Ein roter Wecker liegt auf einem Stapel Mund-Nasen-Masken.
Alles zu seiner Zeit: Die Wirkstoffentwicklung braucht Zeit, aber es wird sie geben, die maßgeschneiderten Wirkstoffe gegen COVID-19. © lusia599 / iStock / Getty Images Plus

Zeit | Wirkstoffentwicklung

GEIST, GEDULD, GLÜCK UND GELD

… das ist es, was die Wirkstoffentwicklung kostet und maßgeschneiderte Wirkstoffe gegen das Coronavirus sind keine ferne Zukunftsmusik. Bereits im Frühjahr sollen die ersten klinisch geprüft werden.

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Die vier Gs sind laut Nobelpreisträger Paul Ehrlich notwendig für einen medizinischen Erfolg. An Geist fehle es nicht, so Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, besonders mit Blick auf die zahlreichen ambitionierten Forschungsvorhaben, die nach einem aussichtsreichen Wirkstoff gegen COVID-19 suchen. Auch an Geld mangelt es nicht. Geduld kann man nicht verkürzen und Glück braucht es immer.

Aber vor allem braucht die Wirkstoffentwicklung Zeit. Normalerweise braucht es bis zur Einführung eines Arzneimittels etwa zehn Jahre und 300 Millionen bis zu einer Milliarde Euro. „Man kann sich also vorstellen, was es bedeutet, sich hier auf den Weg zu machen, um eine antivirale Substanz zu entwickeln, von der man zudem nicht weiß, ob sie am Ende noch gebraucht wird“, so Schubert-Zsilavecz.

Der Grund für die Dauer liegt im Nachweis von Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und pharmazeutischer Qualität. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die europäische Zulassungsbehörde EMA alles tun wird, um Arzneimittel erst dann zuzulassen, wenn sie wirklich sicher und wirksam sind“, sagte Schubert-Zsilavecz.

Inzwischen sei die räumliche Struktur der Corona-Polymerase entschlüsselt worden: „Wir können den Steckbrief unseres Feindes an die Wand pinnen“, so der Professor. Auf dieser Basis würden nun mit Nachdruck in chemischen Laboren antivirale Substanzen entwickelt, die die RNA-Polymerase viel effektiver als Remdesivir hemmten. Erste Kandidaten sollen laut Schubert-Zsilavecz spätestens im Frühjahr in der klinischen Prüfung sein. In ähnlicher Weise stelle sich die Situation für ein zweites Schlüsselenzym der Virusvermehrung von SARS-CoV-2 dar: die Protease. Man brauche aber maßgeschneiderte Therapien.

Im Januar oder Februar sollen erste Substanzen in Phase I der klinischen Prüfung gehen und dann über beschleunigte Verfahren in Phase II und III kommen.

Wissenschaftler der Columbia University, New York, haben eine Arbeit publiziert, in der sie über die Herstellung und präklinische Testung eines dimeren Lipopeptids berichten. Das Molekül konnte nasal appliziert Frettchen vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützen.

Der von den Wissenschaftlern konstruierte Fusionsinhibitor besteht aus zwei identischen Peptidketten von 36 Aminosäuren, die einem Teilbereich des viralen Spike-Proteins entsprechen. Diese Ketten sind über ein pegyliertes Cholesterol-Molekül miteinander verknüpft. Der Lipopeptid-Inhibitor verhindert die Fusion des Virus mit der Wirtszelle. Dies konnte für vier verschiedene Pandemieviren, aber auch für SARS- und teilweise auch für MERS-Viren, gezeigt werden.

Auch in vivo ließ sich die schützende Wirkung an Frettchen demonstrieren. Wurde den Tieren täglich intranasal eine Dosis des Inhibitors verabreicht, verhinderte dies vollständig die Übertragung des Coronavirus, obwohl die Tiere 24 Stunden in Käfigen zusammen mit infizierten Tieren gehalten wurden.

Laut Angaben der Forscher ist der Lipopeptid-Inhibitor hochstabil und nicht toxisch. Er ließe sich daher leicht in eine sichere und wirksame Arzneiform überführen, die prophylaktisch eingesetzt werden kann.

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/nur-noch-eine-frage-der-zeit/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/nasenspray-verhindert-corona-infektion-im-tierversuch-121774/?utm_source=E-Mail&utm_medium=Newsletter&utm_campaign=TDT-12-11-2020

www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.11.04.361154v1

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