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Krebserkrankungen

GEFAHR VOR UND NACH DEN WECHSELJAHREN

Krebs des Gebärmutterkörpers tritt meist nach den Wechseljahren durch die Hormonumstellung auf. Er darf nicht mit Gebärmutterhalskrebs verwechselt werden, der in jungen Jahren durch Viren ausgelöst wird.

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Die Gebärmutter (Uterus) ist ein Hohlorgan im Bauchraum der Frau, das aus Gebärmutterkörper (Korpus) und Gebärmutterhals (Zervix) besteht. Während in den oben liegenden Gebärmutterkörper die Eileiter münden, verbindet der darunterliegende Gebärmutterhals den Korpus mit der Scheide. In beiden Abschnitten kann es zu Krebserkrankungen kommen. Jährlich gibt es ungefähr 12 000 neue Fälle von Krebs des Gebärmutterkörpers (Korpuskarzinom) in Deutschland, womit er zu den häufigen Krebsarten bei Frauen zählt. Das Durchschnittsalter für die Erkrankung beträgt etwa 68 Jahre, vor dem 40. Lebensjahr tritt die Krankheit selten auf. Krebs des Gebärmutterhalses (Zervixkarzinom) ist mit etwa 4000 Neuerkrankungen pro Jahr deutlich seltener, dafür sind die Betroffenen meist jünger. Das Durchschnittsalter liegt hier bei 53, für Krebsvorstufen sogar bereits bei 34 Jahren.

Die Hormone sind schuld 80 Prozent aller Korpuskarzinome des Uterus sind hormonabhängig. Nur ein sehr geringer Anteil von etwa zwei bis fünf Prozent bildet sich aus mutierten Muskelzellen, was häufig bei Brustkrebspatientinnen der Fall ist, die mit Tamoxifen behandelt wurden. Die überwiegende Mehrheit der Tumore entsteht jedoch aus atypischen Gewebsvermehrungen der Schleimhaut, mit der die Gebärmutter ausgekleidet ist (Endometrium). Bei menstruierenden Frauen erneuert sie sich ungefähr einmal im Monat mittels eines fein ausbalancierten Hormonhaushalts. Am Anfang eines Zyklus wird das Hormon Estrogen ausgeschüttet, das die Schleimhautzellen zum vermehrten Wachstum anregt, sodass der Uterus für eine potenzielle Schwangerschaft ausgekleidet und vorbereitet wird. Nistet sich kein befruchtetes Ei ein, sorgt eine vermehrte Ausschüttung von Progesteron dafür, dass die oberen Schleimhautschichten abgestoßen werden.

Vielfältige Risikofaktoren In den Wechseljahren wird zwar die Bildung der Geschlechtshormone heruntergefahren, doch Estrogen wird vom Körper auch im Fettgewebe, vor allem im Bauchfett produziert. Da nun aber die hormonelle Kontrolle durch Progesteron fehlt, kann es zu einem übermäßigen Wachstum der Schleimhaut und damit zu einem Endometriumkarzinom kommen. Übergewicht gilt daher bei Frauen nach der Menopause als wichtiger Risikofaktor. Dies gilt umso mehr, wenn sie sich wenig bewegen, Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes haben, nie schwanger waren oder ihre Kinder nicht gestillt haben.

Früher war auch eine Hormonersatztherapie gegen Wechseljahrsbeschwerden ein Risikofaktor, da man nur Estrogen verabreichte. Mittlerweile erhalten Frauen, die noch eine Gebärmutter besitzen, eine solche Behandlung nur in Kombination mit Gestagenen, und auch nur über einen gewissen Zeitraum. Dass eine in-vitro-Fertilisation das Risiko von Gebärmutterkrebs durch die intensive und langfristige Hormongabe erhöht, wird als wahrscheinlich erachtet, ist jedoch wissenschaftlich nicht belegt. Bei manchen Frauen ist das hormonelle Gleichgewicht allerdings schon vor den Wechseljahren gestört.

