Historie
GROSSE APOTHEKER – WIEGLEB
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Als Sohn eines Advokaten am 21. Dezember 1732 in der kursächsischen Amtsstadt Langensalza geboren, hatte Johann Christian Wiegleb als Kind bei seinem Onkel, Apotheker Johann Georg Reisig, und dessen Sohn Christian Friedrich, Einblick in die Apothekenarbeit erhalten. 1747 begann er in der Marienapotheke Dresden eine sechsjährige pharmazeutische Ausbildung, die unstrukturiert, hart und mit denkbar schlechten Erfahrungen durchsetzt war. Diese Erfahrungen waren damals keine Ausnahme, es gab keine Anleitung, keine Lehrbücher. Das alles zusammen war sicherlich ein Hauptbeweggrund von Wiegleb, 1779 das erste pharmazeutische Privatinstitut zu gründen.
Apothekerzeit und wissenschaftliche Leistung 1754/55 wirkte Wiegleb jedoch zunächst in der Hof-Apotheke Quedlinburg, um nach dem Tod seines Cousins Christian Friedrich Reisig 1755 die Reisigsche Apotheke in Langensalza zu verwalten und ab 1758 zu übernehmen. 1759 verlegte er sie in ein neu erworbenes Haus und errichtete im Keller eines Seitengebäudes ein Laboratorium, das die Grundlage für seine spätere Forschungs- und Lehrtätigkeit bildete.
Seit seiner Lehrzeit widmete sich Wiegleb intensiv dem Studium pharmazeutisch-chemischer Literatur. Der Arzt Ernst Gottfried Baldinger (1738 bis 1804), der sich 1764 in Langensalza niedergelassen hatte, wies ihn bei einem Besuch auf den Zu- und Misstand seines Bücherbestandes hin. Er empfahl Wiegleb moderne chemische Literatur zu erwerben und regte ihn zu eigenen chemischen Untersuchungen an. 1767 veröffentlichte Wiegleb seine erste chemische Abhandlung zur Theorie vom „Acidum pinguis“ (fette Säure).
Es folgte eine Vielzahl weiterer Werke als Monografien und Zeitschriftenaufsätze, die vor allem in der von Lorenz Crell herausgegebenen ersten chemischen Fachzeitschrift „Chemisches Journal” publiziert wurden. Seine wissenschaftshistorische Schrift „Historisch- kritische Untersuchung der Alchemie oder der eingebildeten Goldmacherkunst” war der bedeutendste und überzeugendste Beitrag jener Zeit gegen die Alchemie und für die Chemie als Wissenschaft.
Wieglebs umfangreiche publizistische Tätigkeit als Autor, Herausgeber und Übersetzer – etwa geeigneter lateinischer Werke ins Deutsche – beweisen seine profunden Chemie-, Sprach-, Literatur- und Geschichtskenntnisse. Seine allgemeine Anerkennung als Chemiker führte 1776 zur Aufnahme in die Kaiserliche Deutsche Akademie der Naturforscher (Leopoldina) und in die Kurmainzische Akademie gemeinnütziger Wissenschaften in Erfurt.
Standardisierte wissenschaftliche Ausbildung 1779 gründete Wiegleb in Langensalza das erste pharmazeutische Privatinstitut, in dem insgesamt mehr als 40 junge Apothekergehilfen aus deutschen und europäischen Ländern eine wissenschaftliche Ausbildung erhielten. Mit dem eigens für den Unterricht verfassten „Handbuch der allgemeinen Chemie” erschien 1781 ein Lehrbuch von weitreichender Bedeutung, auch für die folgenden Generationen.
Diese chemisch-pharmazeutische-Lehranstalt wurde Vorbild für zahlreiche weitere Schulgründungen und bildete einen wichtigen Schritt hin zur Verankerung einer akademischen Apothekerausbildung an den Universitäten. Gemeinsam mit dem Langensalzaer Arzt Dr. Johann Christian Traugott Schlegel gab Wiegleb noch 1793 die zweite überarbeitete Auflage des „Deutschen Apothekerbuches” heraus.
Dieses erschien später in weiteren Auflagen und wurde auf längere Zeit Standardliteratur für Apotheker. Wiegleb selbst war ab 1789 durch einen Laboratoriumsunfall jedoch gesundheitlich stark angeschlagen. Er verkaufte 1796 die Apotheke, gab kurze Zeit darauf auch seine Lehranstalt auf und starb am 16. Januar 1800 hochgeachtet in Langensalza.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/12 auf Seite 28.
Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin