Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und regelmäßige Selbstkontrollen des Blutzuckers bilden die Basis der Diabetes-Therapie. © artursfoto / iStock / Getty Images Plus

Weltdiabetestag | Nierengesundheit

HÄLFTE ALLER DIALYSE-PATIENTEN SIND DIABETIKER

Anlässlich des Weltdiabetestages 2019 möchte die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN) auf die Aufklärung und Risikoerkennung von Diabetes Typ-2 aufmerksam machen. Denn unbehandelt kann die Stoffwechselerkrankung zu erheblichen Folgeschäden, zum Beispiel an den Nieren, führen.

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Laut Deutschem Gesundheitsbericht 2019 sind rund 7,5 Millionen Deutsche an Diabetes mellitus erkrankt – rund 95 Prozent von ihnen an einem Typ-2-Diabetes. Da Symptome erst vergleichbar spät auftreten, geht man davon aus, dass circa zwei Millionen Menschen gar nicht wissen, dass sie an einem behandlungsbedürftigen Typ-2-Diabetes leiden. Daher setzt die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie auf Aufklärung über Früherkennungsangebote und Vorbeugung. „Der Weltdiabetestag mit Aktionen und Informationsveranstaltungen, die wir als Nephrologen ausdrücklich unterstützen, bietet eine gute Gelegenheit, die Bevölkerung über Risiken, Komplikationen und Möglichkeiten der Vorbeugung von Diabetes mellitus aufzuklären und für frühe Anzeichen zu sensibilisieren, damit sie sich rechtzeitig in Behandlung begeben“, erklärt Prof. Dr. Jan Galle, Präsident der DGfN.

Natürlich erkrankt nicht jeder Diabetiker an einer Nierenfunktionsstörung, doch fast die Hälfte aller Nierenerkrankungen ist auf eine diabetische Nephropathie zurückzuführen. Bedeutsam sind die Krankheitsdauer und die Blutzuckereinstellung, denn mit den Krankheitsjahren steigt das Risiko für eine Nierenschädigung. Da die Nieren die Schädigungen lange kompensieren können, treten Symptome erst spät auf – geschädigtes Organgewebe kann sich nicht mehr regenerieren. Daher finden im Rahmen des „Disease Management Programms“ regelmäßige Kontrollen zur Überwachung der Nierenfunktion statt. Voraussetzung: Der Diabetes mellitus wurde im Vorfeld diagnostiziert. Bei Menschen, die nichts von ihrer Krankheit wissen, kann sich die Nierenfunktion unbemerkt derart verschlechtern, dass eine Nierenersatztherapie notwendig werden kann.

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Für diagnostizierte Diabetiker ist es demnach ebenso wichtig, regelmäßige Kontrollen wahrzunehmen. Wichtig sei auch die Kontrolle und bei Bedarf die Einstellung des Blutdrucks, der bei älteren und übergewichtigen Menschen oft erhöht ist. „Je weniger Patienten mit Diabetes ihre Gefäße durch erhöhte Zucker- oder Blutdruckwerte belasten, desto niedriger ist das Risiko für eine chronische Nierenkrankheit“, erklärt Frau Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke, Universitätsmedizin Mainz, Pressesprecherin der DGfN. Die Expertin macht diesbezüglich auch auf die Vorteile moderner Diabetestherapeutika aufmerksam. SGLT2-Inhibitoren haben beispielsweise neben einer blutzuckersenkenden auch eine nierenprotektive Wirkung. Die kürzlich publizierte CREDENCE-Studie konnte zeigen, dass Canagliflozin gemeinsam mit einer Blutdruck-Standard-Therapie (RAAS-Blockade) das Fortschreiten der chronischen Nierenkrankheit bei Typ 2-Diabetes-Patienten signifikant verlangsamen kann. Eine neue Studie soll nun sogar herausfinden, ob auch Nicht-Diabetiker von einer Therapie SGLT2-Inihibtoren profitieren können.

„Würde sich bestätigen, dass auch Nicht-Diabetiker vom nierenschützenden Effekt der SGLT2-Therapie profitieren können, wäre das auch für nierenkranke Patienten ohne Diabetes eine Chance, den Verlauf der Nierenerkrankung positiv beeinflussen zu können“, hofft Frau Prof. Weinmann-Menke.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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