Sie produzieren Progesteron nicht in ausreichendem Maße, sodass es zu einer schwächeren monatlichen Abstoßungsreaktion kommt. Dadurch kann sich das Endometrium verdicken (Endometriumhyperplasie), was die Entstehung eines Tumors ebenfalls begünstigen kann. Ein erhöhtes Risiko haben auch Frauen, die ihre Regelblutung sehr früh haben oder Frauen, deren letzte Regelblutung erst nach dem 55. Lebensjahr eintritt. Kommen in der Familie gehäuft Fälle von Gebärmutter-, Eierstock- oder Darmkrebs vor, kann eine genetische Disposition vorliegen, zum Beispiel ein Lynch- oder Cowden-Syndrom. Von diesen Syndromen Betroffene haben ein generell erhöhtes Krebsrisiko und geben dieses zum Teil mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit an ihre Kinder weiter.

Hauptsymptom: Blutungen Korpuskarzinome verursachen zunächst keine deutlichen Symptome. Eine Blutung nach der Menopause kann jedoch ein erster Hinweis darauf sein. Allerdings werden die Abstände zwischen den Blutungen in den Wechseljahren größer und unregelmäßiger, sodass es schwierig ist, die wirklich „letzte“ Blutung zu bestimmen. Kam es jedoch schon längere Zeit zu keiner Blutung mehr, sollte man eine erneute unbedingt abklären lassen. Weitere Symptome können Ausfluss, Schmerzen beim Sexualverkehr oder beim Wasserlassen sowie generelle Schmerzen in der Beckenregion sein. Vor der Menopause sind Zwischen- und Schmierblutungen sowie ein fleischfarbener Ausfluss Warnhinweise. All diese Symptome sollten umgehend beim Frauenarzt abgeklärt werden.

Die Gebärmutter hat die Form einer etwa zehn Zentimeter großen Birne und wiegt rund 60 Gramm.

Schnell handelnDrei Viertel aller Korpuskarzinome werden in einem frühen Stadium diagnostiziert. Eindeutig ist das durch eine Biopsie möglich, die meist nach einem verdächtigen Ultraschall durchgeführt wird. Die Therapie wird je nach Tumorstadium und gesundheitlichem Zustand der Patientin individuell gewählt. Dabei wird meist eine Operation durchgeführt, bei der Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke sowie je nach Stadium auch umliegende Lymphknoten entfernt werden. Die Operation kann mittels Bauchschnitt oder auch minimal-invasiv mittels Bauchspiegelung erfolgen, wobei die Gebärmutter durch die Scheide entfernt wird.

Ist eine Operation nicht möglich, kann alternativ eine Bestrahlung erfolgen. Um das Risiko für ein Wiederauftreten der Erkrankung zu minimieren, kann je nach Größe und Ausbreitung des Tumors nach der OP noch eine Bestrahlung, eventuell auch in Kombination mit einer Chemotherapie nötig sein. Risikopatientinnen wird zumindest eine Bestrahlung der Scheide nach der Operation empfohlen. In den ersten beiden Jahren ist eine engmaschige Kontrolle im Abstand von drei Monaten nötig. Früh erkannt ist Gebärmutterkrebs gut heilbar.

Viren als Ursache Im Gegensatz zum Krebs des Gebärmutterkörpers wird Gebärmutterhalskrebs durch Humane Papillom-Viren (HPV) hervorgerufen. Mit diesen Viren infizieren sich Frauen bereits in jungen Jahren beim Geschlechtsverkehr. Es dauert dann Jahre, bis das Gewebe entartet, meist sind es Zellen des Plattenepithels am Übergang zur Gebärmutterschleimhaut am Muttermund. Frühe Stadien und kleine Tumoren werden operiert, in späteren Stadien kommen Bestrahlung und Chemotherapie zum Einsatz. Früh erkannt hat das Zervixkarzinom gute Heilungschancen.

Da der Muttermund gut zugänglich ist und die gesetzliche Früherkennung einmal im Jahr einen Abstrich von Zellen am Gebärmutterhals vorsieht, kann der regelmäßige Besuch beim Frauenarzt lebensrettend sein. Seit 2006 gibt es auch eine Impfung gegen HPV-Viren. 2014 wurde das Alter, in dem diese Impfung stattfinden sollte, auf 9 bis 14 Jahre gesenkt. Dass sie erfolgreich ist, belegt eine Meta-Analyse des Cochrane-Netzwerks: Von 100 000 geimpften Frauen erkrankten nur zwei an Gebärmutterhalskrebs, bei den ungeimpften waren es hingegen 164.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/19 ab Seite 70.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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