Neue Art | Höhlenfisch
GOURMET IM REICH DER DUNKELHEIT
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Warum eigentlich? Wieso ist ein Fisch, der sich im dunklen Wasser eines komplizierten Höhlensystems nördlich des Bodensees all die Jahre hindurch extrem gut versteckt hat, so interessant für die Forscher?
Weil er schon etwas ganz Besonderes ist. Ein Höhlenfisch entwickelt sich als Art immer separat und abgeschottet von der Außenwelt, durchmischt sich also nicht mit anderen Arten. Eine Mini-Evolution also, die sich sehr gut studieren und analysieren lässt. Fische, die in dunklen Höhlen leben, weisen besondere Merkmale auf: Da sie sowieso kein Licht zu sehen bekommen, haben sie sehr kleine Augen - oder gar keine, wie der Grottenolm. Der ein ähnlich blasses Geschöpf darstellt wie dieser Fisch: weil auch alle anderen nichts sehen können, braucht er sich farbentechnisch auch nicht an die Umgebung anzupassen.
Um jedoch irgendwie an Nahrung zu kommen, muss er diese auch finden. Das erreicht er durch lange Barteln am Maul, die wie Schnüre herabhängen und die Strömungswiderstände und Objekte ertasten, sowie extrem gut ausgebildete Riech- und Geschmackssinne. Der Höhlenfisch ist sozusagen ein Gourmet im Reich der Dunkelheit.
Jetzt wurde er ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Zu verdanken hat er das einem besonders aufmerksamen Taucher, einer der wenigen, die im Besitz einer Ausnahmegenehmigung sind, die komplizierten Höhlen an der Aachquelle zu erforschen. Joachim Kreiselmaier, der damals mit Kameraausrüstung und starken Lampen unterwegs war, fielen die durchschimmernden Blutgefäße an den Seiten des pigmentarmen Fisches auf: „Da war mir klar, das ist etwas Besonders“; er unterschied sich einfach zu stark von den sonst üblichen Bodenseefischarten.
So weit nördlich ist noch nie ein Höhlenfisch entdeckt worden. Und dann ist er auch noch der erste europäische Höhlenfisch. 20 000 Jahre hatte er Zeit, sich ungestört zu entwickeln. Jetzt soll der kleine Blindfisch aus der Familie der Bachschmerlen bald einen eigenen lateinischen Artnamen bekommen.
Alexandra Regner, PTA und Redaktion