptus oder Latschenkiefer, desinfizieren sie zudem leicht. Menthol-haltige Bonbons werden aufgrund ihrer kühlenden Wirkung besonders geschätzt. Die lindernden Effekte salzhaltiger Lutschtabletten beruhen auf der Befeuchtung und leichten Abschwellung der Rachenschleimhaut. Pastillen mit Isländisch Moos haben schleimhautauskleidende Eigenschaften. Es bildet sich ein schützender Film, der sich über die entzündeten, gereizten Schleimhäute legt und damit zu ihrer Befeuchtung und Regeneration beiträgt. Ein mucilaginöses Wirkprinzip besitzen auch Halstabletten mit Hyaluronsäure. Ihre lindernde Wirkung beruht auf einem Hydrogelkomplex, der sich beim Lutschen entfaltet. Dexpanthenol-haltige Lutschtabletten beruhigen gereizte Schleimhäute und unterstützen so ihre Regeneration.
Lymphknotenschwellungen an Hals und Nacken Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers (infektiöse Mononucleose) sein. Diese Erkrankung tritt vorwiegend bei Schulkindern und Jugendlichen auf und ist auf eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, einem Herpesvirus, zurückzuführen. Bei der Erkrankung, die auch als Kusskrankheit bekannt ist, reicht nicht immer eine symptomatische Therapie aus.
Häufig ist eine Antibiose wegen nachfolgender Bakterienbesiedlung und damit einhergehenden Komplikationen erforderlich. Eine Diagnose erfolgt über eine Blutprobe, in der die für die Erkrankung typische Veränderung der weißen Blutzellen sichtbar wird.
Ebenso sollte bei Schluckbeschwerden mit weißen Belegen auf Zunge und Mundschleimhaut der Arzt hinzugezogen werden, da eventuell eine Candidainfektion (Mundsoor) vorliegt. Sie ist zwar mit rezeptfreien Nystatinpräparaten behandelbar, doch sollte zuvor sollte die Diagnose ärztlich abgesichert sein. Zudem ist es sinnvoll, nach der Ursache für den Hefebefall zu forschen, um ein wiederholtes Auftreten zu vermeiden.
Erregern Paroli bieten Es steht eine breite Palette an Arzneistoffen zur Linderung der Halsschmerzen zur Verfügung. Der Geplagte kann zwischen Lokalantiseptika, Lokalanästhetika, Lokalantibiotika, nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie Phythotherapeutika und homöopathischen Mitteln wählen. Sie kommen zur lokalen Behandlung als Mono- oder Kombinationsmittel zur Anwendung. Bei sehr starken Schmerzen können auch Analgetika eingenommen werden.
Grundsätzlich sind bei der Auswahl des Präparates potenzielle Unverträglichkeitsreaktionen zu beachten, die für einige Wirkstoffe und Stoffgruppen beobachtet werden (z. B. Hexitidin, Benzocain, quartäre Ammoniumverbindungen). Zudem geben einige Experten zu bedenken, dass Wirkstoffgruppen mit bakteriziden/bakteriostatischen Effekten bei den mehrheitlich viral ausgelösten Racheninfektionen nicht ausreichend effektiv sind.
Lutschen, Sprühen, Gurgeln? Die verschiedenen Rachentherapeutika sind in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlich. Überwiegend werden sie lokal eingesetzt, wobei Lutschtabletten, Rachensprays und Gurgellösungen zur Verfügung stehen. Bei der Auswahl sollte man sich nicht nur von den Vorlieben der Anwender leiten lassen, sondern auch von der Lokalisation der Beschwerden. Die adäquate Arzneiform kann zum Erfolg der Behandlung beitragen.
Liegt beispielsweise eine Entzündung in tieferen Rachenabschnitten vor, wie das bei Laryngitis oder Seitenstrangangina der Fall ist, sind Lutschtabletten oder Rachensprays ideal. Mit ihnen können im Gegensatz zu Gurgellösungen auch hintere Bereiche im Rachen benetzt werden. Beim Gurgeln wird hingegen durch Kontakt mit dem vorderen Gaumenbogen ein Würgereflex ausgelöst, der eine Benetzung tieferer Rachenbezirke unterbindet.
Lutschtabletten bevorzugen Sie haben zudem noch den Vorteil, dass sie die Schleimhäute über eine Stimulation der Speichelbildung befeuchten, was eine vermehrte Produktion von Abwehrstoffen wie Lysozym und Immunglobulinen und somit eine körpereigene Bekämpfung der Krankheitserreger nach sich zieht. Darüber hinaus wird die Rachenschleimhaut gut befeuchtet, sodass wunde Stellen gekühlt und die Entzündungssymptome gebessert werden.
Raten Sie Ihrem Kunden, die Lutschtabletten mehrmals täglich nach dem Essen langsam im Mund zergehen und zwischendurch in der Wangentasche liegen zu lassen, um eine möglichst lange Einwirkzeit des Rachentherapeutikums zu ermöglichen. Zuckerfreie Präparate sind nicht nur für Diabetiker gedacht, sondern tun auch den Zähnen gut.
Tipps zur Einnahme Bei der Anwendung der verschiedenen Arzneiformen ist auf eine korrekte Handhabung zu achten.
- Halstabletten langsam lutschen. Ein Zerbeißen oder Kauen schwächt die Wirkung ab.
- Zuckerfreie Präparate sind nicht nur für Diabetiker eine gute Empfehlung, sie verhindern zudem, dass die Zähne leiden.
- Die meisten Gurgellösungen werden von anionischen Substanzen (z. B. in Zahnpasten) inaktiviert. Daher muss der Mund vor dem Gurgeln gut mit Wasser ausgespült werden, um Reste der Zahnpasta zu beseitigen.
- Mit einer Gurgellösung ausreichend lange spülen oder gurgeln (am besten 30 bis 60 Sekunden), um eine hinreichende Kontaktzeit zu gewährleisten. Anschließend Lösung ausspucken.
- Rachentherapeutika gleichmäßig über den Tag verteilt nach den Mahlzeiten anwenden. Alternativ mindestens 30 Minuten nach ihrer Anwendung nichts essen, um die Kontaktzeit im Mund- und Rachenraum zu erhöhen.
- Bei Patienten, die zu Allergien neigen, grundsätzlich mögliche Unverträglichkeitsreaktionen berücksichtigen, die für einige Wirkstoffe beobachtet werden (z. B. Chlorhexidin, Hexetidin, Benzocain, Lidocain, quartäre Ammoniumverbindungen, Povidon-Jod). Gleiches gilt für ätherische Öle, Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe.
Vorsicht bei Kindern Bei ihnen können Lutschtabletten allerdings erst eingesetzt werden, wenn die Kleinen kontrolliert lutschen können. Viele Präparate sind zudem erst ab sechs oder zwölf Jahren zugelassen, einige sogar erst ab 18 Jahren. Gurgellösungen haben hingegen teilweise schon für Zweijährige eine Zulassung. Doch praktisch verschlucken sich Kleinkinder häufig, da sie meist noch nicht in der Lage sind richtig zu gurgeln. Oder sie schaffen es noch nicht ausreichend lange, die Lösung im Mund zu bewegen (30 bis 60 Sekunden).
Antiseptika Zur Keimreduzierung werden vor allem lokale Antiseptika angeboten. Povidon-Jod ist gleichermaßen gegen Viren und Bakterien wirksam, wobei bestehende Kontraindikationen wie eine Jodallergie und Hyperthyreose die breite Anwendung einschränken. Sehr verbreitet sind Präparate mit quartären Ammoniumverbindungen wie Benzalkoniumchlorid, Cetylpyridiniumchlorid, Cetrimoniumbromid oder Dequaliniumchlorid.
» Bei länger als drei bis fünf Tage andauernden Halsschmerzen sollte der Betroffene einen Arzt konsultieren.«
Allerdings sind die Substanzen nur schwach antibakteriell (besonders gegen grampositive Erreger) und begrenzt gegen Viren wirksam. Zudem können die Wirkstoffe durch Eiweiß, Eiter oder Serum inaktiviert werden, was mit einem Wirkungsverlust assoziiert sein kann. Als stärker antiseptisch wirksam gelten Chlorhexidin und Hexetidin, die beide eine breite antibakterielle Wirkung gegen grampositive und gramnegative Bakterien besitzen.
Hexetidin zeichnet sich zudem durch antimykotische Effekte gegen Candida aus, die mit der Wirkung von Nystatin vergleichbar sein sollen. Zudem wird eine schwache lokalanästhetische Wirkung auf der Schleimhaut beschrieben. Weisen Sie Ihre Kunden aber darauf hin, dass Chlorhexidin-haltige Lösungen nur bis zu zehn Tage angewendet werden sollten, da sie reversible Zahn- und Zungenverfärbungen auslösen können. Zudem wird aktuell über das allergene Potenzial von Chlorhexidin diskutiert.
