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Historie

GROSSE APOTHEKER – GLAUBER

Wer kennt es nicht, das Glaubersalz? Das Abführmittel Natriumsulfat ist unumstößlich mit seinem Namen verbunden. Doch das Lebenswerk des deutschen Apothekers und Alchemisten ist größer.

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Das immer wieder für Fastenkuren nachgefragte drastische Abführmittel wurde zu Glaubers Zeit als universelles Heilmittel gepriesen, erst später reduzierte sich die Anwendung auf ein Mittel gegen Magen-Darm-Erkrankungen und die insbesondere laxierende Wirkung.

1604 im fränkischen Karlsstadt am Main geboren, verwaiste Johann Rudolf Glauber früh, kam in die Obhut eines Karlstadter Apothekers, lernte dort und ging auf Wanderschaft durch Europa. Bekannte Lebensstationen sind Wien, Paris, Regensburg, Marburg, Amsterdam und Basel, wo er seinen Lebensunterhalt durch Verkauf verschiedener Produkte, wie Heilsalben, Pulver, Tinkturen, aber auch als Feuerspiegelmacher verdiente. 1625 in Wien vom „Fleckfieber” befallen, schleppte er sich zu einer Mineralquelle in der Nähe der Wiener Neustadt, trank von dem Wasser und wurde „wie durch eine Wunder” wiederhergestellt.

Später destillierte Glauber eine Wasserprobe zur Trocknung, untersuchte das heilende Salz , das zum größten Teil aus Natriumsulfat bestand. Allerdings berichtete er hierüber erst 1658 in seinem „Tractatus de natura salium”. Fest steht, dass Glauber 1635 als Hofapotheker Landgrafs Georg II. von Hessen- Darmstadt in Marburg an der Lahn heiratete und sesshaft wurde, sich wegen Untreue seiner Frau 1639 aber scheiden ließ und nach Amsterdam ging. Hier heiratete er 1641 in zweiter Ehe Helene Cornelis aus Flensburg, erwarb in der Elandsgracht ein stattliches Haus, in dem er ein Laboratorium einrichtete und verschiedenste Chemikalien für Handel und Handwerk, beispielsweise Spiritus, Salmiakgeist, Ammonsulfat und Salzsäure produzierte.

In Deutschland wenig Glück Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges ging Glauber zurück in sein Heimatland, zunächst 1648 nach Wertheim am Main, 1651 dann in den fränkischen Weinort Kitzingen. Dort machte er sich durch seine Arbeit, den Einstieg in den Weinhandel (Herstellung von Essig und Weinstein aus Weinhefe), Herstellung und Vertrieb seines Arzneimittels „Panacea antimonialis” (vermutlich Antimonpentasulfid) aber wenig Freunde – im Gegenteil: Weinküfer, Apotheker und Mediziner intrigierten und rebellierten gegen ihn.

Ein vierjähriger, verbittert geführter Rechtsstreit gegen Christoph Fahrner, einem Angestellten des Domstifts Speyer, um Rezepturen von Glauber und deren nicht erfolgte Bezahlung, verleidete ihm Kitzingen schließlich so sehr, dass er 1655/56 über Frankfurt am Main nach Amsterdam zurückkehrte. Dort baute er ein Großlaboratorium (Laboratorium Glauberianum) auf, faktisch die erste Chemiefabrik der Welt. Sogar ein Versuchsfeld für Getreidezucht mittels Mineraldünger (Salpeter) gehörte hierzu.

Das Labor arbeitete mit den damals modernsten Methoden, etwa Fraktionierung, Destillation, Naturstoffextraktion, wobei die Apparaturen und Glasgeräte Glauber großteils selbst erfand und herstellte. Neben der Darstellung von Natriumsulfat, seinem „Sal mirabile”, entwickelte Glauber viele neue technische Verfahren zur Chemikalienherstellung (Gewinnung von Salpetersäure, Schwefelsäure, Salzsäure etc.). Ab 1660 litt Glauber unter einer geheimnisvollen Krankheit – womöglich Vergiftungsfolge seiner Experimente mit Quecksilber, Arsen und Antimon, die zu Lähmungserscheinungen, starkem Gewichtsverlust und 1666 schließlich Bettlägerigkeit führte.

1668, also zwei Jahre vor seinem Tod 1670, verkaufte er sein „Laboratorium” sowie seine umfangreiche Bibliothek. Deren Inhalt zeigt auf, dass Glauber ein vielseitiger Gelehrter war, obwohl er selbst betonte, er habe sich viel autodidaktisch auf seinen Reisen etc. angeeignet und nie die „Hohen Schule” besucht, da die „Physika, wie sie auf den Hohen Schulen gelehret” zu nichts nütze sei. Glaubers Werk selbst (u. a. „Furni Novi Philosphici”, neue philosophische – also chemische – Öfen; „Glauberus Concentratus”; das siebenbändige Werk „Opera omnia”) ist mit 40 gedruckten Schriften sehr umfangreich.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/12 auf Seite 28.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

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