Agranulozytose
Bei dieser Erkrankung kommt es zu einem Zusammenbruch des Immunsystems durch eine plötzliche Zerstörung der Granulozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sinkt die Granulozytenzahl im Blut unter 500 Zellen pro Milliliter Blut, ist das klinische Bild der Agranulozytose erfüllt. Der drastische Abfall der Leukozytenzahlen zieht das Auftreten bakterieller und viraler Infektionen sowie Mykosen bis hin zur Sepsis nach sich. Neben Halsschmerzen sind erste Anzeichen Fieber und Entzündungen der Mundschleimhäute. Im weiteren Verlauf können Nekrosen im Genital- und Analbereich, multiple Schleimhaut- und Hautnekrosen sowie eine Lungenentzündung hinzukommen. Wird die Blutbildveränderung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sie tödlich enden.
Agranulozytosen sind sehr selten und werden vorwiegend durch Arzneimittel ausgelöst. Als Risikopharmaka gelten Carbimazol, Clozapin, Dapson, Metamizol, Penicillin G, Procainamid, Propylthiouracil, Rituximab, Sulfasalazin, Thiamazol und Ticlopidin. Zudem stellen einige Analgetika (z. B. Ibuprofen, Diclofenac, Metamizol), Antibiotika (z. B. Ampicillin, Cefuroxim) oder Magen-Darm-Mittel (z. B. Cimetidin, Metoclopramid) eine potenzielle Gefahr für eine Agranulozytose dar.
Als ausgeprägt bakterizid gilt die Kombination aus den beiden Antiseptika Amylmetacresol und Dichlorbenzylalkohol. Weiterer Vorteil ist ihr besonders schnell einsetzender schmerzstillender Effekt. Traditionell kommen auch Präparate mit Aluminiumchlorid zur Anwendung. Sie haben eine adstringierende Wirkung, indem sie durch das oberflächliche Ausfällen von Eiweiß einen Schutzfilm auf der Schleimhaut bilden.
Oftmals werden Lokalantiseptika mit anderen Wirkprinzipien verknüpft. Eine gängige Kombination stellt beispielsweise ihre Verbindung mit Lokalanästhetika dar, um eine schnelle Schmerzlinderung zu erzielen. Ein Zusatz von Menthol wirkt kühlend und wird bei brennendem Rachen als besonders wohltuend empfunden. Auch das Gurgeln mit einer verdünnten, dreiprozentigen Wasserstoffperoxidlösung wirkt desinfizierend und antibakteriell. Der Anwender muss aber tatsächlich genauestens auf die Verdünnung achten, um keine Verätzungen zu erleiden.
Lokalantibiotika Eine keimhemmende Wirkung soll auch mit rezeptfreien Lokalantibiotika erzielt werden. Ihre Effizienz wird unterschiedlich bewertet, zumal die Infektionen im Mund- und Rachenraum vor allem viraler Natur sind. Auch wird auf die potenzielle Gefahr einer Resistenzentwicklung hingewiesen. Heute werden nur noch die Antibiotika Tyrothricin und Fusafungin zur lokalen Bekämpfung von Halsschmerzen eingesetzt.
Um die Keimreduktion zu verstärken, wird das Polypeptidantibiotikum Tyrothricin mit anderen antiseptischen Wirkstoffen kombiniert. Das aus der Pilzart Fusarium lateritium gewonnene Lokalantibiotikum Fusafungin ist hingegen als Monopräparat erhältlich, da es zwei Wirkprinzipien zugleich in sich vereint. Zum einen hat es eine bakterienabtötende (bakteriostatische) Wirksamkeit gegen die Mehrheit der Erreger, die im Bereich der oberen Atemwege pathophysiologisch bedeutsam sind (z. B. Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken).
Zum anderen werden seine antiphlogistischen Effekte bei entzündlichen Infektionen der oberen Luftwege geschätzt. Insbesondere wird es bei einer Laryngitis empfohlen, da es als Spray in tiefe Rachenabschnitte gelangt. Bei der Abgabe des Präparates sollten Sie Ihrem Kunden das Inhalierspray kurz zeigen, da es etwas erklärungsbedürftig ist. Das Spray sieht zwar wie ein herkömmliches Dosieraerosol aus, das viele schon aus der Asthmatherapie kennen. Es wird allerdings beim Sprühen anders herum gehalten. Zudem kann der Patient zwischen zwei verschiedenen Aufsätzen wählen, die entweder eine Anwendung im Mund- und Rachen-Raum oder an der Nase ermöglichen.
Lokalanästhetika und Analgetika Bei starken Schmerzen kann zu Ersteren geraten werden. Ihr örtlich betäubender Effekt wird von vielen Geplagten sehr geschätzt und ihre Anwendung gilt als die wirksamste Methode, Halsschmerzen zu lindern. Potente Lokalanästhetika sind die schon seit langem erhältlichen Substanzen Benzocain und Lidocain, wobei Letzteres ein deutlich geringeres Allergierisiko aufweist.
Darüber hinaus hat sich inzwischen vor allem das als Schleimlöser bekannte Ambroxol bewährt. Aufgrund seiner lokalanästhetischen Wirkung wird es auch als Halstablette zum Lutschen angeboten. Mehrere Studien bestätigen eine signifikante lokalanästhetische Wirkung der Halstabletten mit Ambroxol bei guter Verträglichkeit, die eine sichere, schnelle und lang anhaltende Linderung akuter Halsschmerzen ermöglichen.
Sollte der lokalanästhetische Effekt als unangenehm empfunden werden oder von einem Taubheitsgefühl im Hals begleitet sein, sind schmerzstillende Lutschtabletten mit dem NSAR Flurbiprofen eine sinnvolle Alternative. Sie haben eine schmerzstillende Wirkung ohne zu betäuben und zudem noch antientzündliche und damit abschwellende Effekte. Bei der Applikation verspüren einige allerdings ein Brennen oder Wärmegefühl, was ihre Anwendung einschränkt.
Sind die Schmerzen besonders stark, so dass eine lokale Behandlung keine hinreichende Linderung bietet, können Sie systemische Analgetika oder NSAR wie Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure kurzzeitig empfehlen. Sie bekämpfen Halsschmerzen für mehrere Stunden.
Phytopower nutzen Zudem sind Phytotherapeutika sehr beliebt. Sie werden wegen ihres breiten Wirkspektrums bei guter Verträglichkeit geschätzt. Viele Pflanzen vereinen sogar mehrere Wirkprinzipien miteinander. Zu den Klassikern gehören Pflanzen mit antiphlogistischer (z. B. Kamillenblüten, Salbeiblätter, Spitzwegerichblätter), antiseptischer (z. B. Salbeiblätter, Thymiankraut), schleimbildender (z. B. Spitzwegerichblätter, Isländisch Moos) oder adstringierender (z. B. Salbeiblätter, Lindenblüten) Wirkung.
Die Arzneidrogen können als Tee zubereitet getrunken oder als Gurgellösung verwendet werden. Auch sind sie in Fertigpräparaten zum Lutschen, Sprühen und Gurgeln enthalten. Eine entsprechende Empfehlung ist die Kombination aus Arzneipaprika, Pockholz und Kermesbeere, die es als Tabletten oder Tropfen gibt und die laut Anwendungsbeobachtungen leichte bis mittelschwere Halsschmerzen ebenso wirkungsvoll lindern wie chemisch-synthetische Präparate.
Homöopathische Alternativen Bei Rachenentzündungen bewährt haben sich Aconitum, Apis mellifica, Belladonna, Ferrum phosphoricum, Hepar sulfuris, Mercurius solubilis, Phytolacca oder Silicea als gängige Einzelmittel, die vor allem als Globuli zur Anwendung kommen. Daneben versprechen an Symptomen orientierte Komplexmittel schon beim ersten Kratzen oder auch bei stärkeren Schmerzen im Hals effektive Linderung. Sie sind als Globuli, Tabletten, Tropfen oder Spray erhältlich. Ebenso verspricht eine Kombination aus Atropinum sulfuricum, Hepar sulfuris, Kalium bichromicum, Silicea und Mercurius bijodatus die typischen Krankheitszeichen einer Rachenentzündung von den ersten Beschwerden an zu lindern.
Hausmittel nicht unterschätzen Empfehlen Sie auch Gurgeln mit Salzlösungen (ein Viertel Teelöffel Salz auf ein Glas Wasser) oder das Lutschen von Bonbons. Beide Methoden wirken einer Reizung und einem Austrocknen der Schleimhäute entgegen, was den Heilungsprozess wirkungsvoll unterstützt. Empfehlen Sie Halsschmerzgeplagten daher auch, auf eine ausreichende Befeuchtung der Umgebungsluft sowie eine hohe Flüssigkeitsaufnahme zu achten.
Vor allem das Trinken warmer Getränke (z. B. heiße Zitrone, spezielle Hals- und Rachen-Teemischungen) lindert den Schmerz. Sie fördern die Durchblutung und aktivieren die lokale Abwehr. Ebenso können kalte Flüssigkeiten auf der gereizten Rachenschleimhaut als angenehm empfunden werden. Viel Trinken trägt nicht nur zur Schleimhautbefeuchtung bei, sondern beschleunigt vor allem den Abtransport der Erreger. Ein guter Rat zur Aktivierung der lokalen Abwehr sind auch warme Halswickel. Generell sollte auf das Rauchen verzichtet und eine Rauchexposition vermieden werden.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/13 ab Seite 34.
Gode Meyer-Chlond, Apothekerin / Journalistin